
Schaulaufen für den Aufbruch: Wermuth begeistert die SP-Basis


Am Ende lachte er und bezahlte das Bier. Doch zu Beginn nahm Cédric Wermuth die Nominationsversammlung seiner lokalen SP-Sektion – an der niemand eine Überraschung erwartete – sehr ernst. Er begrüsste einige Mitglieder, setzte sich dann an den Tisch und starrte konzentriert auf sein Handy.
Der Saal im Restaurant Schützenstube war an diesem Dienstagabend zu klein für die SP des Bezirks Zofingen. Das freute die Parteipräsidentin Barbara Kunz-Egloff. Sie forderte die Parteibasis auf, diesen Elan gleich in die nächsten Projekte mitzunehmen.
Doch zuerst galt es den eigenen Nationalrat zu Handen der Kantonalpartei als Ständerat zu nominieren. Kunz legte dar, dass für sie kein Zweifel bestand, Wermuth anzufragen und auch aufzustellen. Inhaltlich sagte sie aber nichts – das überliess sie voll und ganz Wermuth. In seiner gewohnt kämpferischen Art startete er eine professionell aufgebaute Rede.
Zuerst tiefstapeln: Ein SP-Ständerat sei im Aargau eine Seltenheit. Das Rennen werde also sehr schwierig.
Dann der Angriff. Er habe in den letzten Jahren miterlebt, wie die Rechte agiere: «Die Mehrheit in Bern stellt den Profit weniger über die Mehrheit der Bevölkerung.» Und wenn man im Sommer über Cervelats diskutiere, zeige das, wie weit weg die Politik von den Bürgerinnen sei.
Dann Antworten geben: Es brauche gute Arbeit und gute Löhne. «Was ist das für eine Gesellschaft, die über 55-jährige Menschen einfach vor die Tür stellt, nur weil sie teuer sind?», fragte der Nationalrat rhetorisch. Auch das Thema Wohnen will er anpacken. Es brauche nun eine bodenpolitische Initiative, denn Wohnen zu anständigen Preisen sei eine öffentliche und genossenschaftliche Aufgabe und nicht die von Profitgierigen.
Zum Ende Einbezug der Basis: «Ich will in den kommenden Wochen und Monaten diskutieren und kämpfen.»
Nach der flammenden Rede forderte die Präsidentin den Saal auf, Fragen zu stellen. Diese kamen auch, waren für Wermuth aber mehr Steigbügel als Herausforderung. Er konnte darlegen, dass er gegen den Kompromiss mit AHV-Revision und Steuervorlage sei –und dass er zum Klima-Schutz für eine Beschränkung der Flugbewegungen sei.
Die Einigkeit im Saal ging gar so weit, dass Viviane Hösli, die Co-Präsidentin der Aargauer SP-Frauen, sich für eine Wermuth-Kandidatur starkmachte, obwohl die Frauen wohl in einer Woche Nationalrätin Yvonne Feri vorschlagen wollen. «Wir haben grosses Glück, dass die zwei diskutierten Kandidaturen in Sachen Gleichstellung gleichwertig sind», sagte Hösli. Dennoch würden die SP-Frauen mit einer eigenen Kandidatin antreten.
Zum Schluss wurde Wermuth ohne Gegenstimme nominiert und mit roten Rosen beschenkt. Als Präsidentin Kunz dann die Biertrinker noch zum Bezahlen der Dutzenden Stangen aufforderte, winkte Wermuth ab. «Die Biere gehen auf meine Rechnung, zumindest für alle, die sich nicht enthalten haben.»
Dann lachte er an diesem Abend erstmals so richtig gelöst.