Rolf Lappert: Er schreibt über das Leben

Zum Autor wurde er, weil er mit Literatur aufgewachsen ist. Nicht nur seine Eltern, auch seine Grosseltern hatten viele Bücher zuhause. «Und meine Mutter liest noch heute wahnsinnig viel», sagt Rolf Lappert. Seit den Achtzigerjahren schreibt er schon Romane. «Ich schreibe über das Leben, über Menschen», sagt er. Der 62-Jährige ist viel herumgereist auf der Welt. Des Öfteren hat es ihn für mehrere Monate in die Vereinigten Staaten verschlagen, wo einige seiner Romane spielen. «Ich habe mit Mietwagen das halbe Land bereist», erzählt er. Amerikanische Musik, Literatur und Filme haben seit frühester Jugend anziehend auf ihn gewirkt, viele seiner Lieblingsautorinnen und -autoren stammen aus Amerika: Philip Roth, Paul Auster und Siri Hustvedt.

Seine Erfahrungen und Eindrücke haben ihren Weg in sein Werk gefunden. Im August des letzten Jahres ist sein Roman «Leben ist ein unregelmässiges Verb» erschienen. Er handelt von vier Paaren, die mit ihren Kindern abgeschottet von der Gesellschaft in einer Kommune auf dem Land leben – bis der Aussteigerhof von den Behörden entdeckt wird und die Kinder zu Verwandten oder in Pflegefamilien kommen. Der fast tausendseitige Roman erzählt, wie es den Kindern in der für sie fremden Welt ergeht. «Ich wollte einen Roman über dieses Thema schreiben, weil mich Aussenseiter interessieren, Menschen, die aus welchen Gründen auch immer ausserhalb der sogenannt normalen Gesellschaft leben», erklärt Lappert. Der Schauplatz des aktuellen Buches ist Deutschland, aber einige seiner früheren Romane spielen in den USA. «Nach Hause schwimmen» etwa spielt in New York, aber auch in Irland. An beiden Orten hat er eine Weile gelebt. Mit diesem Roman, für den er 2008 den Schweizer Buchpreis gewann, machte er sich einen Namen in der Welt der deutschsprachigen Literatur.

Er hat junge Menschen zum Lesen gebracht

Lappert schrieb nicht immer nur Romane. Zwischen 1995 und 2005 machte er eine Pause und verfasste insgesamt 60 Drehbücher für die Sitcom «Mannezimmer» des Schweizer Fernsehens. 2012 wagte er sich abermals an etwas Neues heran und schrieb sein erstes Jugendbuch. Mit «Pampa Blues» wurde Lappert zu vielen Lesungen an Schulen eingeladen, bis heute werde es als Klassenlektüre verwendet. Er sagt: «Wenn ich es damit geschafft habe, Junge zum Lesen zu bringen, hat es sich auf jeden Fall gelohnt, ein Jugendbuch zu schreiben.»

Seither schreibt Lappert wieder konsequent Romane. «Das ist meine Disziplin», sagt er. In der Regel hat Lappert 20 bis 30 Lesungen mit jedem neuen Buch. Das letzte Jahr war aber geprägt von Absagen, was fehlende Honorare und weniger Präsenz zur Folge hatte. Besonders betrübt hat ihn, dass die Buchpremiere von «Leben ist ein unregelmässiges Verb» im Literaturhaus Hamburg wegen der Pandemie abgesagt werden musste. «Ohne Lesungen fehlt ein Teil der Werbung für ein neues Buch», erklärt er.

Unlängst fanden aber wieder einige statt, was ihn freut; er sitze gerne vor Publikum, um seine Bücher vorzustellen. Mit «Leben ist ein unregelmässiges Verb» hat Lappert nur noch ein paar wenige Lesungen vor sich. Er sagt: «Sobald ein Buch ein Jahr alt ist, ist das Interesse daran nur noch gering.» Und was kommt als Nächstes? Aktuell arbeite er bereits seit einigen Monaten an seinem neuen Roman. Wovon er handelt, will er noch nicht verraten. Lappert sagt: «Ich bin meistens zuhause und schreibe. Corona hat nicht viel an meiner Arbeitssituation geändert, denn ich sitze so oder so allein am Schreibtisch und gehe oft tagelang nicht unter Menschen, weil ich intensiv mit meinem Roman beschäftigt bin.» Bis das neue Werk fertig ist, dauert es noch ein wenig. Lappert rechnet damit, das Buch frühestens 2025 veröffentlichen zu können.