Politiker sind keine Sportsmänner

Verliert der FC Aarau so wie am vergangenen Donnerstagabend ein Spiel, dann äussert sich FCA-Captain im Match-Interview folgendermassen: «Ich muss Rapperswil ein Kompliment machen. Wir haben zu viele einfache Fehler gemacht.» Verlieren die No-BillagInitianten ihre wichtige Abstimmung haushoch, klingt es so: «Es ist ein grosser Erfolg, dass wir in einem Land leben, in dem sich die Bevölkerung überhaupt dazu äussern durfte.» Seien wir ehrlich. Dieses Abstimmungsresultat ist eine Klatsche sondergleichen, welche vor dem vorletzten Sonntag wohl nicht einmal in den schlimmsten Albträumen der Initianten Platz gefunden hätte. Politiker reden ihre Niederlagen schön. Sie machen den unfairen Kampf des Gegners oder die Massenmedien für ihr Scheitern verantwortlich. Und Politiker können keine Fehler zugeben. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Die Sorge um das eigene Image ist zu gross: Welche Wählerin oder welcher Wähler will in der Politik schon von einem Verlierer vertreten werden?

Fast schon als Exot gilt in dieser Hinsicht SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner. Als er 2011 im zweiten Ständeratswahlgang scheiterte, gestand er gegenüber den Medien ein: «Wir haben verloren, das ist so.» Nichts gäbe es schönzureden. Seine Authentizität ist einer der Gründe, weshalb er weit über die Parteigrenzen hinaus auf Anerkennung stösst. Er ist der Beweis dafür, dass es möglich ist, auf die ewigen SchönredeFloskeln der Verlierer zu verzichten und gleichwohl ein anerkannter Politiker zu sein. In der Politik gibt es – wie im Sport – Gewinner und Verlierer. Die meisten Sportler stehen zu ihren Fehlern. Politiker dürfen das auch.

Waltsworte ist die regelmässige Kolumne von Tobias Walt, Redaktionsleiter bei Radio Inside.