Polizei warnt: Internetbetrüger haben in der Weihnachtszeit Hochsaison

Es ist der Winter der Isolation und des Zuhause Bleibens. Viele Menschen kaufen im Coronawinter 2020 ihre Geschenke online ein und halten sich allgemein mehr im Internet auf. Die perfekten Bedingungen für Onlinebetrüger, warnt die Kantonspolizei Aargau mitten in der Weihnachtszeit.

«Sehr aktuell sind sogenannte Fakeshops», sagt Corina Winkler, Mediensprecherin der Kantonspolizei Aargau. «Internetseiten, die aussehen wie ein echter Onlineshop. Man bestellt die Ware, bekommt sie aber nie.» Solche gefälschten Shops gebe es vermehrt, wie die Anzeigen bei der Kantonspolizei zeigten. Angeboten wird von Gamekonsolen über Handys und vermeintlichen Markenartikeln bis hin zu Hundewelpen alles. «Es sind teure Artikel, die man gerade zu Weihnachten gerne verschenken möchte.»

Falle man erst auf einen solchen Shop rein, sei es selbst bei einer Anzeige praktisch unmöglich, die Betrüger ausfindig zu machen, sagt Corina Winkler. Denn oft würden die Onlineverbrecher aus dem Ausland agieren. «Den entstandenen Schaden kann man in den meisten Fällen nicht wiedergutmachen.»

Es gibt Warnsignale, auf die man achten kann

Deshalb setzt die Kantonspolizei auf Prävention statt Repression: «Wir wollen, dass die Menschen vorsichtig sind und lieber einmal mehr darüber nachdenken oder sich im engeren Umfeld absprechen, ehe sie teure Ware im Internet bestellen.» Erkennt die Kantonspolizei Fakeshops, so werden diese gesperrt.

In der Regel gebe es Warnsignale, auf die man achten kann, um solche Fakeshops zu erkennen. «Meistens muss man auf solchen Seiten über Vorkasse bezahlen und hat keine anderen Bezahlmöglichkeiten», erklärt Winkler. Ausserdem enthielten solche Seiten oft Schreibfehler, weil sie mittels Übersetzungsprogramme übersetzt wurden. «Auch wenn kein Impressum oder keine Kontaktdaten angegeben sind, kann es ein Hinweis sein, dass es sich um einen betrügerischen Onlineshop handelt.» Ebenfalls bei verpixelten Fotos oder solchen, auf denen die Ware nicht eindeutig zu erkennen sei, sollten die Alarmglocken läuten.

Die Polizei rät, die Shops bei Ungewissheit zu googeln und die Rezensionen zu lesen. «Und man muss sich bei Schnäppchen immer fragen, wie realistisch ein Angebot ist. Kein Händler verschenkt seine Ware.» Oftmals handle es sich auch um gefälschte Artikel.

Cyberbetrug hat viele Gesichter. Auch das Spiel mit dem hungrigen Herzen beschäftigt die Kantonspolizei Aargau permanent. Betrüger, die vorgaukeln, die grosse Liebe gefunden zu haben und ihren Opfern mit einer Betrugsmasche hohe Geldsummen abknüpfen – der sogenannte Romancescam. «Alleine in diesem Jahr sprechen wir von einer Deliktsumme von über 1,5 Millionen Franken», sagt Corina Winkler.

Durch die verstärkte Isolation durch Corona seien die Leute vermehrt einsam. Nicht nur das Shoppingverhalten, sondern auch das Privatleben spielt sich mehr als zuvor im Internet ab. Deshalb warnt die Kantonspolizei auch in diesem Bereich. «Da sind Leute am Werk, die den ganzen Tag nichts anderes tun, als andere um den Finger zu wickeln.» Aus der vermeintlichen Onlineliebelei heraus erfinden die Betrüger Geschichten, weshalb sie dringend Geld brauchen. «In Einzelfällen überweisen ihnen die Opfer bis zu 300 000 Franken.» Und oftmals würden Warnungen aus dem Umfeld – sofern die Geschädigten eine intakte Familie haben – auch nicht ernst genommen.

Kontakt abbrechen wenn jemand nach Geld fragt

«Es spielt sehr viel Scham mit. Erstens zu sagen, man habe sich im Internet verliebt und dann zuzugeben, dass man betrogen worden ist.» Die Täter hätten perfide Maschen, um ihre Anliegen glaubwürdiger zu machen: «Sie behaupten teilweise, einer Polizeibehörde anzugehören, etwa Interpol. Das wirkt auf das Opfer einschüchternd.»

Ebenfalls soll man niemals das eigene Konto für Geldtransaktionen zur Verfügung stellen, denn dahinter versteckt sich das Phänomen des Moneymuling: «Wenn man aufgefordert wird, auf das eigene Konto überwiesenes Geld weiterzuleiten, dann kann es sich um Geldwäschereifälle handeln.» So würden sich Opfer von Internetbetrügern selber strafbar machen. Allgemein gilt also: «Sollte ein Internetkontakt nach Kontodaten oder Geld fragen, soll man den Kontakt sofort abbrechen und die Polizei benachrichtigen. Dafür sind wir da», so Winkler.

Die Kapo appelliert an die Bevölkerung. «Macht immer den Realitätscheck. Tauscht euch mit eurem Umfeld aus. Das beste Geschäft macht man mit Gier und gebrochenen Herzen», so Winkler.

Was tun bei Verdacht?

Romancescam, Sextortion, Moneymules – Auf der Internetseite der Schweizerischen Kriminalprävention sind die diversen Formen von Onlinebetrügen beschrieben. Personen, die vermuten, dass sie Opfer von Onlinebetrügern wurden, können sich unter www.skppsc.ch über die richtigen Verhaltensweisen informieren. Grundsätzlich gilt: Nicht abwarten, Verdachtsfälle sofort der Polizei melden. (tel)