Sind aggressive Werbeaktionen von Fitnesscentern juhu oder tabu?

So bekommt man so viel fürs Geld wie noch nie, freut sich Philippe Pfister

Die Schweiz ist ein Paradies für Fitnessbegeisterte. Überall schiessen die Schwitztempel wie Pilze aus dem Boden. Der Verdrängungskampf wird mit harten Bandagen geführt. Manche Betreiber kaufen Kunden aus ihren bestehenden Verträgen raus, um sie zu sich zu locken. Für uns Kunden können das nur gute Nachrichten sein: Wir kriegen so viel für unser Geld wie noch nie.

Ich kann mich nicht darüber aufregen, dass einige Center dadurch unter Druck geraten. Manche Betreiber lassen ihren Gerätepark in Rekordzeit verlottern, Kundinnen und Kunden wird zugemutet, auf verschlissenen Trainingsbänken zu liegen und an knarzenden Maschinen zu trainieren. Ein Center technisch und hygienisch à jour zu halten ist eine Aufgabe, der längst nicht jeder Anbieter gewachsen ist. Andererseits sollten wir aufhören, jeden Franken zweimal umzudrehen und uns von jedem Lockvogel-Angebot verführen zu lassen. Bei Fitnesscentern gilt, was bei jeder Dienstleistung: Qualität kostet. Es gibt Laufbänder und Laufbänder, SpinningBikes und SpinningBikes. Wer einen Vertrag unterschreibt, sollte sich genau überlegen, welche Umgebung zum Training passt. Was hilft es, ein paar Hunderter im Jahr zu sparen, wenn jene Geräte, die am meisten Spass machen, fehlen oder veraltet sind? Am Schluss ist Spass der alles entscheidende Faktor, damit die Trainingsdisziplin nicht nach ein paar Wochen abrupt abbricht.

Denn was man auch wissen sollte: Die wichtigsten Kunden für die Fitnessclubs im Land sind jene, die das Abo brav bezahlt haben und fast nie auftauchen. Man sollte alles daransetzen, nicht zu ihnen zu gehören.

Lassen wir uns nicht vom aggressiven Marketing blenden, warnt Patrick Furrer

1000 Center zählt die Schweizer Fitnesslandschaft heute. Das bedeutet für uns Kunden ein vielseitiges Angebot – jeder kann sich das Format aussuchen, das am besten zu seinem Budget und seinen Zielen passt. So weit, so gut. Kürzlich wurde mir allerdings zu meiner grossen Überraschung angeboten, meine restlichen elf Monate Abolaufzeit zu übernehmen – Hauptsache, ich kehre meinem bisherigen Center sofort den Rücken! So attraktiv das klingen mag, mich irritiert dieses aggressive Marketing sehr. Betriebe wie Clever Fit oder Update Fitness jagen anderen Centern die Kundschaft ab. Dass das funktioniert, liegt heutzutage, wo alles möglichst billig sein muss, auf der Hand. Das kann und will ich nicht gut finden. Auch deshalb, weil solche Methoden nur jenen möglich sind, die mächtige Finanzpolster haben. Es handelt sich um ein Kräftemessen mit ungleich langen Spiessen. Vergessen wir nicht: Ein niedriger Preis und ein progressives Abwerben sind keine Garantie für Qualität. Genauso, wie ein hoher Preis noch keinen hohen Standard garantiert. Wer ernsthaft trainieren und etwas für seine Gesundheit tun will, sollte sich nicht von Lockangeboten oder abenteuerlichen Versprechungen verleiten lassen, sondern Betriebe vergleichen, sich beraten lassen und Probetrainings absolvieren. Deshalb mein alternativer Vorschlag: Warum nicht ein Monat Probetraining mit der Option, bei Nichtgefallen ohne Extrakosten wieder auszusteigen? So könnten wir wirklich einmal vergleichen, ohne uns immer gleich langfristig verpflichten zu müssen. Und uns festlegen, weil wir dem Angebot vertrauen – und nicht, weil man uns mit Sonderaktionen geblendet hat.

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