Sie haben schon Hunderte Frösche und Kröten vor dem sicheren Tod gerettet

Mehr Infos zum Verein «Karpfen Pur Natur», zum Eichmattweihers und dessen Entstehung gibt es unter www.karpfenpurnatur.ch

Sanft setzt Luis da Silva eine Erdkröte und einen Grasfrosch ans Ufer des Eichmattweihers. Er hat die Tiere auf der Strasse eingesammelt und sie vor dem drohenden Tod durch ein heranfahrendes Auto gerettet – ein Schicksal, das vielen Amphibien auf ihrer jährlichen Wanderung blüht. So begegnete der Techniker in den letzten zwei Wochen auf seinem Arbeitsweg unzähligen überfahrenen Fröschen und Kröten. «Es tut mir weh, das zu sehen», sagt er. Seitdem ist er jeden Abend unterwegs und sammelt entlang der Wilitalstrasse Amphibien ein. Sind viele unterwegs, rettet er pro Tag an die hundert Tiere. Manchmal steht Luis da Silva auch schon um fünf Uhr morgens auf, um bereits vor Arbeitsbeginn noch einige Amphibien einsammeln zu können. Die gefundenen Frösche und Kröten setzt er dann in eine grosse Box und transportiert sie darin zum Eichmattweiher, wo er sie in die Natur entlässt. Der Eichmattweiher, der rund eine halbe Hektare gross ist, dient als Karpfenteich und wurde vor acht Jahren durch den Verein «Karpfen Pur Natur» erbaut. Der Weiher mit mehreren Nebenteichen und die Uferlandschaft mit Trockenmauern und Asthaufen zog über die Jahre viele Amphibien an. Neben Erdkröten und Grasfröschen sind hier auch Faden- und Bergmolche beheimatet.

Schilder werden ignoriert

Er habe oft keine Lust, so früh aufzustehen, meint Luis da Silva. «Gern würde ich weniger machen – wenn andere Menschen dafür mehr Rücksicht auf die Tiere nehmen würden.» Er wünscht sich von den Autofahrern, dass sie in den von Amphibien stark frequentierten Gebieten herunterbremsen, um besser auf die Tiere Acht geben und ihnen ausweichen zu können. Das sei gerade entlang der Wilitalstrasse wichtig, wo viele Autofahrer mit 80 km/h unterwegs sind. Rücksichtsvolle Verkehrsteilnehmer sind auch dem Brittnauer Natur- und Vogelschutzverein ein grosses Anliegen. «Die Amphibien sind auf der Strasse gut erkennbar – man kann also nicht behaupten, dass man sie nicht gesehen hat», sagt Präsident Christian Wüest. Das kantonale Tiefbauamt hat im Gebiet des Brittnauer Haldengutweihers schon Verkehrsschilder aufgestellt, die Autofahrer auf die Krötenwanderung aufmerksam machen sollten. «Geholfen haben sie leider wenig.» Effizienter wäre das Anbringen eines Krötenzauns, ein rund 50 Zentimeter hoher Hag entlang der Strasse, der die Amphibien am Überqueren der Strasse hindert. Zusätzlich werden dabei auf der Landseite des Zauns Kübel im Boden eingelassen, in welche die Tiere hineinfallen und später darin über die Strasse zum Gewässer getragen werden. Diese Massnahme sei aber im Fall der langgezogenen Wilitalstrasse schwer umsetzbar und mache für dieses Jahr keinen Sinn mehr – die Wandersaison ist bald vorüber. Luis da Silva und Christian Wüest haben aber bereits mit dem privaten Eigentümer des Eichmattweihers gesprochen. «Nächstes Jahr könnten wir vielleicht zumindest entlang der Strasse in Teichnähe Netze oder Zäune anbringen», sagt der Vereinspräsident.

Das Engagement für die Frösche, Kröten und Molche stosse bei vielen Menschen auf Unverständnis, meinen beide. «Eine häufige Meinung ist, dass es doch schon genug Frösche gibt», meint Luis da Silva, der privat im Tierschutz aktiv ist. Im Gegensatz zu einigen wirklich bedrohten Arten seien die hier vorkommenden Amphibien in der Schweiz zwar nicht gefährdet, erklärt Christian Wüest. «Eine Überpopulation gibt es jedoch nicht – sonst wären die Amphibienarten vom Bund nicht alle gesetzlich geschützt.»