Sozialhilfequote: Steigend in Zofingen, sinkend in Aarburg

In Aarburg sinkt die Quote, in Zofingen steigt sie. Grafik: Marco Nützi
In Aarburg sinkt die Quote, in Zofingen steigt sie. Grafik: Marco Nützi

Die kürzlich veröffentlichte Sozialhilfestatistik des Kantons Aargau zeigt grundsätzlich positive Tendenzen. Im Jahr 2019 haben im Kanton Aargau 14 280 Personen in 8957 Unterstützungseinheiten Sozialhilfe bezogen. «Damit ist die Zahl der Dossiers wie auch der Personen zum zweiten Mal in Folge leicht zurückgegangen», hiess es kürzlich in einer Mitteilung des Kantons. «Auch die Sozialhilfequote, das Verhältnis der Sozialhilfebeziehenden zur ständigen Wohnbevölkerung des Kantons, sinkt wie schon im Vorjahr um 0,1 Prozentpunkte auf 2,1 Prozent.» Bis 2017 war die Quote jahrelang tendenziell angestiegen.

Jahrelang kämpfte Aarburg mit einer hohen Sozialhilfequote. Immer wieder rangierte die Gemeinde zuoberst auf dem Podest mit den meisten Sozialhilfeempfängern. 2019 fiel die Quote erstmals seit langem wieder unter die 5-Prozent-Marke (4,9 Prozent). Die Aarburger Sozialvorsteherin und Frau Vizeammann Martina Bircher (SVP) führt den Rückgang unter anderem auf den Kauf der Liegenschaft Burghof durch die Gemeinde zurück. «Damit konnten wir die Zimmervermietung stoppen», sagt Bircher. «Das schlägt sich positiv auf die Quote wie auch auf die Kosten nieder.» Ebenfalls konnte die Gemeinde die Strategie «hart aber fair» sowie den Beizug der externen Arbeitsmarktintegrationsstelle «noch konsequenter umsetzen», so Bircher.

Immobilienstrategie soll helfen, Quote zu senken

Trotzdem: Die Sozialhilfequote ist im Vergleich zu anderen Gemeinden noch immer sehr hoch in Aarburg. Damit sie weiter sinkt, braucht es gemäss Bircher eine konsequente Umsetzung der Immobilienstrategie. Denn die Möglichkeiten, die der Sozialdienst hat, seien im Städtli mehr oder weniger ausgeschöpft. Der Plan: Die Gemeinde soll ein bis zwei Problemliegenschaften erwerben. «Dann würden sich die Ausgaben in der Sozialhilfe markant reduzieren», ist Bircher überzeugt. Das würden auch die Erfahrungen mit dem Burghof zeigen. So konnten die Ausgaben in der Sozialhilfe von 2018 auf 2019 um 500 000 Franken reduziert werden. «Der Kaufpreis der Liegenschaft ist 2021 bereits amortisiert», sagt die Sozialvorsteherin.

Der seit 2014 eingeschlagene Weg zeigt in Aarburg offenbar Wirkung. Das habe jüngst auch eine durchgeführte externe Analyse gezeigt, so Bircher. «Waren 2014 die Ergebnisse – ich kann es nicht anders ausdrücken – katastrophal, zeigt sich heute ein anderes Bild. Die Ergebnisse aus diesem Jahr zeigen einen gut geführten Sozialdienst.» Die Reorganisation sei damit erfolgreich abgeschlossen und die Abteilung sei fit, um die zukünftigen Herausforderungen zu meistern. Diese dürften früher kommen als erwartet. Die Auswirkungen der Coronapandemie bereiten der Aarburger Sozialvorsteherin nämlich grosse Bauchschmerzen. «Szenarien von Experten gehen von einer Zunahme von 30 Prozent aus. Das ist aber ein schweizweites Problem. In Aarburg haben wir in den letzten Jahren zum Glück unsere Hausaufgaben gemacht, womit wir für einen allfälligen Ansturm gerüstet sind.»

Auch in der Stadt Zofingen rechnet man mit einem Anstieg der Sozialhilfekosten um 20 bis 40 Prozent. Eine Prognose sei aufgrund der vielen Unsicherheiten aber schwierig, sagt der zuständige Stadtrat Dominik Gresch (GLP). Die Sozialhilfequote ist in Zofingen in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. 2019 lag diese bei 3,6 Prozent, 2013 bei 3,0 Prozent. Die aktuelle Sozialhilfestatistik des Kantons Aargau zeige, dass sich Zofingen hinsichtlich der Sozialhilfequote in den letzten Jahren anderen Zentrumsstädten wie Aarau, Lenzburg oder Rheinfelden angeglichen habe, sagt Gresch dazu. «Diese Entwicklung ist insbesondere auf externe Faktoren wie die zentrale Lage und die guten Verkehrsverbindungen oder die Verfügbarkeit von günstigem Wohnraum sowie auf die intern fehlenden Ressourcen zurückzuführen», ergänzt Gresch.

Die Stadt Zofingen blieb nicht untätig. «Der Bereich Soziales hat die Führung neu organisiert, die Prozessabläufe und Standards überarbeitet und die technische Systemunterstützung verbessert», sagt Gresch. Diese Massnahmen zeigten bereits Wirkung. So können in der Rechnung 2020 Optimierungen im Umfang von mehreren hunderttausend Franken erwartet werden. Kürzlich hat der Einwohnerrat zudem die Anpassung des Stellenetats im Bereich Soziales um 140 Prozent genehmigt. «Damit sollen die Sozialhilfekosten weiter stabilisiert und langfristig reduziert werden können», so Gresch.