
Seine Brocki-Karriere nimmt ein Ende: Die Brockenstube macht jetzt der Muckibude Platz
Übrig geblieben sind nur noch ein paar Teppiche, eine Schachtel voller Kleiderbügel und eine Stehlampe. Die Regale sind zu Kleinholz zerlegt, nicht verkaufte Gegenstände in schwarzen Kehrichtsäcken verstaut. «Weg mit dem Zeugs», sagt Hanspeter Lüscher (72). Es sei Zeit aufzuhören. «Schliesslich bin ich alt genug, um in Rente zu gehen.»
Vor fast 27 Jahren hat der Vater von drei erwachsenen Söhnen die «Regionale Brockenstube» eröffnet. Zuerst im alten Feldschlösschendepot in Schöftland – bis es abgerissen wurde. Dann ist er mit seiner Brocki nach Muhen gezügelt, später wieder zurück nach Schöftland, bis das Gebäude im Mühle-Quartier ebenfalls dem Erdboden gleich gemacht wurde.
«Ich musste immer flüchten», sagt Lüscher. Seit sieben Jahren ist er am heutigen Standort an der Hauptstrasse Richtung Schöftland, «zuerst im Keller, jetzt im Parterre.»
Internet als Konkurrenz
Hanspeter Lüscher war nie ein Sammler. Aus Gwunder besuchte er jeweils die verschiedenen Brockenstuben. Als er damals in seinem Job als Wirt nicht glücklich war, entschied er sich 1991 kurzerhand, eine Brockenstube zu eröffnen. «Ich wollte mich selbstständig machen.» Und wie kam der Müheler, der in Suhr wohnt, nach Schöftland? «Die Lage ist gut und ausser dem Frauenverein hat hier niemand eine Brockenstube betrieben», so Lüscher.
Anfangs hat er die Brockenstube zusammen mit seiner Frau geführt. «Während den ersten acht Jahren haben wir noch Hausräumungen gemacht.» Damit hätten sie dann irgendwann aufgehört. «Die Konkurrenz auf dem Markt wurde immer grösser.»
Nicht nur die grossen Brockenhäuser stellten eine Konkurrenz dar, sondern auch das Internet. «Wirklich gute und schöne Sachen finden den Weg nur noch selten in die Brockenstube», sagt Hanspeter Lüscher. Diese würden meist schon vorher auf den verschiedenen Internet-Plattformen feilgeboten.
Auf Gold gehofft
Was bei Lüschers «Regionaler Brockenstube» am besten gelaufen ist: Haushaltgeräte, Schallplatten oder Geschirr. Zum wahren Ladenhüter wurden indes in den letzten Jahren Bücher. «Ich hatte eine ganze Wand voll davon», sagt Lüscher.
«Die wollte aber kaum jemand.» Angesprochen auf den speziellsten Gegenstand während seiner Brocki-Karriere, nennt Lüscher einen alten Holztisch, den er für 200 Franken verkaufen wollte.
«Ein Kunde machte mich dann darauf aufmerksam, dass dieser Tisch viel mehr Wert hat und mindestens das Sechsfache abwerfen würde.» Der Kunde sollte Recht behalten. Reich wurde Lüscher mit seiner Brockenstube aber nicht. «Ich habe immer gehofft, dass ich einmal Gold in einem alten Sekretär finde», scherzt er.
Hanspeter Lüscher fällt es nicht schwer, loszulassen. «Mir wird es bestimmt nicht langweilig.» Das Einzige, was ihm leidtue, sei, dass er seine Stammkunden zurücklassen müsse. Solche hatte er einige, die wöchentlich vorbeischauten. Eine Kundin habe ihm sogar einen Früchtekorb zum Abschied geschenkt.
Jetzt entsorgt er noch die letzten Sachen aus der Brockenstube. Dann macht er Platz für das Fitnesscenter, das im oberen Stockwerk ansässig ist und dank seiner Geschäftsaufgabe um eine Etage vergrössern kann.