Power-to-Gas ja nicht ausblenden

n Stein gemeisselt ist noch nichts. Aktuell ist für das revidierte Aargauer Energiegesetz – es soll mithelfen, die Ziele der Energiestrategie 2050 im Alltag umzusetzen – erst die Phase der Vernehmlassung abgeschlossen. Hier geht es um die Umsetzung von Bundesbeschlüssen. Diesen hat das Schweizer Volk zwar zugestimmt, die Aargauer Stimmberechtigen aber abgelehnt – was die Sache nicht einfach macht.

Die Ausgangslage erinnert an Harmos und an den Lehrplan 21. Die Volksschule ist Hoheitsgebiet der Kantone. Wären diese im Bildungsbereich nicht willig gewesen, hätte der Bund die Federführung an sich gerissen. Genauso präsentiert sich die Situation bei der Energiestrategie 2050. Damit die Sache nicht aus dem Ruder läuft, haben die Energiedirektoren «Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich», kurz MuKEn, erlassen. Ja, von denen kann man abweichen, sollte man aber als einzelner Kanton nicht – ohne Einigkeit droht das Damoklesschwert des Bundes.

Die Mustervorschriften haben aus Sicht von Hans-Ruedi Hottiger – als Mitglied des Grossen Rates und als VR-Präsident der StWZ Energie AG – den Makel, dass sie sich auf Gebäude konzentrieren. Dies ist nicht falsch, weil hier die meiste Energie benötigt wird. «Aber», ergänzt Paul Marbach, Geschäftsführer der StWZ Energie AG, «was ausgelassen wird, sind Lösungen unter Einbezug eines ganzen Quartiers oder mit vernetzten Systemen. Damit können die Ziele viel effizienter erreicht werden.»

Bei Gebäuden ist das konkrete Ziel der vorgeschlagenen Aargauer Umsetzung der MuKEn, dass Neubauten weniger Energie verbrauchen und einen Teil davon selber erzeugen. Beim Ersatz von Heizungen soll der massgebliche Bedarf für Heizung und Warmwasser höchstens zu 90 Prozent von nicht erneuerbaren Energien stammen. Die restlichen 10 Prozent sind durch erneuerbare Energien oder baulich-technische Massnahmen zu decken. Zudem sollen zentrale Elektroheizungen mit Wasserverteilsystem (Bodenheizung oder Radiatoren) und Elektroboiler innert 15 Jahren durch andere Lösungen ersetzt werden müssen. Zu diesen Zielen können Hottiger und Marbach in der Summe stehen, aber nicht in der Umsetzung. «Solaranlagen liefern im Hochsommer den meisten Strom und erreichen ihre Ziele im neblig dunkeln Winter nicht», stellen sie fest. «Den Überschussstrom des Sommers kann man vernichten, aber auch speichern», erklärt Marbach.

Speichern mit Batterien zum Beispiel? «Nein, die sind für die Umlagerung von Energie vom Sommer in den Winter zu wenig leistungsfähig und zu teuer.» Marbach denkt da an Power-to-Gas. Überschüssiger Strom aus Photovoltaik- und Windanlagen wird in Wasserstoff umgewandelt. Mit dem Klimagas CO2 kombiniert, kann man aus dem Öko-Wasserstoff Methan herstellen. Um dieses anschliessend im Winter nutzen zu können, ist ein Gasnetz notwendig. «Dies wäre ein wichtiger Beitrag an die Versorgungssicherheit und würde die Stromimporte im Winter reduzieren», sagt Hottiger. Gas wird in weiten Teilen der Politik jedoch als Lieferantin von CO2 fossilen Ursprungs verteufelt. So jüngst auch wieder vom WWF, der sich an einem zu geringen Anteil von Gas aus Biomasse enerviert. Auch Marbach hätte gerne mehr Biogas im Netz.

Veraltete Standards
«Ein Biogasprojekt mussten wir aufgeben, weil der Widerstand aus der Bevölkerung wegen der Transportfahrten zur Biogasanlage zu gross war.» Er ist aber zuversichtlich, dass der Bau von Biogasanlagen weiterhin zunimmt und dass auch im Wiggertal einmal Biogas ins Gasnetz eingespeist wird. Deshalb fordert er auch, dass im Energiegesetz Biogas als erneuerbare Energie angerechnet wird und damit der Anteil erneuerbarer Energie im Netz Schritt um Schritt wächst. «Aber das System abschreiben?» In den Drähten des Stromnetzes wird es künftig keine Energie aus heutigen Kernkraftwerken mehr geben und in den Rohren des Gasnetzes wird synthetisches, klimaneutrales Methan transportiert. «Leider orientiert sich der Gesetzesentwurf an technologischen Standards aus den Jahren vor 2014, statt möglichst technologieneutrale, innovationsfördernde Vorgaben zu machen.»