
Sie hauchten dem «Storchen» neues Leben ein
Es verändert sich etwas rund um den «Storchen». Vom Erweiterungsbau der hauseigenen Brauerei stehen bereits die Grundmauern. Und wo zwischen Brauhaus und Restaurant Wiese ausgestochen wurde, soll bis zum Einzug der warmen Jahreszeit zusätzlicher Terrassenplatz entstehen. Wirt Andreas Berger (48) braucht mehr Platz rund um das Schlossrueder Dorfrestaurant. In erster Linie für seine Gäste, die im Sommer auf der bestehenden Terrassenfläche schnell einmal keinen Platz mehr finden. Doch auch für seine Ideen, von denen es im Kopf des gebürtigen Emmentalers einige gibt: Auf demjenigen Teil der neuen Terrasse, der neben der Mikrobrauerei entsteht, soll sich der Gast in ein paar Monaten an Grill und Salatbar bedienen können.
Seit bald vier Jahren wirtet Andreas Berger mit seiner Frau Lyuba (41) nun im «Store», wie die Gäste das Restaurant nennen. Mit ihrem Einzug fing der Gasthof nach mehreren Jahren wieder richtig zu leben an. Im Gegensatz zu manchen Vorgängern scheint der neue Küchenchef das richtige «Gspüri» für den Geschmack seiner Gäste zu haben.
Pech mit Pächtern
Bevor die Reinacher Maschinenherstellerin Erowa AG das Restaurant 2008 erwarb, war es schon drei Jahre geschlossen und auch unter der neuen Besitzerin gab es zuerst mehrere Pächterwechsel. Einer von Bergers Vorgängern tauchte erst gar nicht in der Wirtsstube auf: Der damalige Reitnauer «Bären»-Wirt Louis Sasse steckte in solch schweren finanziellen Problemen, dass er wenige Tage vor seinem Antritt im «Storchen» den Moosleerber Volg überfiel.
Andreas Berger hatte bereits Erfahrung darin, den Geschmack eines neuen Publikums zu ertasten. Über lange Zeit war er auf Donau-Kreuzfahrten für das leibliche Wohl der Passagiere zuständig. Bevor er das Restaurant Storchen übernahm, war er Küchenchef des Viersternehotels Waldegg in Engelberg. «Nur von lokalen Gästen kann ein grosser Gasthof nicht leben», sagt er. Dass der «Storchen» seine Spezialitäten braucht, wegen derer man auch vom übernächsten Dorf auf einen Happen kommt, wusste Berger deshalb schon beim Antritt. Als Konzept wählte er vom Gast selbst grilliertes Fleisch auf heissem Stein – es sollte aufgehen.
Seit der Emmentaler Koch sich für den «Storchen» entschied, haben die Schlossrueder wieder eine Dorfbeiz, steigen Velofahrer für eine Pause bei Bergers vom Rad und reservieren auch zahlreiche Gäste von weiter her einen Tisch. Bereits braucht es Personalverstärkung. Dabei war es Lyuba Berger damals etwas mulmig zumute, als sie zusammen an einem nebligen Tag erstmals durchs Ruedertal fuhren. «Wir merkten aber bald, dass man hier mit dem Autobahnanschluss viel zentraler ist, als es auf den ersten Blick scheint», sagt ihr Mann. Zudem faszinierte das ehemalige Kornhaus aus dem 17. Jahrhundert die neuen Wirte, das mit Mühle und Schloss den Dorfkern prägt. Berger ist überzeugt: «Dieses Haus hat eine Seele.»
Brauerei wird geräumiger
Als der Wirt mit der Idee zum Terrassenausbau auf die Erowa AG zukam, weitete diese die Baupläne gleich auf die Brauerei aus. Durch den Umbau entstehen dort zusätzliche Kühl- und Lagerräume. Braumeister Ruedi Schlatter braut dort helles und Rotkornbier und tüftelt hie und da auch an saisonalen Kreationen. Findet ein Gebräu mal nicht genug Abnehmer, so muss der Bierbrauer, der gleichzeitig nebenan die Mühle Schlossrued betreibt, dennoch nichts wegschütten. Das nicht verkaufte Bier wird zum «Schlossrueder Bierbrand».
