Situation rund um «Wallenmatt»-Erschliessung: «Gefahr für Schulkinder»

Claudia Sommerhalder und Patrick Frei sind erstaunt. Die beiden sind ­Mitglieder des sechsköpfigen Referendumskomitees, das es geschafft hat, den Gemeindeversammlungsbeschluss über den Kredit zur Erschliessung des Gebiets Wallenmatt an die Urne zu bringen. Falls der Kredit bachab geschickt wird, so hoffen sie, könnte ihr Wunsch einer Erschliessung via Wolfgrubenstrasse (nördlicher Arealabschluss) wieder eine Chance haben. Der Kredit bezieht sich auf die Erschliessung über die Wallenmatt-strasse (westlich des Areals). Die beiden haben den Bericht eines Ingenieurbüros vor Augen, der vom Gemeinderat in Auftrag gegeben worden war und die Erschliessung zur geplanten Wohnüberbauung mit sieben Wohnhäusern mit Blick auf die Argumentation des Referendumskomitees überprüft hat. Er ist mit den Abstimmungsunterlagen auf der Website der Gemeinde aufgeschaltet.

Die Ingenieure beurteilen darin die verkehrstechnische Erschliessung, wie sie im Erschliessungsplan vorgesehen ist. Dieser existiert bereits seit über 20 Jahren, seit er im November 1999 rechtskräftig wurde. Basis ist ein Sondernutzungsplan früheren Datums. Die ursprüngliche Bauherrin, die Pensionskasse der Jura-Cement-Fabriken AG, verkaufte aber nach mehreren Jahren das Grundstück, statt zu bauen. Neue Eigentümerin ist die Neugut Immobilien und Verwaltungs AG in Dübendorf, die noch zusätzliche Parzellen angrenzend an die Wolfgrubenstrasse kaufte. Und deren Pläne lassen Sommerhalder und Frei ins Staunen kommen: Denn wie der Beurteilungsbericht erwähnt, sieht der Erschliessungsplan zwei Erschliessungen aus der künftigen Tiefgarage mit 125 Parkplätzen vor. Eine auf die Wallenmatt- und eine auf die Wolfgrubenstrasse. Ebenfalls aus dem Bericht ersichtlich: Der aktuelle Bauherr möchte auf die Wolfgrubenstrassen-Erschliessung verzichten. So heisst es: «Die Planung der Wohnüberbauung ‹Wallenmatte› sieht nun statt zwei nur noch einen Anschlusspunkt vor.» Der Bericht zieht das Fazit, dass die verkehrstechnische Erschliessung der Wohnüberbauung «Wallenmatte» auf die Wallenmattstrasse sinnvoll ist.

Am liebsten nur über ­Wolfgrubenstrasse erschliessen

Patrick Frei erinnert sich, dass der Gemeinderat an der Gemeindeversammlung im November nur über eine einzige Erschliessung sprach: die über die Wallenmattstrasse. Doch auch wenn es so sein sollte, dass grundsätzlich beide Erschliessungen möglich sind, möchte er die Wallenmatt-Ausfahrt am liebsten ganz vom Tisch haben.

Patrick Frei, der einst Anwohner war und jetzt an der Schönenwerderstrasse wohnt, kämpft seit längerem gegen die geplante Erschliessung. Bereits im Jahr 2015 hatte er eine Petition lanciert, um eine Änderung der Erschliessung zu bewirken.

Die Gründe, warum sie die Erschliessung nicht auf die Wallenmattstrasse hinaus wollen, sind bekannt. «Die Wallenmattstrasse ist der Schulweg vieler Kinder und mit der Überbauung könnten es 100 mehr sein. Wenn dereinst auch 125 Autos mehr über diese Strasse in Richtung Schönenwerderstrasse fahren, wird das sehr gefährlich», sagt Claudia Sommerhalder, die an der Wallenmattstrasse wohnt.

Bei einer Ausfahrt über die Wolfgrubenstrasse, fährt sie fort, würde kein Schulweg tangiert und der Weg zur Hauptstrasse sei ohnehin viel kürzer. Deshalb, sind sich die Mitglieder des Referendumskomitees einig, würden Autofahrer ohnehin den Weg über die Wallenmattstrasse, Wolfgrubenstrasse und Hauptstrasse nehmen und nicht die Route über die Schönenwerderstrasse, wie es der Gemeinderat vorhersage.

Das Komitee gibt jedoch zu, dass es auch in der Wolfgrubenstrasse, die nicht durchgehend über ein Trottoir verfügt, Fussgänger gibt. Und sie ist schmal, während sich in der Wallenmattstrasse die Autos besser kreuzen können. Letzteres jedoch nur, «wenn sämtliche Parkfelder in der Strasse eliminiert würden», sagt Patrick Frei.

Gemeinderat argumentiert mit Breite der Strasse

Auch der Gemeinderat schreibt in den Abstimmungsunterlagen: «Die Wallenmattstrasse weist die erforderlichen Strassenbreiten für die Erschliessungsfunktion aus. Der Ausbaustandard der Wolfgrubenstrasse ist 0,5 bis 1 Meter schmäler.» Zur Distanz zur Hauptstrasse sagt Ammann Mario Schegner: «Es stimmt, dass man von einer Erschliessung Wolfgrubenstrasse schnell in der Hauptstrasse ist. Dafür ist die Fahrt in Richtung Schönenwerderstrasse aber länger.»

Darüber, welche Konsequenzen eine Ablehnung des Kredits am 25. April hätte, gehen die Meinungen auseinander. Der Gemeinderat weist in den Abstimmungsunterlagen darauf hin, dass der Bauherr die Erschliessungskosten von 505 000 Franken einfach selber zahlen könnte, also auch den Gemeindeanteil von etwa 100 000 Franken. Den Paragrafen im Baugesetz, der besagt, dass ein Bauherr im Rahmen eines Sondernutzungsplanes mit Bewilligung des Gemeinderates eine Erschliessung auf eigene Kosten erstellen kann, kennt auch Patrick Frei. «Dort steht aber auch, dass der Bewilligung keine überwiegenden Interessen entgegenstehen dürfen. Ein Nein an der Urne müsste doch als überwiegendes Interesse gelten.»

Die Abstimmung vom 25. April ist nicht das einzige Hindernis, das die 77 geplanten Wohnungen noch nehmen müssen. Gegen die Baubewilligung wurde Beschwerde erhoben, nun ist der Gemeinderat Partei in einem Gerichtsverfahren. Da dieses noch läuft, äussert er sich nicht dazu.

Nein zur Erschliessung Wallenmatte

Bäretatze – Grüne Kölliken Läge die Wallenmatt in einer Stadt, würde sie als Erholungsgebiet oder Parkanlage geschützt, schreiben Bäretatze – Grüne Kölliken in einer Mitteilung. Grosse Grünflächen würden zur Milderung der Klimakrise als kühlende Zonen bewahrt und ausgestaltet. Und müsste man sie zur Not wirklich überbauen, würde man sie wegen der Nähe zu Bach und Bahnhof autofrei, kinder- und fussgängerfreundlich gestalten. Nun liege wie aus der Zeit gefallen ein Grossprojekt mit 77 Wohnungen und 125 Parkplätzen vor, so die «Bäretatze» weiter. Dieses werde sowohl das hoch belastete lokale Strassennetz als auch die Schulinfrastrukturen noch mehr überlasten.

Bäretatze – Grüne Kölliken haben sich in den Zonenplanungen der 80er- und 90er-Jahre vergeblich gegen überdimensionierte Einzonungen gewehrt, unter anderem auch im Gebiet Wallenmatt. Der anschliessende jahrzehntelange Rechtsstreit um den Gestaltungsplan habe für juristische Klarheit gesorgt. Aber das Resultat vermöge nicht zu befriedigen, weil sich die Dinge im neuen Jahrtausend wesentlich geändert hätten: Leute ziehen für die grüne Umgebung auf das Land, das Klima bereitet zu Recht Sorge und nicht mehr das Auto, sondern der Mensch und eine lebenswerte Umgebung stehen im Zentrum jeder Ortsplanung.

Bäretatze – Grüne Kölliken empfehlen daher am 25. April bei der Referendumsabstimmung ein Nein zum «Verpflichtungskredit Erschliessung Wallenmatt». Dies ermögliche einen Neustart und eine Gestaltung, die nicht nur Wohn- und Parkraum, sondern Lebensraum für Mensch und Natur biete. (mbo)