Professor enthüllt Knüllerargumente für No Billag – ein nicht ganz ernst gemeinter Zwischenruf

Die No-Billag-Initiative könnte ganz gut angenommen werden. Das findet ZT-Leser Prof. Dr. H. T. Ivmon, der dieses Wochenende auf einen Leserbrief reagierte; darin hiess es, der Kernauftrag des Staates, den Bürger zu informieren, werde von der Initiative explizit unterstützt.

Sicher: H. T. Ivmon ist nicht blöd. Er weiss, dass das nicht stimmt, dass bei einer Annahme von No Billag Subventionen untersagt werden, dass Sprachvielfalt und Landesteilzusammenhalt, sprich die direkte Demokratie, riskiert werden. H. T. Ivmon ist aber nicht einfach nur nicht blöd, er ist blitzgescheit, wie sich im Interview mit dieser Zeitung herausstellt: «Natürlich bleibt die Ausgewogenheit von Medienberichterstattungen bei einer Abschaffung der No Billag erhalten», rechnet der Studierte vor.

Durch einen urpolitischen Automatismus quasi: Werden die Medien dem Markt unterworfen und ist die ausgewogene Information nicht mehr staatlich garantiert, dann übernehme das eben der Markt. Blocher kauft dann einfach alles, was in TV und Radio rechtspopulistisch informieren soll. Die Grünen und Juso kümmern sich per Crowdfunding darum, dass auch die Linke ihre Parteisprachrohre und -bildröhren erhält. «Das sieht man schon bei den Zeitungen», weiss H. T. Ivmon, «die waren früher auch Parteiblätter. Das ist heute nicht mehr so.» Das sei der Beweis! «Denn früher war alles besser.»

Im Internet mischt sich Links und Rechts dann wild durcheinander, und da das Internet bekanntermassen gratis ist und die dort verbreiteten Informationen aus der Luft kommen, gibt es ausgewogen-objektive Berichterstattung zum Nulltarif. Welsches oder Tessiner Radio und Fernsehen? Wer braucht das schon. Und Professor Vorschnell hat auch an die Jugend, den Nachwuchs gedacht: Der interessiere sich ohnehin nicht mehr für Politik. «Und wenn keiner abstimmen geht, was interessiert es uns dann, wenn die direkte Demokratie gefährdet wird.»

Bei so viel Redegewandtheit bleibt einem die Spucke weg: Ja, warum eigentlich! Warum Radio- und Fernsehgebühren zahlen, wenn ich ein qualitatives, faires, minderheiten-, land- und sprachregionenausgewogenes Programm nicht will? Wenn mir Information, die ich auch meinen Kindern ans Herz legen kann, die unsere Demokratie und unser Land stärkt, gar nichts wert sind …? Warum eine vernünftige Debatte über Höhe, Verteilung und Einsatz von Gebühren führen, wenn wir jetzt einfach alles brachial bodigen können. Ja. Warum eigentlich?