Reitnauer hilft auf Dominica: Mit Sturmschäden Sturmschäden beseitigen

Mit den Bewohnern der Karibikinsel Dominica pflegt Hans Rudolf Hochuli seit zwei Jahren ein enges Verhältnis.
Mit den Bewohnern der Karibikinsel Dominica pflegt Hans Rudolf Hochuli seit zwei Jahren ein enges Verhältnis.
Hans Rudolf Hochuli beim Fällen eines Baumes auf Dominica im April 2018.
Hans Rudolf Hochuli beim Fällen eines Baumes auf Dominica im April 2018.

Die Beziehung zwischen dem Förster Hans Rudolf Hochuli aus Reitnau und der Karibikinsel Dominica kann man als Symbiose der ganz besonderen Art bezeichnen. Sie begann vor zwei Jahren, als der 57-jährige Geschäftsführer der Regionalen Waldgenossenschaft Fontannen LU mit seiner Frau das Hochzeitsjubiläum feiern wollte. Innert acht Tagen wollten sie quer über die Insel wandern. Doch daraus wurde nichts. Am dritten Tag der Wanderung verstauchte Hochulis Frau Madeleine ihren Fuss. Die Menschen vor Ort leisteten dem Ehepaar Hilfe. Von der Solidarität der Dominicaner waren sie sehr beeindruckt. Die Möglichkeit, sich dafür zu revanchieren, folgte bald.

Kein Geld für den Wiederaufbau
Am 18. September 2017 verwüstete Hurricane Maria mit einer Geschwindigkeit von gegen 300 Stundenkilometern die kleine Karibikinsel, welche flächenmässig ungefähr doppelt so gross ist wie der Bezirk Zofingen. Mehr als 6000 Häuser wurden auf einen Schlag komplett zerstört und weitere 10 000 Häuser waren nicht mehr bewohnbar. Dutzende Menschen kamen ums Leben. Die Gesamtschäden und Produktionsausfälle nach dem Hurricane betrugen fast das Doppelte des Bruttoinlandprodukts der Insel im Jahr 2016. Für die Beseitigung der Schäden ist auf der vor 40 Jahren von England unabhängig gewordenen Insel schlicht kein Geld vorhanden. Die Inselgruppe Guadeloupe, welche nördlich von Dominica liegt und zum französischen Staatsgebiet zählt, wurde vom Sturm ähnlich stark heimgesucht. Doch weniger als ein Jahr später sind dort im Gegensatz zu Dominica kaum mehr Schäden sichtbar. Guadeloupe konnte auf finanzielle Hilfe des Mutterlandes zählen. Als Hans Rudolf Hochuli die Bilder der Zerstörung sah, liessen sie ihn nicht mehr los. Schon seit mehreren Jahren ist er Mitglied des Korps für Humanitäre Hilfe des DEZA. Dabei hat er schon zahlreiche Einsätze in Ländern wie Nepal, den Philippinen, Myanmar oder Bosnien geleistet. Zwei Monate nach dem grossen Sturm reiste Hochuli nach Dominica. «Es hat sich mir ein Bild des Schreckens geboten», erzählt er. «Als ich im November da war, gab es auf der ganzen Insel noch keinen Strom. Wir benützten Solarlichter und Kerzen. Fliessendes Wasser war nicht vorhanden und wir ernährten uns nur von Fisch und Reis.» Hochuli sprach viel mit den Einheimischen, welche auf den ersten Blick weiterhin ihr karibisches Gemüt zeigten. «Aber in tiefergehenden Gesprächen merkte man schon, wie betroffen sie waren. Diese Leute mussten Todesängste ausstehen.» Hochuli wusste, dass er etwas tun musste. Mit den Leuten vor Ort arbeitete er einen nachhaltigen Hilfsplan aus.

Burglind als Helferin
Als in den ersten Januartagen dieses Jahres das Sturmtief Burglind auch in den Wäldern der Region Zofingen zahlreiche Bäume fällte, kam Hans Rudolf Hochuli die Idee, gefallenes Holz nach Dominica zu verschiffen und damit vorerst zwei Holzhäuser gemeinsam mit den Betroffenen wiederaufzubauen. Unsere Sturmschäden sollen also helfen, die Sturmschäden in Dominica zu beseitigen. Mit in Hochulis Team sind vier junge Handwerker, darunter seine beiden Söhne Micha und Simeon. Sie alle opfern Löhne und Ferien für dieses Projekt. Während der Aufbauarbeiten wollen sie die Einheimischen in Zimmereiarbeiten schulen, damit sie anschliessend in der Lage sind, weitere Häuser selbstständig aufzubauen. Für das Projekt sammelte das Team um Hans Rudolf Hochuli mithilfe eines Crowdfundings Geld. Mehr als 10 000 Franken sind dabei zusammengekommen. Durch weitere Spenden aus dem beruflichen und persönlichen Umfeld ist bis jetzt die Hälfte des Gesamtbudgets von Fr. 60 000 beisammen.

Hoffen auf günstiges Wetter
Am kommenden Montag sollte die Ladung planungsgemäss im Hafen von Roseau in Dominica eintreffen. Vor zwei Wochen wurde das Holz in einen Container verladen und nach Holland transportiert. Von dort ging die Reise mit dem Schiff weiter. Eine englische Schifffahrtsgesellschaft, welche früher Bananen transportierte und diese Route immer noch fährt, nimmt das Holz mit. Zahlreiche Firmen und Personen unterstützten das Projekt in den letzten Wochen logistisch, handwerklich und auch beim Verladen. Am 5. August soll Hochulis Bautrupp mit den Arbeiten beginnen. «Der Plan ist, dass wir bis Ende August die Häuser aufgebaut haben.» Ob dieses Ziel erreicht wird, hängt auch von den Wetterbedingungen ab. «Da die Regenzeit bereits eingesetzt hat, hoffe ich, dass wir mit unserem grossen Bauzelt, das wir über die 6 x 8 Meter grosse Baustelle stellen, keine grösseren wetterbedingten Unterbrüche haben», sagt Hochuli. Die Dankbarkeit der Dominicaner sei jedenfalls schon vor Beginn der Arbeiten riesig. «Die Leute dort sind unbeschreiblich glücklich, dass für sie sowas möglich wird.»

Hans Rudolf Hochuli ist für seine Hilfsaktion zugunsten der Wiederaufbauarbeiten nach dem Hurricane in Dominica weiterhin auf Spenden angewiesen: Konto-Nr. 50-9699-2; Vermerk «Wiederaufbau Dominica».