Plastikmüll ist kein Kehricht – positive erste Bilanz in Sachen Kunststoffrecycling

Die REWAG-Vignette (Bild: blt)
Die REWAG-Vignette (Bild: blt)

REWAG neu mit Vignette

OFTRINGEN

Seit dem 1. Januar müssen Benutzerinnen und Benutzer der Sammelstelle der REWAG in Oftringen eine Jahresvignette für 10 Franken erwerben. Nachdem der Vertrag mit der Gemeinde Oftringen im letzten Jahr ausgelaufen war, führt das Recycling- und Entsorgungscenter die öffentliche Sammelstelle auf privater Basis weiter. Zuvor subventionierte die Gemeinde die REWAG mit 6 Franken pro Einwohner. «Die Alternative wäre gewesen, die Sammelstelle zu schliessen», sagt Erich Müller, Geschäftsführer und Gründer der REWAG. Er betont: «Dadurch, dass die Gemeinde die Abfallgebühren gleichzeitig um 12 Franken gesenkt hat, entstehen für die Bevölkerung keine Mehrkosten.» Bisher seien etwa 3000 Vignetten verkauft worden. Damit würden unter anderem Personalkosten gedeckt. Ohne die Vignette wäre dies nicht möglich, weil die relativ hohen Kosten durch den Zerfall der Rohstoffpreise nicht mehr vom Material aus der Sammelstelle gedeckt werden können. Das Konzept einer jährlichen Nutzungsgebühr wird von anderen Sammelstellen bereits angewendet. (twa)

«Bring Plastic Back» – so lauten der Name und zugleich die Aufforderung des Projektes zur Kunststoffrezyklierung, das verschiedene Unternehmungen aus dem Gebiet zwischen Olten, Zofingen und Willisau im September lancierten. In den rund 30 Dörfern und Städten kann Plastikabfall neu in speziell dafür vorgesehenen Säcken getrennt vom Kehricht entsorgt werden. Der Müll gelangt zur Firma Innorecycling AG in Eschlikon, Kanton Thurgau. Diese verarbeitet die Kunststoffe weiter und produziert daraus beispielsweise Paletten, Rohre oder Transportverpackungen. Mehrere Firmen aus der Region sind an «Bring Plastic Back» beteiligt, so unter anderem das Gloor Recycling Center Zofingen und die Gasser AG aus Dagmersellen, die das Projekt initiierte.

Kunststoffrecycling boomt

Markus Gasser, Geschäftsführer der Gasser AG, zieht nach den ersten vier Monaten des Projektes eine positive Bilanz. «Die Sammelsäcke verkauften sich von Anfang an sehr gut», sagt er. Insbesondere die Haushalte machen gut mit. «Der Fremdanteil unter den Kunststoffabfällen ist sehr klein. Das zeigt, dass diejenigen, die die Sammelsäcke verwenden, auch wirklich davon überzeugt sind.»

Anfangs seien einige Kunden skeptisch gewesen, wo sie mit dem weiteren Abfallsack hinsollen. «Diese Sorge hat sich jedoch ziemlich schnell erledigt, die Leute arrangierten sich.» Weniger gut läuft es mit dem Gewerbe. Viele Unternehmen täten sich bei der Einführung des Plastikrecyclings schwer.

Dieter Gloor, Geschäftsführer der Gloor Transport AG und des dazugehörigen Gloor Recycling Centers, bestätigt die Erfahrungen von Gasser. «Wir hätten nie erwartet, dass die Leute so fleissig Kunststoff sammeln.» Monatlich kommen bei der Gloor Transport AG rund fünf Tonnen davon zusammen. «Das klingt nicht nach viel», sagt Gloor. «Wenn man jedoch bedenkt, wie leicht die Kunststoffabfälle sind, dann ist das eine unglaubliche Menge.» Die Resonanz der Kunden auf das Projekt sei durchweg positiv ausgefallen.

Dass der Plastik in der Schweiz bleibe und nicht mehr nach China exportiert werde, sei ein grosser Vorteil. «Wir können nun genauestens nachvollziehen, was mit den Abfällen geschieht. Diese Transparenz war bei den Exporten nach China nicht gewährleistet», sagt Gloor. Das heutige Vorgehen sei in jeder Hinsicht nachhaltiger.

Auf der Suche nach Plastikabfall

Das Kunststoffrecycling ist in der Schweiz nach wie vor ausbaufähig. Im Frühling führt die Gasser AG das Entsorgungssystem an ihrem Firmenstandort im Tessin ein. «Die grosse mediale Präsenz von ‹Bring Plastic Back› hat eine Kettenreaktion ausgelöst», sagt Markus Gasser. «Viele Ortschaften führen das Recyclingsystem nun neu ein.» So auch Bellinzona und Lugano, die Gasser versorgen wird. Der Bedarf nach hochwertigem Plastikabfall ist ungebrochen: Unternehmen wie die Innorecycling AG könnten nach wie vor noch mehr Kunststoffabfall weiterverarbeiten.

«Wir hätten nie erwartet, dass die Leute so fleissig Kunststoff sammeln.» Dieter Gloor Geschäftsführer Gloor Transport AG, Zofingen
«Wir hätten nie erwartet, dass die Leute so fleissig Kunststoff sammeln.» Dieter Gloor Geschäftsführer Gloor Transport AG, Zofingen
«Die Sammelsäcke verkauften sich von Anfang an sehr gut.» Markus Gasser Geschäftsführer Gasser AG, Dagmersellen
«Die Sammelsäcke verkauften sich von Anfang an sehr gut.» Markus Gasser Geschäftsführer Gasser AG, Dagmersellen