Schenk Stiftung: Gesucht wurden aussichtsreiche Solisten

Sinn und Zweck der 1995 von Jmanuel und Evamaria Schenk gegründeten Stiftung ist eine Art Starthilfe für junge Musiktalente anzubieten. Studierende an den Schweizer Musikhochschulen sollen die Gelegenheit erhalten, mit einem professionellen Orchester vor Publikum als Solisten aufzutreten. Der Weg dazu ist anspruchsvoll. Vorerst müssen die besten ihrer Studierenden von den Hochschulleitungen zum Solistenwettbewerb im September vorgeschlagen werden. Dort stehen sie vor der Jury aus Marc Kissóczy (Dirigent und Professor an der Zürcher Hochschule der Künste), Dieter Ammann (Komponist und Professor an der Musikhochschule Luzern) und Oliver A. Schnyder (Pianist) im Wettbewerb mit den anderen Vorgeschlagenen. Diejenigen mit der besten Beurteilung erhalten darauf die Einladung zum Auftritt am Jahreskonzert. Dieses Jahr waren es fünf Solisten aus fünf verschiedenen Ländern. Noch nie hätten so viele daran teilgenommen, gab Stiftungsratspräsident Raymond Oswald bei der Begrüssung im voll besetzten Stadtsaal bekannt. Noch nie gab es auch ein solch vielseitiges und faszinierendes Programm.

Kontakt mit seltenen Klagwelten

Auf der Bühne fiel ein mächtiges, mehr als zwei Meter langes Gerät auf: eine sogenannte Marimba. Darunter wird ein Xylophon mit Klangstäben aus Tropenholz verstanden. Seinen Ursprung hat das Instrument in Afrika. Im «Marimba Concerto» von Emmanuel Séjourné (1961) trifft die vertraute Klangskala eines Streichorchesters auf die seltsame der Marimba. Allmählich schälte sich aus der Einleitung der Streicher eine leise Melodie heraus. Sobald der Solist Fabian Ziegler (1995) aus Winterthur in Aktion trat, wurde sie auf der Marimba akzentuiert, auf der ganzen Länge des Instrumentes hin- und herflitzend. Es war die körperliche Beweglichkeit verbunden mit musikalischer Virtuosität, die das Publikum in Erstaunen und Begeisterung versetzte, wobei auch Dynamik und Rhythmik zum Zug kamen. Ganz anderer Natur war das nachfolgende Harfenkonzert in Es-Dur (2. und 3. Satz) des russischen Komponisten Reinhold Moritzewitsch Glière (1875–1956). Andreas Müller-Crepon, der durch das Programm führte, bezeichnete das Werk als Flucht des Komponisten aus der kommunistischen Diktatur in eine romantische Traumwelt. Der 2. Satz begann mit einem kurzen Vorspiel der Celli, worauf der Solist Valerio Lisci (1994, Italien) die darin herrschende Melancholie in einer langen Kadenz aufnahm und vertiefte. Das Orchester antwortete mit elegischen Stimmungsbildern. Im Kontrast dazu wirkte der

3. Satz bewegt, heiter und fröhlich bis stürmisch, wobei Orchester und Solist mit punktgenauen Einsätzen im engen Dialog miteinander standen. Dmitry Smirnov (1994, Russland) hat schon Ende Oktober 2010 in Zofingen für Aufsehen gesorgt, damals auf Einladung der Stiftung St. Petersburg. Dass diese Förderung Früchte getragen hat, bewies er in der «Fantasie für Violine und Orchester in C-Dur» von Robert Schumann (1810–1856). Der Komponist hat dieses Stück auf Wunsch von zwei Virtuosen geschrieben, damit diese ihre Virtuosität beweisen können. Das gelang auch Dmitry Smirnov, versehen mit allen Finessen des Geigenspiels.

Entscheidung im Klavierkonzert

Nach der Pause folgte das Klavierkonzert Nr. 9, genannt «Jeunhomme» von Mozart (1756–1791). Er schrieb es mit 21 Jahren und brachte darin viel Neues ein. Dominic Chamot (1995, Deutschland) spielte den 1. Satz «Allegro», worin Orchester und Klavier abwechselnd das Motiv angeben und auslegen. Der Pianist versah sein Spiel mit jener Brillanz, Leichtfüssigkeit und Vielfalt an Ideen, die typisch Mozart und unvergleichlich sind. Dem gegenüber stand das Klavierkonzert in G-Dur von Maurice Ravel (1875–1937). Der Komponist spiegelt darin seine Eindrücke vom Jazz, die er auf einer Amerikatournee erhalten hat. Der erste Satz beginnt mit einem Peitschenschlag. Es war der Beginn einer Interpretation, wo der Solist Valentin Cotton (1992, Frankreich) die ganze Wucht, den Stil und die Rhythmik des Jazz und den Schwung des Blues einbrachte. Das Orchester «argovia philharmonic» zog mit, schwoll unter der Leitung von Marc Kissóczy zur vollen Stärke an und setzte seinerseits im Einklang mit dem Solisten markante Akzente. Der begeisterte Applaus liess rasch erkennen, wer den Preis der Stadt Zofingen erwarten durfte. Die Jury schloss sich dieser Meinung an.