Seniorenzentrum Zofingen: Betriebskommission ohne Entscheidungskompetenz

Anfang März wurde die Entlassung des designierten Leiters des Seniorenzentrums Zofingen publik. Im gleichen Monat reichten die Fraktionen EVP-Die Mitte und die SVP im Einwohnerrat je eine dringliche Interpellation zum Seniorenzentrum ein. Beide wurden vom Einwohnrrat als nicht dringlich eingestuft – auf die Interpellation der Fraktion EVP-Die Mitte zum Thema «Neubesetzung und strategische Führung Seniorenzentrum Zofingen» liegt nun die Beantwortung des Stadtrates vor.

Nach der Kündigung ein aussergerichtlicher Vergleich

Der Stadtrat macht in seiner Antwort deutlich: Der Entscheid zur vorzeitigen Entlassung des designierten Leiters des Seniorenzentrums Zofingen sei ein Entscheid des gesamten Stadtrates gewesen – und nicht der Ressortchefin. Nicht gut weg in den Antworten des Stadtrates kommt der designierte Leiter selbst: «Verschiedene Gespräche im Vorfeld des Stellenantritts führten zu einem Vertrauensverlust, die den Stadtrat dazu bewog, diese Kündigung auszusprechen.» Die Kommunikation während der Verhandlungen zu einem möglichen frühzeitigen Stellenantritt hätten ausserdem in einer Tonalität stattgefunden, die keine Basis für eine gute und erfolgversprechende Zusammenarbeit gewesen sei, schreibt der Stadtrat auf die Frage, welche Kriterien zur Kündigung geführt hätten.

Auf den Hinweis, dass sich der Stadtrat potentiell rufschädigend für den designierten Leiter verhalten habe, führt der Stadtrat aus, dass er sich aus seiner Sicht nicht rufschädigend verhalten habe. «Nicht die Stadt hat sich in den Medien mit Details geäussert, sondern diese Äusserungen gingen vom Kandidaten aus.» Die Entlassung hat auch finanzielle Konsequenzen für die Stadt: Aufgrund einer Klageandrohung einigten sich die beiden Parteien aussergerichtlich. «Die Stadt hat zu einem Vergleich Hand geboten, allerdings nur am untersten Ende der möglichen Entschädigungsbandbreite.» Über die Details des Vergleichs sei Stillschweigen vereinbart worden, so der Stadtrat weiter.

Kein Entscheid des Gesamtstadtrats

In ihrer Interpellation will die Fraktion EVP-Die Mitte der Frage auf den Grund gehen, warum es zu dieser Entlassung kam – und wie künftig eine ähnliche Situation vermieden werden kann. «Die Prozessschritte bei der Stellenbesetzung wurden eingehalten», beteuert der Stadtrat und gibt einen kurzen Überblick, wie die Neubesetzung abgelaufen ist: Die Dossiers seien von Stadtammann Hans-Ruedi Hottiger, Ressortvorsteherin Rahela Syed, der Leiterin Personal sowie einem Mitglied der Betriebskommission gesichtet worden. Drei Personen wurden anschliessend zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, bei denen kein Mitglied der Betriebskommission anwesend war. Die Betriebskommission wurde erst in der nächsten Runde wieder einbezogen. Die beiden Favoriten absolvierten ein Online-Assessment einer externen Firma, in dem Führungs-, Management- und Sozialkompetenzen untersucht wurden. Die Stadträte erhielten anschliessend Einsicht in die Bewerbungsdossiers. «Um einen möglichst schnellen Stellenantritt zu ermöglichen, delegierte der Stadtrat aus zeitlichen Gründen die Kompetenz zur Anstellung des neuen Leiters des Seniorenzentrums dem Evaluationsgremium», erklärt der Stadtrat die Tatsache, dass nicht das gesamte Gremium an der Neubesetzung beteiligt war.

Kein Imageverlust durch mehrfache Fehlbesetzung

«Welche Rolle spielt die Betriebskommission bei der Anstellung und/oder Entlassung der obersten Kaderperson im Seniorenzentrum?», fragt die Fraktion EVP-Die Mitte in Frage 5. Der Stadtrat führt aus, dass die Betriebskommission weder beim Anstellungsentscheid noch bei der Aussprache der Kündigung Entscheidungskompetenz gehabt habe. Die Betriebskommission sei aber bei der Sichtung der Bewerbungsdossiers als auch bei der zweiten Runde der Vorstellungsgespräche miteinbezogen worden.

Zum Schluss fragt sich die Fraktion EVP-Die Mitte, ob das Seniorenzentrum nun an gutem Ruf eingebüsst habe. «Der Stadtrat ist überzeugt, dass das Seniorenzentrum durch diese Entscheidung keinen Imageverlust erlitten hat», so der Stadtrat. Manchmal brauche es unbequeme Entscheide. Dies verstünden die Leute. Bei der Vermarktung des Seniorenzentrums bestehe allerdings noch Potential, gibt der Stadtrat zu und reicht den Stab weiter an den Einwohnerrat: «Auch die Politik, der Einwohnerrat, kann sich engagieren und zeigen, dass sie hinter ihrem Seniorenzentrum, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Bewohnerinnen und Bewohnern steht.» Das sei auch gute Werbung.