
Restaurant Villa Dörfli lud zum 10. Pot-au-feu-Essen
Willi Kuster heizte der 115-jährigen fahrbaren Militärküche vorgängig mit Holz tüchtig ein. (Bild: BM) Willi Kuster heizte der 115-jährigen fahrbaren Militärküche vorgängig mit Holz tüchtig ein. (Bild: BM) Willi Kuster heizte der 115-jährigen fahrbaren Militärküche vorgängig mit Holz tüchtig ein. (Bild: BM) Willi Kuster heizte der 115-jährigen fahrbaren Militärküche vorgängig mit Holz tüchtig ein. (Bild: BM) Willi Kuster heizte der 115-jährigen fahrbaren Militärküche vorgängig mit Holz tüchtig ein. (Bild: BM) Willi Kuster heizte der 115-jährigen fahrbaren Militärküche vorgängig mit Holz tüchtig ein. (Bild: BM)
«Suppe mit Spatz» nach Rezept der Schweizer Armee
Zutaten (für eine Kompanie, gut 100 Personen): 20 Kilogramm Fleisch, 2 Kilogramm Zwiebeln, 2 Kilogramm Rüebli (Karotten), 2 Kilogramm Lauch, 2 Kilogramm Sellerieknollen, 4 Kilogramm Kabis oder Kohl, Salz, Muskat, 3 Lorbeerblätter, 5 Nelken, 50 Liter Wasser.
Wenige Stunden vor der Bescherung versammelten sich trotz Regenschauern und nur 3 bis 4 Grad Aussentemperatur im teilweise überdeckten Hinterhof und als Alternative im Innern des Restaurants Villa Dörfli in Rothrist über den Mittag viele Gäste, um sich mit einem währschaften Pot-au-feu aus der Alu-Gamelle zu stärken. Lorenzo Villa – er feiert 2020 das 25-Jahr-Jubiläum als «Villa Dörfli»-Wirt – und Co. hatten ihre Hausaufgaben gemacht, was die vielen Pot-au-feu-Liebhaber trotz Wetterkapriolen erfreute und sie mit Heisshunger und guter Laune goutierten.
Gut 300 bis an den Rand gefüllte Gamellen mit dem vorzüglichen Pot-au-feu wurden bei der 10. Durchführung weggeputzt. Die 115 Jahre alte fahrbare Militärküche, von Besitzer Lorenzo Villa liebevoll «Lady» genannt, zeigte sich leistungsfähig wie eh und je. Meinte ein bestens aufgelegter Besucher – ein ehemaliger Mitrailleur (Maschinengewehr-Schütze bei der Infanterie) – beim Fassen: «An der fahrbaren Feldküche könnten sich die scheinbar in die Jahre gekommen Kampfjets F/A-18 ein Beispiel nehmen, was Langlebigkeit und Leistungsfähigkeit anbelangt …»
Rüsten, raffeln, schälen, zerkleinern und hobeln im Duett
Am Abend vor dem «Angriff» auf die Gamellemportionen hiess es für die «Villa Dörfli»-Köchin Therese Bellmont und ihren «Sekundanten» Lorenzo Villa schneiden, rüsten, schälen, hobeln, raffeln und alles Notwendige zu- und vorbereiten, damit am darauffolgenden frühen Morgen die «Armeeküchenmannschaft» mit Angelo Colombo, Patrick Siegrist und Willi Kuster der fahrbaren Militärküche einfeuern konnten.
Von überall her kamen sie kurz vor dem Zwölfuhrschlag, die Liebhaber eines Potaufeus aus dem «verhassten Alu-Fressnapf der Soldaten».
Pot-au-feu stammt aus dem Französischen und heisst «Topf auf dem Feuer» und ist ein klassischer Eintopf der ländlichen Küche Nordfrankreichs. Gewöhnlich werden im Pot-au-feu-Herkunftsland unterschiedliche Rindfleischstücke wie Rinderbacken, Rinderzunge, Hochrippe, Brust und ähnliche, verhältnismässig preisgünstige Fleischsorten verwendet. Dazu Lorenzo Villa: «Zu einem zünftigen ‹Villa Dörfli›-Pot-au-feu gehören Kabis, Rüebli, Sellerie, nicht zu wenig Zwiebeln, Lauch, Kohl, Kartoffeln und in unserem Fall etwa 80 Kilogramm gewürfeltes beziehungsweise mundgerecht verkleinertes erstklassiges Rindfleisch.» Ein Pot-au-feu ist zweifellos eine vollwertige Mahlzeit.
Das gesunde und sättigende Gericht ist unter verschiedensten Namen und Variationen verbreitet. So zählt es unter dem Namen «Spatz» zu den beliebtesten Gerichten der Schweizer Armee. Der gute Ruf des Armee-Spatzes rührt auch daher, dass er meist mit kräftigem Kuhfleisch gekocht wird. Suppe mit Spatz ist ein legendäres Menü der Schweizer Armee, «geeignet unter anderem bei Zeitmangel, zum Beispiel wegen unvorhergesehenem Biwak oder bei Mobilmachung», wie es im beim Rezept im Armeekochbuch heisst. Seit über 100 Jahren gehört die Gamelle zur Grundausrüstung der Soldaten altgedienten Wehrpflichtigen dürfte die Gamelle in eher unangenehmer Erinnerung geblieben sein. Das sperrige Ding musste nicht nur bei jedem gefechtsmässigen Einsatz mitgetragen, sondern auch peinlich sauber gehalten werden. Und das war beim häufigen Gebrauch «im Feld», etwa in der Verlegung in der Rekrutenschule oder bei Manövern im WK, gar nicht so einfach. Jeder Feldweibel, der seinen Mannen wieder einmal den Tarif durchgeben wollte, fand bei der Sauberkeitsinspektion mit Sicherheit eine Rille oder Ritze, die nicht ganz blank geputzt war.