Rechnung 2018: «Der Blick in den Rückspiegel ist getan»

«Eitel Sonnenschein passt den Zofingerinnen und Zofingern nicht und macht skeptisch.» Marco Arni, zurücktretender Einwohnerat der GLP
«Eitel Sonnenschein passt den Zofingerinnen und Zofingern nicht und macht skeptisch.» Marco Arni, zurücktretender Einwohnerat der GLP
«An und für sich sollte heute Champagner auf dem Tisch stehen statt Wasser.» Robert Weishaupt (CVP), Präsident der FGPK
«An und für sich sollte heute Champagner auf dem Tisch stehen statt Wasser.» Robert Weishaupt (CVP), Präsident der FGPK

Trotz Hitze in Anzug und mit Krawatte – ganz Staatsmann: Robert Weishaupt (CVP), Präsident Finanz- und Geschäftsprüfungskommission (FGPK). «An und für sich sollte heute Champagner auf dem Tisch stehen statt Wasser», sagte er. «Der Stadtrat legt uns den fünften positiven Rechnungsabschluss in Folge hin, und dieser hier hat einen sensationellen Rekord in Sachen Selbstfinanzierung aufgestellt: 11,3 Millionen Franken resultierten.» Leider sei diese Zahl nicht nachhaltig. Alle Sonderfaktoren zusammen machen 4,56 Millionen Franken aus, «und so landen wir am Schluss bei 6,78 Millionen – ein guter Wert, aber eben längst kein Grund, eine Flasche Champagner zu öffnen». Kritisch für die Zukunft sind durch die Stadt nicht beeinflussbare Kostensteigerungen im Pflege- und Sozialbereich sowie anstehende Investitionen.

Freude und eine Zukunftsperspektive komme bei den Steuereinnahmen auf, «die guten Steuererträge der natürlichen Personen, die fast wieder an das Resultat kamen, welches wir im Jahr 2017 mit einem drei Prozent höheren Steuerfuss hatten. Der Zuwachs der Steuern ist nicht unbedingt dem anhaltenden Bevölkerungswachstum zuzuschreiben, sondern eher dem, dass wir ein Wachstum an sehr guten Steuerzahlenden haben.»

Ganz im Sinne von Weishaupt sagte Jakob Lang von der FDP: «Der Blick in den Rückspiegel ist getan.» Entsprechen kamen aus den Fraktionen Forderungen für den Budgetprozess und für die Darstellung künftiger Rechnungen auf. Generelle Anliegen sind Benchmarks mit vergleichbaren Gemeinden und langjährige Übersichten in den Zahlenkolonnen der Stadt Zofingen selbst. Ein anderes Thema: Ist es richtig, im Personalbereich mit Stellenprozenten zu operieren? Wäre ein Globalbudget nicht sinnvoller? Was auch für andere Bereiche des Budgets zutreffen könnte.

Diese Themen publizistisch ins Vorfeld der Budgetdebatte und damit in den Spätsommer zu vertagen, hat zwei Gründe: Aus ersten Skizzen müssen Pläne mit Konturen werden. Der andere Grund heisst Marco Arni. Sein Referat soll etwas mehr Raum haben. Sachlich kompetente, auch für den politischen Gegner genussreiche sprachliche Spiegelfechtereien waren jeweils die Wortmeldungen des GLP-Mitglieds. Der Fraktionschef der DYM verlässt den Rat nach neuneinhalb Jahren. Weshalb? Er hat inzwischen zusammen mit seiner Frau vier Kinder – und die beiden damit einen privaten Fraktionsstatuts.

Zweckpessimisten

Hier Zitate aus seinem letzten Referat als Einwohnerrat. Zofingerinnen und Zofinger seien langjährig eingeschliffene Zweckpessimistinnen und -pessimisten. «Am Kinderfest, da regnet es sowieso! Auch wenn wir uns mitten in einem Jahrhunderthochdruckgebiet befinden» … «Zweckpessimismus ist Teil der Zofinger DNA. Und er ist ja auch nicht einfach schlecht und auch nicht immer falsch. Letztes Jahr hat es ja am Kinderfestmorgen bekanntlich geregnet – und wie.» Zweckpessimismus angesichts der erfreulich guten Zahlen in der Jahresrechnung 2018? «Eitel Sonnenschein passt irgendwie nicht, macht skeptisch, obwohl wir uns – ehrlich gesagt – nichts Anderes wünschen. Auch wir als Mitte-Fraktion sind so zofingisch programmiert, dass wir das Ergebnis der Rechnung sofort geistig um die Sondereffekte bereinigt haben, und so das Ergebnis zwar als ordentliches, als notwendiges, aber nicht als brillantes Sonnenschein-Ergebnis ansehen.»