Radeln gegen die Armut von Rentnern in Simbabwe

«So kann ich meine Leidenschaft für das Velofahren damit verbinden, etwas Gutes zu tun.» Niklaus Bellwald Teilnehmer des Charity-Projekts «Old Legs Tour»
«So kann ich meine Leidenschaft für das Velofahren damit verbinden, etwas Gutes zu tun.» Niklaus Bellwald Teilnehmer des Charity-Projekts «Old Legs Tour»

Knapp 3000 Kilometer über staubige Naturstrassen und viel befahrene Verkehrsachsen, dem Strand entlang bis hoch ins Gebirge: Niklaus Bellwald steht vor einer abenteuerlichen Reise. Der 65-jährige Brittnauer wird im Sommer mit dem Mountainbike durch das südliche Afrika fahren. Er nimmt an der «Old Legs Tour» teil, einem Charity-Projekt, das Geld für verarmte Pensionäre in Simbabwe sammelt. Zusammen mit Niklaus Bellwald sind neun weitere Fahrerinnen und Fahrer aus Simbabwe, Südafrika, Australien, Holland und Deutschland unterwegs. Starten wird die Gruppe in Harare, der Hauptstadt Simbabwes. Von dort führt die Route nach Mosambik. Dann geht’s dem Malawisee entlang Richtung Tansania bis zum Kilimanjaro. Dort lassen die Velofahrer ihre Räder stehen und erklimmen zu Fuss das 5895 Meter hohe Bergmassiv. Ein sechsköpfiges Begleitteam kümmert sich um die Verpflegung der Fahrer. Übernachten wird die Gruppe mehrheitlich auf Campingplätzen.

Die siebte Reise nach Afrika

Die «Old Legs Tour» ist nicht die erste Charity-Reise, die Niklaus Bellwald unternimmt. Er radelte schon für die Krebsforschung und Unicef. Letztes Jahr war er beim Jens-Blatter-Spendenmarathon zugunsten einer Schule in Südafrika dabei. «So kann ich meine Leidenschaft für das Velofahren damit verbinden, etwas Gutes zu tun», erklärt der pensionierte Bankkaufmann seine Motivation. Erfahrung auf langen Strecken hat er auch schon gesammelt: Er radelte beim «Ride Across Britain» quer durch England und beim «Trans-America Cycling» durch die USA. Auf die Afrika-Tour freut sich Niklaus Bellwald jedoch besonders. «Ich träumte schon als Kind davon, den Kontinent zu bereisen», sagt der zweifache Grossvater. 2004 reiste er zum ersten Mal nach Simbabwe, um die Victoriafälle zu besuchen. Seitdem hat er das Gebiet sechs Mal besucht. Dabei war er meistens mit dem Auto als Selbstfahrer unterwegs. «Jetzt habe ich die Möglichkeit, die mir weniger bekannten Orte auf eine andere Transportart kennenzulernen.»

Niklaus Bellwald besuchte das südliche Afrika bislang aber nicht nur als Tourist, sondern unterstützt inzwischen auch ein Spital in Simbabwe. Das Land, das einst zu den reichsten in Afrika gehörte, ist heute bitterarm. Die jahrelange Misswirtschaft unter Diktator Robert Mugabe, der 2017 entmachtet wurde, führte zum wirtschaftlichen Niedergang der ehemals britischen Kolonie. 95 Prozent der 16 Millionen Einwohner sind heute arbeitslos.

Die Pensionäre leiden ebenfalls unter grosser Armut. Ihre Renten sind praktisch wertlos, nachdem 2009 die Landeswährung zusammenbrach. «Viele ältere Menschen wohnen in einfachen Zelten und vegetieren praktisch dahin», sagt Niklaus Bellwald. Das Geld reicht nicht einmal für die medizinische Grundversorgung. Medikamente gegen Bluthochdruck oder Diabetes etwa kosten die Einheimischen rund 80 Prozent ihres Monatsgehaltes; wenn sie denn ein Einkommen haben.

Die Teilnehmer der «Old Legs Tour» möchten daher mit ihrer Reise auf die Situation der Pensionierten aufmerksam machen und Geld für sie sammeln. Die Spenden, die aus der Tour hervorgehen, kommen drei Organisationen zugute: Die Projekte «Bulawayo Help Network Trust» (BHN) und «Pensioners Aid Harare», die sich für Altersheime in Simbabwe einsetzen, sowie die britische Hilfsorganisation «ZANE».

Verschiedene Klimazonen

Bis die Fahrer am 21. Juni starten, dauert es aber noch rund ein halbes Jahr. Niklaus Bellwald hat bis dahin noch viel zu tun. Er möchte weitere Sponsoren und Spender für das Projekt finden. Klären muss er zudem die Frage nach der geeigneten Bereifung für sein Mountainbike. Die Route führt über viele Naturstrassen, an deren Rändern Dornbüsche wachsen, die den Pneus gefährlich werden können. Kopfzerbrechen bereitet ihm auch die Wahl der Kleider. Die Fahrer werden verschiedenen Klimazonen ausgesetzt sein – von den gemässigten Temperaturen entlang des Malawisees zum Beispiel; über das exponierte Kitulo-Plateau im Hochland von Tansania bis zum Aufstieg auf den Kilimanjaro. Kommt hinzu, dass die Gruppe im Juni auf der Südhalbkugel mitten in den Winter hineinradelt. «Nachts dürfte es mancherorts sehr kalt werden», meint Niklaus Bellwald.

Zurzeit bereitet er auch seinen Körper auf die lange Fahrt vor. Er gewöhnt sich dabei auch ein Essen in Etappen an. «Während der Fahrt sollte man regelmässig etwas zu sich nehmen, auch wenn kein Hungergefühl da ist. Damit der Körper Energie hat.» Training ist da besonders wichtig: Niklaus Bellwald verbringt momentan 6 bis 14 Stunden pro Woche auf dem Velo, bevor er dann im Juni mit rund 50 Kilogramm Gepäck das Flugzeug nach Simbabwe besteigen wird.