
Protest gegen mögliche Post-Schliessung
Die SP Ortspartei Rothrist setzt sich für den Erhalt der Poststelle in der Gemeinde ein und hat eine Unterschriftensammlung lanciert. Auch anderen Poststellen in der Region könnte das Aus drohen.
Pakete abholen, Briefe frankieren, Einzahlungen vornehmen – in der Poststelle Rothrist herrscht an diesem Montagvormittag reger Betrieb. Doch dies könnte sich bald ändern. Im Rahmen des Abbaus des Poststellen-Netzes in der Schweiz gehört die Poststelle in Rothrist gemäss einer Analyse der Gewerkschaft Syndicom zu den gefährdeten Standorten. Gegen eine mögliche Schliessung hat die SP Rothrist nun eine Unterschriftensammlung lanciert. «Ziel ist, so viele Unterschriften wie möglich zu sammeln, damit die Rothrister Bevölkerung gegenüber der Schweizerischen Post ein gewichtiges Zeichen gegen die Schliessung der Poststelle im Dorf setzen kann», sagt Muriel Fiechter Oberholzer im Namen der SP Rothrist. Ihr sei bewusst, dass viele Dienstleistungen der Post heute online abgewickelt werden, «aber nicht alle haben Internet und gerade die älteren Menschen müssten bei einer Schliessung nach Oftringen oder Zofingen ausweichen».
Eine Zumutung, findet die Gemeinderatskandidatin der SP. «Zu einem lebendigen Dorf gehört eine Post. Wenn die Filiale geschlossen wird, verlieren wir einen wichtigen Begegnungsort», betont Muriel Fiechter Oberholzer, die morgen Mittwoch ab 9.30 Uhr zusammen mit anderen Mitgliedern der SP Ortspartei vor der Postfiliale in Rothrist Unterschriften sammelt. Es ist das dritte Mal diesen Monat, rund 400 Rothristerinnen und Rothrister konnte die Partei für ihr Anliegen bereits gewinnen. «Es wäre schön, wenn wir am Ende über 1000 Unterschriften hätten.»
Entscheid vermutlich im Juni
«Wir verstehen, dass Veränderungen im Postnetz Reaktionen auslösen, da sie zum Teil in langjährige Gewohnheiten der Kunden eingreifen», sagt Markus Flückiger, Kommunikation Postnetz Mitte. Die Post stelle aber immer wieder fest, dass die Reaktionen positiv seien, sobald die neuen Lösungen in Betrieb seien.
Welche Poststellen im Kanton Aargau effektiv von einer Schliessung betroffen sind, ist derzeit noch offen. «Sobald die Gespräche mit den Kantonen abgeschlossen sind, wird die Post diejenigen Poststellen bekannt geben, welche in den nächsten Jahren nicht für eine Alternativlösung infrage kommen», sagt Flückiger. Der Entscheid werde voraussichtlich im Juni 2017 kommuniziert. Bei der Überprüfung einer Poststelle werden je nach Situation unterschiedliche Kriterien hinzugezogen wie Marktsituation, Kundenverhalten/Mengenentwicklung, Entwicklungspotenzial. «Mit den traditionellen Poststellen kann die Post die heutigen Kundenbedürfnisse immer weniger befriedigen, weil die Kundschaft zunehmend zeit- und ortsunabhängig die Dienstleistungen nutzen möchte. Die Mengen am Postschalter haben drastisch abgenommen und das Netz ist defizitär.»
Deshalb plane die Post, die Zahl der eigenbetriebenen Filialen bis im Jahr 2020 auf voraussichtlich 800 bis 900 zu reduzieren. Im Gegenzug soll die Anzahl Partnerfilialen auf 1200 bis 1300 erhöht und zusätzlich 200 bis 300 ergänzende Servicepunkte wie Aufgabe- und Abholstellen oder Automaten geschaffen werden. Eine Agentur in einem Laden kann sich Muriel Fiechter Oberholzer nicht vorstellen. «Verfügt dieses Geschäft dann über ein Paketlager?» Sicher ist eines. Eine Postagentur kann nicht mehr alle Aufgaben erfüllen, wie bisher. So entfällt etwa der Münzwechsel. «Und der persönliche Kontakt würde vermutlich manch einem fehlen», ist Muriel Fiechter Oberholzer überzeugt.