SAC Zofingen: Für die Vermigelhütte geht es ab in den Stollen

Die Stromversorgung der Zofinger SAC-Hütte hoch über Andermatt funktioniert nach fast zwei Monaten wieder. Nach rund drei Wochen Vorbereitungszeit haben letzte Woche über ein Dutzend Fachleute 25 Meter unter Tag das unterirdische 16 000-Volt-Kabel repariert. Es wurde bei einem Unwetter vor rund sechs Wochen von immensen Wassermassen aus der Verankerung gerissen und beschädigt. Der Kurzschluss hat die Stromversorgung der Vermigelhütte SAC für sechs Wochen gekappt.

10 000 Liter Wasser pro Sekunde waren für das vor vier Jahren in einem Wasserstollen der SBB zwischen dem Urner Unteralptal und dem Ritomsee im Tessin verlegte Mittelspannungskabel zu viel. «Die Anlage war für Hochwasser mit Durchfluss-Spitzen von maximal 4000 Liter pro Sekunde ausgelegt», erklärt ein müder Projektleiter Ernst Stalder. Der pensionierte Stromfachmann aus den Reihen des SAC Zofingen hat unter Zeitdruck die schwierigen Reparaturarbeiten geplant und koordiniert. Entsprechend froh ist er über die geglückte Reparatur. Sein Fazit: «Mit Sicherheit nicht noch einmal.»

Keine Toilettengänge mehr bei Kerzenlicht

Die Auswirkungen auf das Leben auf der Vermigelhütte waren für Gäste und Hüttenwart-Crews deutlich spürbar: eingeschränkte Stromversorgung durch einen Dieselgenerator, keine Dusche für die Hüttengäste, kein Internet, zumal auch das Glasfaserkabel durch die Naturgewalt gekappt worden war. Es fand ein nostalgischer Wechsel aufs Kochen mit Holz und Gas, Kerzenlicht in der Nacht auf Toilette und im Gang statt. «So wie wir es früher erlebt und überlebt haben», sagt Franz Blum, Mitglied der SAC-Hüttenkommission, schmunzelnd. Natürlich seien alle froh, sei die unfreiwillige Zeitreise nun vorbei.

Dafür, dass tagsüber hinter dem Haus kein Dieselgenerator mehr brummt, die Dusche wieder warmes Wasser spendet und nicht mehr im Holzkeller Brot gebacken werden muss, dafür haben Spezialisten während einer Woche im feuchten und dunklen Wasserstollen kräftig angepackt. Fachleute der SBB, ausgewiesene Spezialisten der Elektrizitätswerke Urseren und Altdorf, Industriekletterer und Bergführer sowie vier erfahrene SACler haben rund 120 Meter der insgesamt fast 10 Kilometer langen Mittelspannungsleitung ersetzt und in den dunklen, senkrechten Stollen neu verlegt und in Schutzrohren und Kabelkanälen verankert. «Wir danken herzlich und freuen uns», sagt Hüttenwart Thomas Stadelmann strahlend, der während seiner «Hütten-Frondienst-Woche» als letzter «Hausherr» auf das Notstromaggregat zurückgreifen musste. Eine gute Erfahrung – genauso wie die Einsicht, dass die Hüttengäste sehr verständnisvoll und teilweise sogar erfreut auf die besonderen Umstände reagiert haben.

Flexibilität und Improvisationstalent sind und bleiben in den Bergen ein gefragtes Gut. Die Vermigelhütte des SAC Zofingen hoch über Andermatt ist die erste Unterkunft auf dem beliebten Weitwanderweg «Vier-Quellen-Weg» und erfreut sich seit Jahren steigender Beliebtheit.