Schmetterlings-Invasion an der Zofinger Rebbergstrasse

«Das war eine wunderbare Beobachtung nach der langen Regenperiode und eine Beglückung für jeden Schmetterlingsfreund», sagt Erhard Keller. Am 11. August bekam der Zofinger in seinem Vorgarten an der Rebbergstrasse während der Mittagszeit unerwarteten Besuch: Innerhalb von anderthalb Stunden konnte er zehn verschiedene Falterarten zählen. «Sie erschienen alle am gleichen Buddlejastrauch, um Nektar zu saugen», erklärt er. Dieser Strauch sei ein Paradies für Schmetterlinge.

Als Schüler hat er 1945 Schmetterlinge gesammelt

Der 91-Jährige glaubte, einige der Arten in Zofingen nicht mehr vorfinden zu können. «Allen Unkenrufen zum Trotz – die Tagfalter der Region existieren immer noch!», sagt er gut gelaunt. Eine erfreuliche Tatsache sei eben, so Keller, dass der grösste Teil der Tagfalterarten, die er als Schüler im Jahr 1945 an der Bezirksschule gesammelt hat, heute noch da sind.

Weil er jahrelang Schmetterlinge gesammelt hat, kennt er sich mit diesem Insekt gut aus und weiss alle zehn Arten, die er übrigens fotografiert hat, aufzuzählen: «Admiral, Distelfalter, C-Falter, Kleiner Fuchs, Zitronenfalter, Kleiner Kohlweissling, Grosser Waldportier, Kaisermantel, Landkärtchen und Mittlerer Weinschwärmer.»

Distelfalter wandern jährlich bis 15 000 Kilometer

Einzig der letzte ist kein Tag- sondern Nachtfalter. Laut Keller wartete dieser im Gebüsch in seiner Starre auf die Dämmerung. Und der Distelfalter ist ein sogenannter Wanderfalter, weiss Keller. Diese legen zwecks Reproduktion längere Strecken zurück. Nach neuen Erkenntnissen fliegt der Distelfalter jedes Jahr bis 15 000 Kilometer in vier Generationen von Westafrika bis Skandinavien. Nur ganz wenige Falterarten überwintern.

«Heute meint man, dass die Artenvielfalt stark zurückgegangen ist und es ein Schmetterlingssterben gibt», sagt Keller und behauptet: «In unserer Region ist das nicht der Fall. Im Gegenteil: Seit zwei Jahren gibt es neue Arten.» Dabei erwähnt er den Russischen Bären und den Brombeer-Perlmuttfalter.

Die Verwandlung über Ei, Raupe und Puppe zum Falter ist einzigartig in der Tierwelt. Keller zitiert eine Textpassage aus dem Erzähl- und Gedichtband «Schmetterlinge» von Hermann Hesse: «Er ist die festliche, die hochzeitliche, zugleich schöpferische und sterbensbereite Form jenes Tieres, das vorher schlafende Puppe und vor der Puppe gefrässige Raupe war.»