
Schweinssteakhaxen und Fleischkäse aus dem Gefängnis Wauwilermoos
Die Besucher mussten sich aus hygienischen Gründen zuerst in einen Schutzanzug zwängen, als die Justizvollzugsanstalt (JVA) Wauwilermoos am Samstag ihren neuen Metzgereibetrieb eröffnete.
Markus Banz, Gruppenleiter der Fleischverarbeitung, begrüsste die illustre Schar von Interessierten. Darunter auch Regierungsrat Paul Winiker (SVP) und Egolzwils Gemeindepräsidenten Urs Hodel (CVP). Fleischfachmann Banz zeigte und erklärte die Betriebsabläufe. Als Erstes nahm er einen Ständer mit vier Schweinssteakhaxen zur Hand; geschlachtet wurden die Tiere aber extern. Es sei wichtig, dass die Haxen nun übers Wochenende verarbeitet würden, so Banz.
Dann demonstrierte er, wie man das Fleischkäsebrät durch eine Maschine in eine Aluminiumform spritzt. Jetzt müsse man den Fleischkäse nur noch kurz aufbacken, erklärte er. Mit viel Unterhaltungswert versuchte auch Regierungsrat Paul Winiker, das Brät durch die Maschine zu pressen und ebenso kunstvolle Schlangenlinien zu produzieren wie zuvor der Fleischprofi. Er betrachtete schmunzelnd sein Werk und war sichtlich stolz.
Derweil übernahm der Betriebsleiter Cyril Nietlispach das Wort: «Vor zehn Jahren habe ich beschlossen, neben Milch auch Fleisch zu produzieren», sagte er. Die Kuh sei ja eigentlich ein Zweinutzungstier. Als verantwortlicher Leiter müsse er auch auf die Wirtschaftlichkeit des Landwirtschaftsbetriebs achten.
Neue Arbeitsplätze
Mit der «Fleischverarbeitung» ist im JVA-Landwirtschaftsbetrieb ein weiterer Arbeitszweig entstanden, der gut ans Gefängnis angebunden werden kann. Von den rund 60 Gefangenen im offenen Strafvollzug gibt es viele, die die Fleischbranche kennen. Laut Nietlispach ist es für die Justizvollzugsanstalt enorm wichtig, dass mit der Fleischverarbeitung zwei bis vier weitere Arbeitsplätze geschaffen werden konnten. Dadurch kann künftig auch ein Ausbildungsplatz als Fleischfachmann angeboten werden.
Das Ziel im Strafvollzug ist wenn immer möglich die Resozialisierung der Insassen. Und mit einer Ausbildung sind die Chancen auf dem Arbeitsmarkt ungleich besser als ohne. Wobei Gefängnisdirektor Felix Föhn präzisierend anfügt: «Wir setzen weder in der Metzgerei noch in der Küche Inhaftierte ein, die ein Tötungsdelikt begangen haben. Nicht zuletzt, wegen dem Hantieren mit langen scharfen Messern.» Dies sei auch mit ein Grund, weshalb in der Strafanstalt Wauwilermoos bewusst aufs Schlachten verzichtet werde, sagte Föhn.
Lob von der Politik
Die Investitionskosten für die neue Abteilung belaufen sich auf 600 000 Franken. Die Frischfleischprodukte werden unter anderem an Gastrobetriebe, Detaillisten, die eigene Küche und den eigenen Hofladen geliefert.
Der Egolzwiler Gemeindepräsident Urs Hodel sagte: «Wir freuen uns über das Engagement der JVA und den Mut für ihre innovativen Ideen. Wir hoffen, dass der Hofladen Möösli künftig noch mehr frequentiert wird.» Es sei der innigste Wunsch der Gemeinde, dass es funktioniere.
Regierungsrat Paul Winiker ist überzeugt, dass die Metzgerei eine sinnvolle Investition sei, weil ein neuer Berufszweig nicht nur Arbeitsplätze biete, sondern auch einen neuen Ausbildungsplatz. Letztlich erhielten die Inhaftierten dadurch eine weitere Möglichkeit zur besseren Resozialisierung.