
«Rosmarie Willhelm bekommt für ihren Fleiss die Note sieben!»
Eine halbe Stunde vor der Sitzung mit der Schulpflege klopft es an der Tür von Rosmarie Wilhelms Büro. Die Gesamtschulleiterin der Schule Strengelbach erwartet eine Überraschung: Draussen stehen die Schulpflege-Vertreter Roger Lussi und Jürg Kalberer zusammen mit Gemeinderätin Doris Lerch. Sie überreichen der strahlenden Rosmarie Wilhelm einen Blumenstrauss, Champagner und Schokolade. Ihr steht nämlich gleich eine besondere Sitzung bevor: Es wird die letzte sein vor ihrer Pensionierung Ende Juli.
Kämpferin mit Empathie
Roger Lussi, Präsident der Schulpflege, bedankt sich bei Rosmarie Wilhelm für die Zusammenarbeit. «Wenn ich dir für deinen Fleiss eine Note geben könnte, wäre das eine Sieben», sagt er. Sie sei ein Stehaufmännchen, eine «Chrampferin» und eine Kämpferin, die stets viel Empathie für andere mitbringe. Rosmarie Wilhelm lobt ihrerseits die Schulpflege. «Ich hatte stets euren Rückhalt.» Jeder habe immer offen seine Meinung äussern dürfen.
Als Rosmarie Wilhelm noch Schülerin war und in Strengelbach den Unterricht besuchte, ahnte sie noch nicht, dass sie diese Schule später einmal leiten würde. «Ich habe als Kind nie daran gedacht, Lehrerin oder gar Leiterin einer Schule zu werden», erzählt die 64-Jährige in ihrem Büro im obersten Stock des Kreuzplatzschulhauses. Erst als Jugendliche, in der Bezirksschule in Zofingen, zog sie diesen Beruf in Betracht. Hauswirtschaftslehrerin interessierte sie. Ein Lehrer riet ihr davon ab; empfahl ihr stattdessen, Primarlehrerin zu werden. Rosmarie Wilhelm, damals ein «aufmüpfiger Teenager», wie sie rückblickend über sich sagt, musste sich den Vorschlag zweimal überlegen. Schliesslich folgte sie dem Ratschlag des Lehrers, absolvierte in Zofingen das Lehrerinnenseminar und unterrichtete danach an der Primarschule in Vordemwald. Später wechselte sie an die Schule Strengelbach, wo sie im Jahr 2000 schliesslich Rektorin, dann Unterstufenvertreterin und später Schulleiterin der Oberstufe wurde. Seit Februar 2015 ist sie Gesamtschulleiterin. «Es war spannend, nach meiner Zeit als Primarlehrerin auch mit Erwachsenen zu arbeiten», sagt sie. Von ihrer Erfahrung im Klassenzimmer habe sie sowohl als Rektorin, als auch als Schulleiterin profitieren können. Die Lehrerschaft sei für neue Vorschläge und Entwicklungen immer offen gewesen. Diese Bereitschaft habe der Schule auch in schwierigen Zeiten geholfen – zum Beispiel vor fünf Jahren, als die Ampeln der externen Schulevaluation auf Rot standen. «Wir haben uns zusammengesetzt; gemeinsam neue Lernformen und Projekte geprüft und versucht, die Stärken der Schüler damit besser aufzugreifen.» Ein Beispiel dafür ist das Jugendprojekt Lift, in welches die Schule Strengelbach vor zwei Jahren einstieg. Es hilft Jugendlichen beim Einstieg in die Berufswelt (ZT/LN berichteten).
Ansprüche an die Schule steigen
Heute befindet sich die Schule Strengelbach wieder auf einem guten Weg. Die Arbeit als Schulleiterin sei in den letzten Jahren aber anspruchsvoller geworden, meint Rosmarie Wilhelm. Die Ausbildung der Lehrpersonen hat sich verändert; Eltern haben steigende Ansprüche an die Schule und die Sparmassnahmen des Kantons bringen grosse Herausforderungen mit sich. Was dies für Strengelbach bedeutet, ist schon länger bekannt: Die Oberstufe wird aufgehoben. Nach den Sommerferien gehen die Oberstufenschüler in Brittnau zur Schule. Rosmarie Wilhelm stimmt dies wehmütig. «Für unsere Schule ist es ein grosser Verlust.» Das gut funktionierende Team der Lehrpersonen werde auseinandergerissen. Projekte, bei denen die jüngeren mit den älteren Schülern zusammenarbeiten können, fallen künftig ebenfalls weg. Wehmütig stimmt Rosmarie Wilhelm auch ihr baldiger Abschied von der Schule Strengelbach. «Ich werde die Menschen hier sehr vermissen», sagt sie. Am 1. August übernimmt Tim Schaerer den Job des Gesamtschulleiters. Er wird zusammen mit Brigitte Zemp, die für den Bereich LiF (Leitung integrative Fördermassnahmen) zuständig ist, das Schulleitungsteam bilden.
Freizeitplanung steht noch an
Rosmarie Wilhelm möchte sich nach ihrer Pensionierung vermehrt ihren Hobbies widmen: Literatur, Kunst, Musik und Velofahren. Konkrete Pläne hat sie für die freie Zeit aber noch keine. «Ich war bislang zu beschäftigt, um darüber nachzudenken», meint sie und lacht.