
Plus 5,7 Prozent Steuerertrag: Zofingens Kassen klingeln wie noch nie
Der Steuerertrag Zofingens hat die für 2020 budgetierten Werte deutlich übertroffen, und zwar um 2,13 Millionen Franken oder 5,7 Prozent, wie die Stadt am Dienstag mitteilte. Die einzelnen Positionen sehen wie folgt aus:
Bei den Einkommens- und Vermögenssteuern der natürlichen Personen stieg der Ertrag im Vergleich zum Vorjahr um markante 3,36 Millionen Franken oder 11 Prozent an. «Dabei sind die Sollstellungen für das aktuelle Rechnungsjahr um 2,05 Millionen, die Nachträge aus Vorjahren um 1,33 Millionen höher ausgefallen», schreibt der Stadtrat. Der starke Anstieg bei den Sollstellungen begründe sich einerseits durch einen Zuwachs um 122 Steuerpflichtige, andererseits durch ein weiteres qualitatives Wachstum um rund 3 Prozent, heisst es dazu weiter.
Die Quellensteuererträge fielen 2020 um 290 000 Franken oder 21 Prozent höher aus als budgetiert. Im Vergleich zum Vorjahr sind diese Erträge sogar um 360 000 Franken oder 27 Prozent angestiegen. Die Höhe der Quellensteuererträge ist davon abhängig, wie viele quellenbesteuerte Personen in Zofingen beschäftigt werden. «Diese Parameter ändern sich relativ schnell, auch weil quellensteuerpflichtige Personen vor allem nach Erhalt der Niederlassungsbewilligung C ordentlich besteuert werden», heisst es dazu.
Die Erbschafts- und Schenkungssteuern übertrafen das Budget deutlich, während die übrigen Sondersteuern im Rahmen der Erwartungen ausfielen. Gesamthaft kamen 2020 1,33 Millionen Franken an Sondersteuern in die Gemeindekasse, das Budget wurde damit um 420 000 Franken übertroffen. «Sondersteuern fallen ereignisorientiert an und führen mit Ausnahme der Hundesteuern zu unregelmässigen, schwierig zu budgetierendenErträgen. Der Ertrag im Jahr 2020 stellt den fünfthöchsten Wert im 10-Jahres-Vergleich dar», schreibt der Stadtrat dazu.
Bei den Steuern von juristischen Personen wurde das Budget erneut verfehlt: Im Vergleich zum Vorjahr sind die Erträge wieder tiefer ausgefallen, diesmal um 110 000 Franken oder 3,71 Prozent, das Budget wurde um 1,11 Millionen verpasst. Damit liegen die Erträge um rund 460 000 Franken unter dem Durchschnitt der letzten 15 Jahre. Zurückzuführen ist das schlechte Ergebnis sowohl auf tiefere Sollstellungen für das laufende Jahr als auch auf negative Nachträge aus den Vorjahren. «Die Zofinger Firmen erzielen im Durchschnitt eine relativ geringe Wertschöpfung: Pro Arbeitsplatz und Jahr resultierten 2020 Steuereinnahmen zu Gunsten der Stadt von lediglich rund 260 Franken.» Von der Gesamtsteuer, die ein Unternehmen zu bezahlen hat, geht lediglich ein Anteil von knapp 20 Prozent an die Stadt, die restlichen gut 80 Prozent entfallen auf den Bund und den Kanton.
Die Zahlungsmoral ist gut – trotz der Pandemie
Per Ende 2020 resultierte ein Veranlagungsstand bei den Steuererklärungen 2019 von 84 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr ist dieser um 6,6 Prozentpunkte angestiegen. Die Vorgabe des Regierungsrats für das Jahr 2020 von 75 Prozent wurde damit klar übertroffen. «Trotz Corona-Pandemie ist in Zofingen bisher keine wesentliche Verschlechterung der Zahlungsmoral festzustellen», schreibt der Stadtrat. Die fälligen Ausstände seien im Vorjahresvergleich auf tiefem Niveau nur leicht angestiegen. Die Anzahl gewährter Stundungen und Ratenzahlungen sei ähnlich hoch wie in den Vorjahren.
Nachgefragt bei Hans Ruedi Hottiger
Herr Hottiger, Zofingen legt einen sehr guten Steuerabschluss vor. Zufrieden? Ja, es sieht sehr gut aus. Man muss es allerdings differenziert betrachten. Bei den natürlichen Personen ist es uns gelungen, mit unser Siedlungsstrategie die Steuereinnahmen markant zu steigern. Einerseits bietet Zofingen eine gute Wohnqualität, andererseits finden Zuziehende Dienstleistungen, die für sie wichtig sind – ich denke an die Tagesstrukturen, die Kitas oder die Frühförderung. Das zieht gute Steuerzahlende an. Manche kritisieren, Zofingen wachse zu stark. Zofingen soll wachsen, aber langsam und vor allem nicht unkontrolliert. Wir hatten in den letzten Jahren ein moderates, aber stetiges Bevölkerungswachstum – gleichzeitig sind qualitativ gute Überbauungen entstanden. Was nicht so toll ist: Wir haben zwar sehr viele Arbeitsplätze, aber insgesamt eine tiefe Wertschöpfung. Ergo braucht Zofingen mehr Firmen mit einer hohen Wertschöpfung. Zofingen ist die Gemeinde mit den drittmeisten Arbeitsplätzen im Kanton. Es kann für uns auf längere Sicht nicht das Ziel sein, aus mehr als 10 000 Arbeitsplätzen 2,7 Millionen Franken Steuererträge zu generieren. Wir sind mit der Wirtschaftsförderung seit einiger Zeit daran, das zu verbessern. Aber das dauert – es hat auch lange gedauert, bis sich die Siedlungsstrategie bei den natürlichen Personen ausbezahlt hat. Wie heftig werden die Steuereinnahmen dieses Jahr wegen Corona einbrechen? Ich bin felsenfest überzeugt: Die richtig gravierenden Auswirkungen der Pandemie werden wir erst 2022 sehen. Dann wird die Arbeitslosenunterstützung, die jetzt greift, für viele auslaufen. Das wird sich auf die Steuereinnahmen auswirken, gleichzeitig werden mehr Menschen auf Sozialhilfe angewiesen sein. Dann könnte es richtig heftig werden.«Es dauerte, bis sich die Siedlungsstrategie ausbezahlt hat»