
Rasante Verfolgungsjagd
«Bestimmt müssen wir noch zwei Stunden warten, bis es anfängt», sagt ein Bub laut zu seinem Sitznachbarn und sorgt für erfrischendes Gelächter. Die beiden sitzen ungeduldig in der ersten Reihe des Zofinger Kleinkunsttheaters und blicken – wie alle – gespannt auf die Bühne mit den vier leeren Stühlen. Bevor es losgeht, sorgt «Der Geigendieb» am Sonntagvormittag für prickelnde Spannung in der mit Zuschauern jeden Alters besetzten Kleinen Bühne.
Endlich reisst jemand die Seitentür auf. Laut palavernd stürmt ein Quartett im Trenchcoat und mit Musikinstrumenten bepackt vorbei an den Zuschauerreihen ins Rampenlicht. Die vier stimmen kurz ihre Instrumente. Dann legen die erste Geigerin Leandra Wolf, der zweite Geiger Yvo Wettstein, Bratschistin Nicole Bucher und Cellistin Graziella Carlen los. Der Funke springt gleich über. Ihre Spielleidenschaft spicken die Berufsmusiker, die teilweise auch als Musiklehrer tätig sind, mit köstlichen Bewegungseinlagen und würzen alles mit viel Humor.
Von Mozart bis Deep Purple
«Dieses Stück von Mozart müsst ihr auf euer iPhone oder iPad laden, und wenn ihr keins habt, halt aufs Eigelb», sagt Yvo Wettstein und spielt sein Lieblingsstück, das «Divertimento» für Streichquartett. Auf dieses unbeschwerte, fröhliche Werk folgen Meisterstücke verschiedener Stile aus unterschiedlichen Epochen. Herausragend ist das für ein Streichtrio arrangierte «Libertango» von Astor Piazzolla. Die beiden Geiger spielen auf einem Instrument, denn mittlerweile war das Licht ausgegangen und jemand hatte die erste Geige gestohlen. Es herrscht ein grosses Durcheinander. Jeder verdächtigt jeden. Doch das Konzert geht weiter, obwohl Schlag auf Schlag weitere Instrumente verschwinden. Das Quartett lässt sich nicht unterkriegen, ruft Kommissarin Miriam Wettstein zu Hilfe und begeistert nach Brahms «Ungarischem Tanz» mit «Smoke On The Water» von Deep Purple. Der Rundumschlag des Diebs zwingt die Streicher zu einer Bodypercussion, bei der alle mitmachen. Das Publikum ist auch bei der Auflösung gefragt und unterstützt die Kommissarin hilfreich. Es gibt ein Happy End und die Musiker sind erleichtert, nicht einen anderen Beruf ergreifen zu müssen. Denn so, wie die Instrumente von Zauberhand weg waren, sind sie wieder da. Zum Finale ertönt Jason Mraz’s «I’m Yours» in einer witzigen Mundart-Streichquartett-Version.