Prozess nach Schiesserei: Kosovare fliegt wegen Beleidigungen aus dem Gerichtssaal

Für neun Jahre und drei Monate soll ein Kosovare ins Gefängnis, der Mitte März 2016 auf einen Landsmann geschossen hat – so lautet der Antrag der Staatsanwaltschaft im heutigen Prozess vor dem Bezirksgericht Baden. Der Angeklagte, ein heute 40-jähriger Mann, war damals mit seinen Freunden im Ausgang. Im Spreitenbacher Industriequartier kam es zur Schiesserei: Der Beschuldigte stieg aus seinem Auto und schoss dreimal auf den Geschädigten, der gerade mit seinem Auto davon fuhr.

Opfer beleidigt Verteidiger

Die Staatsanwaltschaft beantragt einen Schuldspruch für den Schützen, dies wegen versuchter Tötung. Beim Prozess, der heute um 8 Uhr begann und auf eine Dauer von zehn Stunden angesetzt ist, sorgte das damalige Opfer für einen Eklat. Der ebenfalls 40-jährige Kosovare beleidigte mehrfach den Anwalt des Angeklagten, den bekannten Strafverteidiger Urs Oswald  – dafür wurde er zuerst verwarnt und dann aus dem Gerichtssaal verwiesen.

Das damalige Opfer erschien in Handschellen zum Prozess, der Kosovare sitzt derzeit wegen eines anderen Delikts im Gefängnis. Dorthin schickte ihn Gerichtspräsident Daniel Peyer nach rund anderthalb Stunden auch zurück, weil er sich für die Beleidigungen nicht entschuldigte, sondern diese wiederholte.

War es eine versuchte Tötung?

Danach folgten die Plädoyers – der Staatsanwalt beantragte wegen versuchter Tötung eine Haftstrafe von neun Jahren und drei Monaten für den Schützen. Der Anwalt des Opfers, der übrigens der Cousin des Schützen ist, forderte zusätzlich eine Entschädigung von 250’000 Franken. Urs Oswald sieht die Tat seines Mandanten hingegen nur als Gefährdung des Lebens an. Er plädierte auf eine bedingte Freiheitsstrafe von 20 Monaten. Das Urteil will das Gericht heute um 17.30 Uhr verkünden.