
Rainer Maria Salzgeber plaudert im Coq d’Or aus dem Reporter-Nähkästchen
Hätte die Schweiz die Viertelfinale erreicht, wäre es für Rainer Maria Salzgeber aber knapp geworden. Nach dem Ausscheiden gegen die Schweden trat Salzgeber letzten Donnerstag die Heimreise an. Noch ist die WM für ihn aber noch nicht zu Ende. Der Auftritt am Montagabend war nur eine Zwischenstation.
Gestern noch in Toljatti
Salzgeber wusste äusserst humorvoll aber auch nachdenklich über die verschiedenen Aspekte des Fussballs zu berichten. «Ich hätte nichts dagegen, nicht hier zu sein.» Damit spricht er auf die verpasste Chance der Schweizer Nati die Viertel- oder gar die Halbfinals zu erreichen. «Zum Glück» für das zahlreiche Publikum muss vermerkt werden. Selina Berner, Praktikantin bei SRF, interviewte den Walliser. «Wer wird Weltmeister?», so lautete die erste Frage. Lakonische Antwort: «Der Sieger des Finals», wobei Salzgeber dann auf Frankreich tippte.
Es wurde nicht nur über Fussball gesprochen. Russland und die Austragungsorte waren auch ein Thema. Man sehe zwei Gesichter von Russland, das sei auch in Sotschi vor vier Jahren so gewesen. Kaliningrad sei sehr westlich geprägt, eine Art Hollywood des Ostens. In Toljatti habe man die bittere Realität gesehen. Diese Stadt wurde zu Ehren eines italienischen Kommunisten, Palmiro Togliatti, genannt. Obwohl über eine Million Menschen dort wohnen, gibt es kein eigentliches Zentrum.
Diese WM ist eine WM der Überraschungen. Salzgeber selbst ist nicht überrascht. Es seien Mannschaften in den Halbfinals, die wirkliche Teams seien. Grosse Mannschaften wie Portugal, Argentinien und Brasilien lebten von Superstars. Er erwähnt inbesondere Belgien, wo es der spanische Trainer Martinez verstanden habe, aus fast verfeindeten Lagern ein Team zu bilden.
Am Montag in Olten
Seit vier Jahren begleitet Salzgeber die schweizerische Nationalmannschaft. Für ihn gehört sie zu den besseren Mannschaften der Welt und der Einzug ins Viertelfinale wäre drin gelegen. Wenn, ja wenn nicht die Nebengeräusche zum Hauptthema wurden. Der Doppeladler wäre nicht nötig gewesen, aber der Verband habe im Vorfeld Fehler gemacht. Die Drohungen seitens der serbischen Fans gegen Spieler und deren Angehörigen mache die Geste nachvollziehbar, man könne sie aber sicher nicht billigen.
Und am Mittwoch in London
Die WM ist trotz des Ausscheidens der Schweiz für Salzgeber noch nicht vorbei. Am Dienstag wird er in Lille den Match Frankreich gegen Belgien begleiten um anschliessend nach London für die Partie Kroatien gegen England zu reisen. Anschliessend sind, endlich, Ferien mit der Familie geplant. Sein Beruf, der für ihn Berufung ist, bringt es mit sich, dass er häufig von der Familie getrennt. Seine Ehe sei aber unter diesen Umständen entstanden. Als er seine Frau kennen lernte, arbeitete er schon beim Schweizer Fernsehen. Sie wusste also, was sie erwartete. Deshalb gehe er in der Freizeit nicht mit Kollegen jassen, da geniesse er die Familie.
In der anschliessenden Fragerunde wurden verschiedenste Themen aufgeworfen. Es werde wohl lange dauern, bis in der Schweiz ein Frau ein Fussballspiel kommentieren werden, meinte er. Es ging um Claudia Neumann, die in den sozialen Medien auf Übelste beschimpft wurde. „Es sind eben nicht soziale Medien, sondern unsoziale.“. Ob er sich vorstellen könne, einmal eine grosse Abendkiste zu moderieren? Salzgeber dazu: „Unterhaltung ist gut und recht, aber nur der Sport hat die Magie des Momentes. Ein Penalty, eine Lauberhornabfahrt ist pure Magie.“ Pure Magie wird auch der Final am kommenden Sonntag haben, wer immer ihn gewinnen wird.