
Reitnau: Ein «Landei» kam «nach Hause»
Nach über 30 Jahren «Frauenzmorge» fand die allerletzte Veranstaltung im Kirchgemeindehaus Reitnau statt. Kathrin Stocker vom Vorbereitungsteam begrüsste die Anwesenden mit einem weinenden Auge, war aber voller Dankbarkeit für 31 Jahre erfolgreiche Anlässe mit guten Referenten und treuen Gästen. Bereits konnte sie aber verraten, dass es in irgendeiner Form weiter gehen werde, vermutlich jedoch am Samstag- statt am Mittwochmorgen und unter Einbezug von Männern und Kindern.
Danach stellte Kathrin Stocker kurz Myriam Lanz vor, die Referentin des letzten «Frauenzmorge». Die beiden sind Jahrgängerinnen, haben fast gleichzeitig geheiratet und hatten auch ihre Kinder praktisch zur selben Zeit. Was aber dazwischen liegt, davon erzählte Myriam Lanz sprudelnd, interessant und spannend. Heute lebt sie – nach einer langen Odyssee – mit ihrer Familie im eigenen Haus in Reitnau. Zusammen mit ihrem Mann Marc hat sie die Freikirche «Atlas Suhr-Valley» aufgebaut, denn sie hat entdeckt, dass sie eigentlich nur zwei Dinge im Leben gut kann: Zum Kaffee einladen und plaudern. Diese beiden Eigenschaften setzt sie täglich ein, um Menschen, die auf dem Tiefpunkt angelangt sind, aufzubauen und auf einen neuen Weg zu begleiten. Wie es dazu kam, ist das Werk vieler Jahre des Suchens, in Bern, dann in Amerika und wieder zurück in der Schweiz.
Ihr Ratschlag: Hilfe annehmen
Sie berichtete von ihren Streichen, die sie als Kind mit ihren Freundinnen gespielt hatte – zwar lustig, aber gleichzeitig ein bisschen beschämend im Nachhinein. Sie erzählte von der ersten Begegnung mit ihrem späteren Mann Marc, mit dem sie sich manchmal ziemlich stark zofft, aber im Grunde genommen ziehen beide am gleichen Strick. «Und wenn wir nicht mehr weiterkommen, holen wir Hilfe von aussen, bevor es so richtig kocht!» Diesen Rat gab sie auch den Anwesenden, zusammen mit der Empfehlung, Hilfe auch wirklich anzunehmen. «Die Erfahrungen im eigenen Leben helfen anderen Menschen, einen Weg aus den Problemen zu finden.» Dieses «Helfen können» bereichert ihr eigenes Leben enorm. Sie weiss, dass sie nicht kochen kann, das überlässt sie anderen. Mit ihrer Mitarbeit bei «Atlas Suhr-Valley», das ihr Mann mit ihr zusammen aufgebaut hat, setzt sie ihre speziellen Fähigkeiten ein, lädt zum Kaffee ein und gewinnt damit das Vertrauen der Mitmenschen, denen sie dann Hilfe geben oder ihnen sagen kann, wo sie diese Hilfe holen können. Sie selber tut dies bei verschiedenen Bezugspersonen und schliesslich auch im Gebet. «Manchmal kommen die Antworten sofort, dann wieder braucht es Geduld oder aber das Erkennen von Zeichen.»
Ihre Erzählungen zu ihrer Hochzeitsreise nach Italien mit bösem Autocrash, ihr Eingewöhnen als «Landei» in die neue Welt in Amerika oder ihre Zeit in einer WG als junge Familie könnten ein Buch voller spannender Geschichten füllen. Schliesslich war es jedoch gerade die Bewältigung der verschiedensten Probleme, die sie selbst oder unter Mithilfe löste, die ihr heute helfen, anderen Menschen zu helfen.