Raus aus dem Lastwagen – rein in den Pistenbully

Mit einem tiefen Grollen startet der 12- Liter-V6-Mercedes-Turbodiesel-Motor des Pistenfahrzeugs namens «Pronoth Everest» in den neuen Arbeitstag. Seine sechs Halogenscheinwerfer hellen das Dunkel der Nacht blitzartig auf. Zwei Drehlichter zucken auf der Führerkabine und die zwei zusätzlichen Xenonscheinwerfer beleuchten den Arbeitsbereich des Pistenfahrzeuges taghell. Die Raupen greifen im aufgekratzten Schnee und es geht steil nach oben Richtung Rothorn. Die ersten Silberstreifen beleuchten den Horizont und auf der rechten Seite tauchen die Umrisse des wohl charakteristischsten Berges der Schweiz aus der Dunkelheit auf. Dass der 23-jährige Simon Schüpfer ausgerechnet unter dem Matterhorn seinen Bubentraum verwirklichen kann, verdankt er einem Kollegen – und dem Zufall.

Motoren mussten es sein
Simon Schüpfer wurde das Mechaniker- und Motoren-Gen in die Wiege gelegt. Schon als Bub war er oft bei Landwirten anzutreffen. Deren Traktoren – und eigentlich alles, was einen Motor hatte, brachten die Augen des Burschen zum Strahlen. So ist es nicht verwunderlich, dass er sich für eine Berufslehre als Landmaschinenmechaniker entschloss. Um in der Rekrutenschule als Motorfahrer dienen zu können, besuchte er diverse Kurse. Nach erfolgreich bestandener Lehrabschlussprüfung wechselte der Mechaniker zu einem Lohnfuhrunternehmen. «Ich wollte die Geräte nicht nur reparieren, sondern auch fahren», sagt er. Bei der Firma Heiniger in Uerkheim hat er nun Arbeit in der Werkstatt. Wenn Not am Mann ist, so wie beim Unwetter diesen Sommer, hilft er auch als Lastwagenfahrer aus – jedoch stets mit seinem Bubentraum im Hinterkopf. Als 20-Jähriger bewarb er sich in mehreren Skigebieten um eine Stelle als Pistenbully-Fahrer. Er bekam Absage nach Absage, liess sich aber nicht entmutigen. Und dann kam Kollege Zufall zu Hilfe.

Wie Simon Schüpfer hatte auch sein Kollege Maurus Heeb einen ähnlichen Traum. Bei den Zermatt Bergbahnen AG bewarb sich Heeb als Pistenpatrouilleur. Während seinem Vorstellungsgespräch liess er durchblicken, dass ein Kollege gerne Skipisten präparieren möchte; die Verantwortlichen wurden hellhörig. Heute arbeiten die beiden Kumpels im gleichen Betrieb und beide haben sich ihren Bubentraum erfüllt.

Er bleibt weiter angestellt
Schüpfer zeigt sich dankbar und froh, dass sich sein Arbeitgeber so grosszügig zeigt: «Es ist nicht selbstverständlich, dass mir mein Chef ein halbes Jahr frei gibt, nur damit ich meinen Traum leben kann.» Am 20. November gehts für ihn los. Schüpfer zieht nach Zermatt, und erhofft sich eine Menge Schnee diesen Winter. Abschliessend sagt Simon Schüpfer: «Ein Sonnenuntergang auf dem Rothorn, mitten in dieser Kulisse, kann man nicht beschreiben. Den muss man erlebt haben.»