Spanien gilt als Risikoland: Doch Rückkehrer können Quarantäne noch umgehen

Nun also auch Spanien. Das südeuropäische Land gehört zu den Lieblingsdestinationen der Schweizer Ferienreisenden. Doch ab Samstag gilt zumindest das Festland als Risikogebiet. Reisende müssen nach ihrer Rückkehr zehn Tage in die Quarantäne. In den letzten 14 Tagen verzeichnete das Land mehr als 60 Fälle pro 100’000 Einwohner.

Zum ersten Mal nimmt der Bund eine regionale Differenzierung vor. Die balearischen und kanarischen Inseln sind ausgenommen. Einerseits, weil die Fallzahlen tiefer liegen. Andererseits, weil sich die Passagierströme gut trennen lassen. Will heissen, die meisten fliegen ohnehin direkt von der Insel zurück in die Schweiz. Ebenfalls eine Premiere ist die Vorlaufzeit. Die Quarantänepflicht gilt erst ab Samstag. Damit kommt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) dem Wunsch der Reiseveranstalter nach. Allerdings führt dies zur absurden Situation, dass Spanienreisende die Quarantäne umgehen können, wenn sie umgehend zurückkommen. Der Reiseveranstalter Hotelplan geht denn auch davon aus, dass ein Teil der Kunden, die aktuell auf dem spanischen Festland Ferien machen, «wahrscheinlich vor Samstag zurückkehren». In diesem Fall würde man für sie einen neuen Rückflug organisieren.

Wer in die Quarantäne muss, hat Anspruch auf Erwerbsersatz

Von den Ferien direkt in die Quarantäne – das hat Konsequenzen bei Arbeit. Zumindest für jene, die nicht von zu Hause aus arbeiten können. Bekommen sie einen Lohn? Unter Juristen ist die Frage umstritten. Weil der Bundesrat sicher sein will, dass die Rückkehrer aus Risikoländern in die Quarantäne gehen, gibt es einen Anspruch auf Erwerbsersatz. Dieser beträgt 80 Prozent des Lohnes, maximal 196 Franken pro Tag. Der Anspruch besteht nur, wenn die Abreise erfolgte, bevor das Land auf die Risikoliste gesetzt wurde.

Reisebüros loben BAG

Bei den hiesigen Reisebüros hält sich der Unmut in Grenzen. Ein Kuoni-Sprecher lobt sogar den Entscheid. Das BAG habe Fingerspitzengefühl bewiesen, da die Balearen und Kanaren ausgenommen sind. Gleicht tönt es bei Tui. Der Reiseveranstalter würde es begrüssen, wenn solche regionalen Entwicklungen bei so genannten Risikoländern vermehrt berücksichtigt würden. Hotelplan und Tui geben an, dass derzeit mehrere hundert Gäste in Spanien weilen, jedoch die absolute Mehrheit auf der Balearen-Insel Mallorca. «In den stark betroffenen Regionen wie Nordspanien und Katalonien haben wir nur wenig Dutzend Gäste», sagt eine Tui-Sprecherin.

Kulanz bei Annulationen

Doch nicht alle Flüge dürften abgesagt werden, glaubt Hotelplan. «Es gibt zum Beispiel Kunden, die nach der Rückkehr problemlos im Home Office arbeiten können oder die bereits pensioniert sind, und für die eine Quarantäne kein Problem ist.» Wolle man die Reise aber annullieren, würden die Reisekosten vollumfänglich rückerstattet, sofern es sich um eine Pauschalreise handelt. Kostenlose Umbuchungen seien ebenfalls möglich.

Und was empfehlen die Reisebüros nun den Kunden? «Wir raten ihnen weiterhin Ferien auf den Balearen und Kanaren zu machen. Sehr verunsicherte Kunden können Ihre Buchung auch noch umbuchen und an eine andere beliebte Feriendestination wie Griechenland, Türkei oder Zypern reisen», sagt eine Tui-Sprecherin.