
Rote Köpfe wegen Blauer Zone im Rothrister Aarequartier
Christian Sommer, Bewohner des Aarequartiers in Rothrist, ist so richtig sauer. Grund dafür ist die Gemeinde respektive die geplante Blaue Zone in seinem Quartier. Diese Blaue Zone kündigte die Gemeinde den Bewohnern am 6. April in einem Brief, noch vor der offiziellen Veröffentlichung der dazu nötigen Verkehrsbeschränkung vom 8. April, an. «Als ich den Brief las, war ich empört», erinnert sich Sommer. Neben dem Inhalt des Briefs stört ihn vor allem, dass die Gemeinde über die Köpfe der Quartierbewohner entschieden und keine Möglichkeit zur Mitwirkung bestanden habe. Als Grund, weshalb nur ein Brief verschickt und keine Infoveranstaltung abgehalten wurde, nennt die Gemeinde im Brief die Corona-Pandemie. «Einfach lachhaft, wenn einen Monat zuvor zwei Infoveranstaltungen und eine Gemeindeversammlung problemlos abgehalten werden konnten», findet Sommer.
Blaue Zone soll den Verkehr bändigen
Der Gemeinderat ist überzeugt, dass mithilfe der Blauen Zone dem Verkehr und der Wildparkiererei – beides vor allem durch Besucher der Sandbänke unterhalb des Laufkraftwerks Ruppoldingen verursacht – entgegengewirkt werden kann. Im Zofinger Tagblatt vom 8. April sagte der unter anderem für den Verkehr zuständige Gemeinderat Hans Rudolf Sägesser, dass durch eine Blaue Zone klare, ganzjährig geltende Verhältnisse geschafft werden können. Parkiert werden darf dann nur noch auf den 32 im Quartier verteilten Parkplätzen der neu geschaffenen Blauen Zone und 15 Parkplätzen auf dem Kiesplatz der Alpiq, die ebenfalls zur Blauen Zone gehören. Dass das Quartier so vom Verkehr entlastet wird, schreibt die Gemeinde auch explizit im Brief an die Anwohner vom 6. April.
Für Christian Sommer und viele weitere Bewohner des Aarequartiers ist aber klar, dass genau das Gegenteil der Fall sein wird. «Die Parkplätze werden wie ein Magnet wirken und den Verkehr ins Quartier ziehen – schliesslich stehen dann ja Parkplätze zur Verfügung.» Wird auf der ersten Runde kein Parkplatz gefunden, wird noch eine zweite und dritte Runde durch das Quartier gedreht, so die Befürchtung der Anwohner. Dann sei es vorbei mit der Wohnidylle und der Sicherheit der Kinder. «Regelmässig werden Tempo-30-Vorschriften oder der Rechtsvortritt von ortsunkundigen Lenkern missachtet. Wenn dann 200 Fahrzeuge, wie von einem Anwohner direkt an der Aare gezählt, durch das Quartier fahren, fürchten viele um die auf den Quartierstrassen spielenden Kinder.» Da das Quartier, abgesehen von einigen Liegenschaften direkt in der Nähe des Kiesplatzes, bis jetzt vom Verkehr verschont blieb und lediglich unter der Lärmbelästigung von der Aare her litt, führe die Idee des Gemeinderats nicht wie geschrieben zu einer Verbesserung der Lage, sondern zu einer starken Verschlechterung. Auch die Aussage Sägessers, dass die Parkdauer drei Stunden betragen werde, um unter anderem Besuchern des Restaurants Aareblick auf der anderen Aareseite genug Zeit zu lassen, stösst ihm sauer auf. «Was geht uns das Restaurant an? Für genug Parkplätze soll der Kanton Solothurn sorgen.»
Deshalb hat Sommer bereits am 6. April mit dem Sammeln von Unterschriften begonnen. Die Sammeleinsprache hat er letzten Freitag eingereicht. «Als ich mit dem Sammeln von Unterschriften begonnen habe, hat es sich im ganzen Quartier wie ein Lauffeuer verbreitet.» Über 60 Unterschriften hat er zusammengetragen. Er weiss noch von weiteren Anwohnern, die allein oder ebenfalls als Gruppe auch Einsprache einreichen wollen oder dies bereits getan haben. In Diskussionen, die beim Sammeln der Unterschriften entstanden, vernahm Sommer weitere Gründe, weshalb Bewohner des Aarequartiers gegen die Blaue Zone sind. Eine oft genannte Befürchtung sei etwa, dass Privatgäste oder Handwerker der Anwohner keinen Parkplatz finden würden. «Das Einzige, was ich nicht gefunden habe, ist jemand, der an dem Projekt etwas Positives findet.» Zudem wird befürchtet, dass Abfall in den Gärten der Anwohner landet, wie das um den Kiesplatz herum oft passiert.
Einsprecher wollen ein Gespräch mit dem Gemeinderat
«Uns geht es aber überhaupt nicht darum, die ‹Sandbänkler› zu vertreiben. Wir möchten einfach zusammen mit der Gemeinde eine Lösung finden, die sowohl für die Gemeinde wie auch die Anwohner stimmt.» Mit seiner Einsprache will Sommer erreichen, dass es doch noch zu einem Gespräch zwischen der Gemeinde und den Anwohnern kommt. Er wäre jedenfalls bereit, einen Teil der Anwohner zu vertreten. «Durch die Diskussionen konnte ich etliche Gründe, die gegen eine Blaue Zone sprechen, sammeln. Einige teilten mir auch andere Lösungen für das Problem mit, die gemeinsam mit dem Gemeinderat geprüft werden könnten.» So sind einige Anwohner überzeugt, dass eine gebührenpflichtige Parkplatzbewirtschaftung erheblich zur Verbesserung der Situation beitragen würde. Gleichzeitig würden die Einnahmen das ihrige beitragen, um die Kosten zu mindern und zu amortisieren. Mit einer Tagespauschale von 10 Franken beliefen sich die Kosten immer noch unter dem Badi-Eintritt – zumal diese Pauschale nicht pro Person, sondern pro Fahrzeug erhoben würde, lautet das Argumentarium der Einsprecher. «Bezahlen dürfen wir – mitreden nicht», so Sommer.
Zu den Punkten der Einsprecher will der Rothrister Gemeinderat zurzeit keine Stellung beziehen. «Die Einsprachefrist läuft noch bis und mit dem 11. Mai. Davor äussern wir uns nicht», so Gemeinderat Hans Rudolf Sägesser. Sobald die Frist abgelaufen ist, trete der Gemeinderat mit den diversen Einsprechern in Kontakt.