
Sätze, die einen leer schlucken lassen
Nicht zum ersten Mal publizieren wir heute einen lesenswerten Gastbeitrag von Dr. Heinz Bhend, dem Präsidenten der Hausärzte Region Zofingen (Seite 33). Bhend, Praktiker durch und durch, schreibt Sätze, die einen leer schlucken lassen. «Covid-19 wird uns erhalten bleiben«, heisst es etwa. Er meint nicht bis 2022 oder 2023 – nein, auch in in zehn Jahren noch werde Corona zu Hospitalisationen mit Intensivpflegebedarf führen.
Zehn Jahre! Also noch ein Jahrzehnt lang jedes Jahr eine Impfung? Noch zehn Jahre lang mit Maske einkaufen? Bhend rät zur Einsicht, möglichst rasch zu normalisieren, und einen – hoffentlich letzten – Anstieg in Kauf zu nehmen. Denn: «So lange Massnahmen verfügt sind, verlängert sich die Pandemie.» Ob er recht hat, wage ich ich nicht zu beurteilen. Mit der Pandemie ist ja ein bisschen wie im Fussball, nur mit unvergleichlich schlimmeren Folgen: Jeder ist ein bisschen Experte und weiss es besser. Einigermassen sicher scheint mir: Die gesellschaftlichen und sozialen Verheerungen der Pandemie werden immer dramatischer. Der Streit um Impfung, Zertifikat und Co. wird giftiger. Freundschaften zerbrechen, Familien fallen auseinander. Ich selbst ertappte mich heute dabei, in dieser Spalte das Thema Corona zu meiden – nur um keine Gehässigkeiten zu provozieren. Gemeindepolitiker bestätigen rundum: Corona hat sie noch mehr zur Zielscheibe von Wutbürgern gemacht. Das alles gibt mir inzwischen weit mehr zu denken als das Unbehagen angesichts einer möglichen Infektion.