
Sondermülldeponie: Heikle Schlacke ins Zürcher Unterland «exportiert»
45000 Tonnen Schlacke aus der Sondermülldeponie Kölliken (SMDK) liegen in der Deponie «Häuli» der Zürcher Unterländer Gemeinde Lufingen. Was bisher nicht bekannt war: Das Material überschreitet die Grenzwerte für Schwermetalle und auch jene für organische Verbindungen. Die Schlacke dürfte so nicht dort sein, wo sie ist – sie hätte vor der Ablagerung im Ausland thermisch behandelt werden müssen.
Wie aus einem am Freitag veröffentlichten Urteil des Bundesverwaltungsgerichts hervorgeht, besteht derzeit keine unmittelbare Gefahr für die Umwelt.
Nachdem das Bundesamt für Umwelt festgestellt hatte, dass die Schlacke nicht in die Deponie «Häuli» gehört, wurde gleichzeitig verfügt, dass das bereits abgelagerte Material «aus Gründen der Verhältnismässigkeit» in der Deponie verbleiben könne – «sofern das Sickerwassermonitoring erweitert und in höherer Frequenz durchgeführt werde».
In Sachen Schlacke ist das Bundesverwaltungsgericht in seinem 36 Seiten umfassenden Urteil nicht tiefer in die Grube eingedrungen. Es hatte sich nur am Rande mit Kadmium und Antimon befassen müssen, denn im Zentrum des Rechtsstreits standen Bundesgelder. Diese wurden den Mitgliedern des Konsortiums der SMDK – das sind die Kantone Aargau, Zürich, die Stadt Zürich und die Basler Chemie – aus einem Fonds des Bundes zugesagt. Insgesamt ging es um einen Beitrag von 215 Millionen Franken. Den kürzte der Bund vor dem Hintergrund der kontaminierten Schlacke in Lufingen um 1,23 Millionen Franken.
Als Vertreter des Konsortiums und als Bewilligungsinstanz der Deponie focht der Kanton Zürich die Verfügung beim Bundesverwaltungsgericht an – und blitzte auf der ganzen Linie ab. Die Kürzung sei korrekt und verhältnismässig, befand das Gericht.
Apropos Schlackendeponie «Häuli» in Lufingen: Die war schon oft in den Schlagzeilen – und zwar in den positiven. 2013 wurde dort eine Anlage in Betrieb genommen, die Gold und Silber wie auch andere Metalle im Korngrössenbereich von 0,5 bis 3 Millimeter aus dem Schlackenabraum der Kehrichtverbrennungsanlagen herausfiltert. Die Metalle sind nicht nur bares Geld wert – ihre Rückgewinnung macht auch ökologisch Sinn. 2015 vermeldete die Betreiberin der Anlage, sie spare mit dieser so viel CO2 ein, wie ein Personenwagen ausstosse, wenn er 6000-mal die Erde umrunde.
Urteil A-678–2016 vom 14. März 2018