Pro und Contra: Tempo 30 im Gebiet Fischthür/Hardstrasse kommt an die Urne

Die Debatte: Tempo 30 im Fischthür


Die geplante Tempo-30-Zone im Gebiet Fischthür geht auf eine Petition dreier betroffener Familien zurück. Das Initiativkomitee sammelte vor zwei Jahren 126 Unterschriften im Quartier und brachte das Vorhaben so vor die Gmeind. An der Gemeindeversammlung vom 21. Juni hiessen die Strengelbacher das Projekt gut. Ein parteiloses Komitee ergriff daraufhin das Referendum, das mit 326 gültigen Stimmen zustande kam. Die Anwohner Bettina Cristiano und Bruno Schenk beziehen nun Stellung zur Debatte. Bettina Cristiano (37) vertritt das Initiativkomitee, das heute aus den Familien Cristiano und Balmer besteht. Bruno Schenk (27) spricht für das Referendumskomitee, zu dem auch Jakob Weilenmann und Thomas Sommerhalder gehören

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«Ein Menschenleben ist unbezahlbar», sagt Tempo-30-Befürworterin Bettina Cristiano

Am 26. November werde ich mit Ja stimmen, wenn es um die Initiative «Tempo 30» im Gebiet FischthürHardstrasse geht. Mir ist es wichtig, dass sich alle Verkehrsteilnehmer vom Velofahrer über den Hundebesitzer bis zum Kindergartenkind sicher auf den Strassen bewegen können. Gegenseitige Rücksichtnahme im Strassenverkehr ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Der Gemeinderat will deshalb in diesen Wohnquartieren das Tempo von 50 auf 30 km/h reduzieren. Im Gebiet befinden sich neben zwei Kindergärten und dem Seniorenzentrum auch religiö- se Einrichtungen und Geschäfte. Die Schulwege zahlreicher Kinder führen durch diese Strassen, Hundebesitzer führen ihren Liebling aus. Senioren geniessen die frische Luft im Quartier. Es besteht ein erhöhtes Schutzbedürfnis dieser Verkehrsteilnehmer.

Mit Tempo 30 ist die Chance, rechtzeitig anzuhalten, wesentlich höher. Der Bremsweg beträgt bei einer Fahrgeschwindigkeit von 30 km/h rund 13,5 Meter. Bei Tempo 50 hat das Auto die Person auf der Fahrbahn bereits erfasst, noch bevor der Fahrer die Möglichkeit hat, zu reagieren. Auch deshalb stimme ich Ja zur Tempo-30-Zone.

Die vom Gemeinderat budgetierten Kosten von rund 60000 Franken sind vertretbar, wenn man die Erhöhung der Sicherheit dagegen hält. Ein Menschenleben ist unbezahlbar. Der Schmerz und das unsagbare Leid, welche ein Verkehrsunfall mit sich bringt, sind riesig. Die Folgekosten nur eines Verkehrsunfalls für die Betroffenen und auch für die öffentliche Hand sind deutlich höher als die budgetierten Realisierungskosten.

Tempo-30-Zonen gibt es bereits in vielen anderen Gemeinden. Die Stelen, die Autofahrer dabei zur Temporeduktion veranlassen, sehe ich nicht als Problem: Das Quartier rund um das Kantonsspital Aarau liegt auch in einer Tempo-30-Zone. Dort funktioniert der Verkehr problemlos, selbst wenn die Ambulanz hindurchfährt. Unseren Busfahrern traue ich ebenfalls zu, dass sie mit diesen Hindernissen umgehen können.

An der Gemeindeversammlung vom 21. Juni wurde die Initiative mit 72 zu 39 Stimmen gutgeheissen. Ich bin der Meinung, dass die Strengelbacher von der Tempo-30-Zone profitieren. Ich bitte Sie daher, den Gemeinderat zu unterstützen und für Tempo 30 zu stimmen – für ein sicheres und lebenswertes Strengelbach.

 

«Eine Pflästerlipolitik mit Scheinsicherheit», findet Bruno Schenk, der gegen die 30er-Zone ist

Wohngebiete nicht schneller als mit 30km/h zu befahren, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Nebst dem Bremsweg vermindert sich auch der Geräuschpegel. Weitere neue Regeln festzulegen, ist wenig sinnvoll. Wie und wo soll die Polizei die darauf nötige Geschwindigkeitsmessung durchführen? An kritischen Stellen? Dort wird heute bereits nicht schneller gefahren. Und nach dieser einen Kontrolle gibt es praktisch keine Wahrscheinlichkeit mehr, dass dies jemals wieder kontrolliert wird. Das Ignorieren einer Regel wird gefördert; der Respekt vor Signalisationen wird noch kleiner.

Tempo 30 grossflächig als Allheilmittel einzuführen, ist zum Scheitern verurteilt, wie Beurteilungen des TCS zeigen. Auch in Strengelbach gibt es ein umgesetztes Projekt, wo weder Initianten noch Gegner zufriedengestellt sind: Am Chriesihoger (Kappeliweg, Rütiweg, St. Ulrich) berichten Anwohner, dass sich das Tempo seit der Einführung nicht geändert hat. Statt der Reduktion sei es besonders im Bereich der Hindernisse zunehmend zu alarmierenden Situationen gekommen. Eine Verschlechterung, welche auch noch viel gekostet hat. Auch beim jetzigen Projekt wird lediglich bei den Einfahrten etwas unternommen. Da wird hauptsächlich der Linienbus ausgebremst – wobei in diesen Zeiten gerade der öffentliche Verkehr attraktiv ausgestaltet werden sollte, damit viele Leute statt dem Auto den öV nutzen.

Bereits im Jahre 2013 wurde eine geplante Einführung einer Tempo-30-Zone im Gebiet Breitbach abgelehnt. Leider strich der Gemeinderat diese Information aus der Abstimmungsbroschüre. Bei diesem Projekt führten die hohen Kosten für Schikanen zur Ablehnung. Wir als langjährige Anwohner und teils Eltern oder Grosseltern stellen uns nicht gegen Tempo 30. Das ist mancherorts sogar zu schnell. Jedoch gegen überteuerte Schikanen an jedem Strasseneingang. Diese nehmen nach dem Passieren keinen Einfluss auf die Geschwindigkeit.

Es wäre an der Zeit, eine Gefahrenanalyse im ganzen Dorf durchzuführen. Und die wirklich gefährlichen Stellen zu eliminieren, statt eine Pflästerlipolitik mit einer Scheinsicherheit zu betreiben, die mehrere 100000 Franken kostet und statt Sicherheit frustrierte und aggressive Verkehrsteilnehmer bringt. Stimmen Sie Nein – als Auftrag für eine Gesamtverbesserung und Entschärfung von Gefahrenstellen im Dorf.