«Plan lumière»: Wie viel Licht darf es denn sein?

Der Plan Lumière hat zum Ziel, die Beleuchtung im Stadtkern von Zofingen zu optimieren. Die Lichtfarben soll vereinheitlicht, die Stadteingänge sichtbarer gemacht werden.  zvg
Der Plan Lumière hat zum Ziel, die Beleuchtung im Stadtkern von Zofingen zu optimieren. Die Lichtfarben soll vereinheitlicht, die Stadteingänge sichtbarer gemacht werden. zvg

1667

Die erste Strassenbeleuchtung richtete Paris im Jahr 1667 ein. Die Regierung hoffte, das nächtliche Treiben so besser überwachen zu können. Andere Städte zogen langsam nach. In der Schweiz verfügte Zürich ab 1806 über 100 öffentliche Öllaternen.

Jahrtausendelang galt die Nacht als etwas Feindliches. Bei Dämmerung zogen sich die Menschen in ihre Häuser zurück, verriegelten Fenster und Türen. Die Stadttore wurden geschlossen. Tempi passati. Auf Satellitenfotos, welche die Welt bei Nacht zeigen, leuchtet Europa wie ein Lampengeschäft. Lichtverschmutzung nennen das die Fachleute. In den letzten 20 Jahren haben die künstlichen Lichtemissionen um 70 Prozent zugenommen – mit negativen Folgen für Mensch, Natur und Umwelt, aber auch auf die nächtliche Stimmung in einer Altstadt.

Gegensteuer geben
Der Zofinger Stadtrat will Gegensteuer geben und hat einen Plan Lumière ausarbeiten lassen. Dieses umfassende Beleuchtungskonzept basiert auf einer ebenso umfassenden Analyse des Ist-Zustands. Sie hat gezeigt, dass die gemessenen Beleuchtungsstärken teilweise zu gering, für die Wahrnehmung aber ausreichend sind. Insbesondere seien die Hauptzugänge zur Altstadt heute zu schwach beleuchtet und die Lichtfarben bei den einzelnen Zugängen unterschiedlich – kleine Passagen oft heller ausgeleuchtet als die Hauptzugänge. Grosse Lichtmengen gehen in der Altstadt von Schaufenstern aus. Sie beleuchten den Strassenraum ungeplant und wirken oft blendend.

Ein Weg zurück zur Normalität, zu einer massvollen, zielgerichteten und zweckmässigen Beleuchtung tut aus Sicht des Stadtrats not. So sieht es auch der Gesetzgeber. Das Bundesgesetz über den Umweltschutz schreibt vor, dass Lichtemissionen gemäss dem Vorsorgeprinzip «so weit zu begrenzen sind, als dies technisch und betrieblich möglich und wirtschaftlich tragbar ist». Was bedeutet dies für den Plan Lumière und die Zofinger Altstadt?

Die bestehende Beleuchtung des Stadtkerns mit Quecksilberdampf-Lampen funktionier zwar lichttechnisch recht gut, weist jedoch Defizite bei der Farbwiedergabe und der Energieeffizienz auf. Dank LED-Lampen soll der Energieverbrauch mehr als halbiert werden. Optisches Ziel für den Altstadtkern ist eine einheitliche Lichtfarbe – und die Verwendung von überwiegend gleichen Leuchtentypen. Insbesondere bei den Stadteingängen soll auch mit «Anstrahlungen», mit angeleuchteten Fassaden gearbeitet werden. Eine Minimierung der Lichtemissionen und der Blendung (mithilfe von Lichtprojektoren) ist Pflicht. Was auch festgestellt wurde: Mit Ausnahme des Thut-Brunnens ist kein Wasserspender in der Stadt der Brunnen beleuchtet – wie auch die Fenster der Kirche ein Schattendasein fristen. All dies soll korrigiert werden.

Die öffentliche Beleuchtung der Strassen und Gassen kann allerdings nur dann die gewünschte Wirkung erzielen, wenn sie mit der Lichtmenge von Werbungen oder Schaufensterbeleuchtungen abgestimmt ist. Vielerorts seien Schaufenster mit zu gleichmässiger, undifferenzierter Ausleuchtung oder Bildschirme mit sich verändernden Motiven zu sehen. «Anstelle einer gezielten Produktpräsentation wird auf diese Weise eine wenig ansprechende Beleuchtung erzeugt», stellt die Studie fest. Folge man der Empfehlung, würde der Energieverbrauch für ein grosses Schaufenster um rund 84 Prozent reduziert – womit sich die Investition innert elf Monaten ausbezahlen würde.

Vorlage an den Einwohnerrat
A propos Kosten: Noch für dieses Jahr ist eine Vorlage an den Einwohnerrat in Aussicht gestellt. In einer Präsentation des Projekts wurden Grobkosten genannt – priorisiert und in Varianten unterteilt. Insgesamt wird es um einige hunderttausend Franken gehen.