Schweinezüchter Meinrad Pfister: «Das ist eine völlig überrissene Aussage»

Zu Beginn dieser Woche haben diverse Umweltorganisationen gemeinsam eine Aufsichtsbeschwerde gegen das Luzerner Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartement BUWD eingereicht (wir berichteten). Sie werfen dem Kanton Luzern vor, dass er nicht genug unternehme, um den Ammoniak- und Phosphorausstoss der Landwirtschaft zu verringern. Von der Agrarlobby unter Druck gesetzt, wage das BUWD keine griffigen Massnahmen. Gleichzeitig haben kürzlich 145 Luzerner Bauern aus dem Einzugsgebiet der Mittellandseen beim Kantonsgericht Beschwerde gegen die neue Phosphorverordnung eingereicht. Ihnen sind die neuen Bestimmungen zu streng. Das BUWD äusserte sich aus verfahrenstechnischen Gründen bisher nicht zur Aufsichtsbeschwerde. Nun nimmt Meinrad Pfister, Schweinezüchter aus Altishofen sowie Zentralpräsident des Schweizerischer Schweinezucht- und Schweineproduzentenverbands, Stellung zu den Vorwürfen der Umweltorganisationen. 

Herr Pfister, die Umweltverbände kritisieren, dass dieser Nutztierbestand grösser sei als der Boden und die Umwelt ertragen könnten. Wie stehen Sie zu dieser Aussage? 

Meinrad Pfister: WWF und Pro Natura stellen den Zustand der Natur ganz bewusst als dramatisch schlecht dar, um ihr Ziel der Extensivierung der Landwirtschaft zu erreichen. Fakt ist, dass der Boden, das Wasser und der Wald im Kanton Luzern seit der Nachkriegszeit noch nie so gesund und sauber waren wie heute. Dass die Landwirtschaft seither die Emissionen laufend reduziert und immer ressourcenschonender produziert. Ich habe diese Entwicklung auf unserem Familienbetrieb in Altishofen selber miterlebt. Unsere Böden sind heute fruchtbar und kerngesund. Die Belüftung des Sempachersees ist immer noch eine Folge der Überdüngung aus den 70er- bis 90er-Jahren.  

Der Kanton entschied 2007, bis 2030 die Ammoniak-Emissionen aus der Landwirtschaft um 30 Prozent zu reduzieren. Bis 2014 wurde lediglich eine Reduktion von 4,5 Prozent erzielt. Dieses Jahr wurde die Zielsetzung angepasst. Im Vergleich zu 2014 soll die Emission bis 2030 um 20 Prozent reduziert werden. Ist eine solche Reduktion legitim? 

Es bringt uns nicht weiter, wenn wir unrealistische Ziele setzen, die nicht erreicht werden können. Hier haben wir einen der klassischen Zielkonflikte. Für mehr Tierwohl bauen wir Laufställe und Ausläufe, die wiederum zu höheren Ammoniak-Emissionen führen. Wir Bauern können nicht allen Ansprüchen gerecht werden. 

Was tun Schweinezüchter gegen den Phosphor- und Ammoniakausstoss? 

Der Phosphorgehalt im Futter wurde drastisch reduziert. Über jedes Kilo Phosphor müssen wir Rechenschaft ablegen und die Überschüsse werden an Betriebe, die Bedarf haben, abgegeben. Gegen Ammoniak werden Güllegruben abgedeckt, Schleppschlauch und Luftwäscher eingesetzt. 

Die Umweltorganisationen monieren, es stünden die Gesundheit der Bevölkerung, die Umwelt und das Leben künftiger Generationen auf dem Spiel. 

Das ist eine völlig überrissene Aussage. Weltuntergangsstimmung verbreiten hilft dem Spendensammeln und der schnelleren Zielerreichung. 

Wieso sind die neuen Bestimmungen zur Reduktion von oben genannten Emissionen für Bauern/Schweinezüchter zu streng? 

Weil sie nur durch eine Reduktion der Tierbestände erreicht werden können und es um Existenzen von Betrieben geht. Die Landwirtschaft ist bereit mit technischen Massnahmen weiter Verbesserungen zu erreichen. Wenn wir einfach die Tierbestände senken, fördern wir die Lebensmittelimporte – und dies ist sicher nicht im Sinne der Mehrheit der Schweizer Bevölkerung. Wir produzieren ja nur, was der Markt nachfragt.