
Spezielles Sozialprojekt: Müller-Martini-Kita lehrt Kinder Toleranz
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Franken Spendengeld sammelte die Kita während dreier Znüniverkäufen im Dezember. Das Geld verteilte sie an «Jeder Rappen zählt», die Stiftung Nische in Zofingen, das Pflegeheim Sennhof in Vordemwald und das Integrationsnetz Zofingen.
«Die alten Menschen blühten vor den Kindern richtig auf», sagt Isil Tut. Sie leitet die Kindertagesstätte Sonneblueme in Oftringen, die Kinder von Angestellten der Müller-Martini-Firmen betreut. Isil Tut und ihre Mitarbeiterinnen Valentina Fischer, Alessia Bombardelli, Karin Zurfluh, Stephanie Küng und Melanie Spiess lancierten letzten Herbst ein besonderes Sozialprojekt: Sie brachten die Kita-Kinder mit betagten und beeinträchtigten Menschen zusammen, um schon im frühen Alter Empathie und Toleranz zu fördern. Das Spielen mit Kindern aus anderen Nationen hatte ausserdem zum Ziel, Verständnis für andere Kulturen zu wecken. «Es ist schön zu sehen, was Kinder alles bewirken können», sagt Isil Tut und lächelt. Rührend für die Beteiligten seien die regelmässigen Besuche im Pflegeheim Sennhof in Vordemwald gewesen. Ein dementer Mann, der das Sprechen aufgegeben hatte, redete plötzlich mit den jungen Besuchern. Bei einer betagten Frau rief das Spielen mit den Kindern alte Erinnerungen an ihre Jahre als Kindergärtnerin hervor. «Jung und Alt haben voneinander profitiert», sagt die Kita-Leiterin.
Respektvoller Umgang
Die Kita begrüsste im Rahmen des Projekts auch selbst Gäste in ihrem Haus: Bewohner der Stiftung Nische in Zofingen kamen mehrmals mit ihren Betreuern vorbei. Die Kinder hätten auf die körperlich oder kognitiv beeinträchtigen Besucher respektvoll reagiert; ihnen etwa Spielzeug angeboten. «Sie merkten, dass sich das Gegenüber zwar anders verhält als sie selbst, aber dass sie trotzdem mit ihm zusammen spielen können.» Bei den Begegnungen hätten die Kinder auch einiges verstehen gelernt – etwa, warum jemand im Rollstuhl sitzt.
Die Eltern hätten positiv auf das Projekt reagiert. Es seien einzig Zweifel geäussert worden, dass die Kinder zu klein sind, um das Ziel dahinter zu verstehen. «Unser Team findet es wichtig, dass die Kinder schon im sehr frühen Alter mit älteren oder beeinträchtigten Menschen zusammentreffen», erklärt Miterzieherin Valentina Fischer. Viele Erwachsene seien unsicher, wie sie etwa auf Behinderte zugehen sollen. Je früher der Kontakt stattfinde, desto besser könnten sich die Kinder einen geeigneten Umgang aneignen.
Die Kinder der Sonneblueme-Kita durften im Rahmen des Projekts auch eine symbolische Weltreise antreten. Sie besuchten mit den Betreuerinnen das Integrationszentrum in Zofingen, wo sich Schweizer und Familien mit Migrationshintergrund begegnen. Beim Frühstück und einer Spielerunde mit Kindern aus Afrika oder China hätten sie bemerkt: Wir haben alle eine andere Hautfarbe, sind aber alle gleich. In der Kita erfuhren sie zudem etwas über den Alltag von Kindern aus Drittweltländern. Betreuerin Stephanie Küng baute zum Beispiel einen Sinnesparcours auf, bei dem die Kinder barfuss über Erde oder Sand laufen durften. «Ich habe ihnen anhand des Parcours erklärt, dass es Länder gibt, in denen die Kinder keine Schuhe haben», sagt sie.
Am Thema dranbleiben
Die Kita sammelte während des Projekts auch Spenden für Kinder in Not. «Wir verwandelten die Kita in eine Backstube, haben während drei Wochen Süsses und Salziges gebacken für einen Znüniverkauf», sagt Isil Tut. Die Grittibänzen, Kuchen oder türkischen Süssigkeiten verkaufte die Kita letzten Dezember am Müller-Martini-Hauptstandort in Zofingen. 1570 Franken kamen während dreier Verkäufe zusammen. Einen Teil der Spenden übergaben die Betreuerinnen zusammen mit den Kindern an «Jeder Rappen zählt», der Rest ging an die Nische, den Sennhof und das Integrationsnetz Zofingen. Das Projekt ist nun abgeschlossen. Dranbleiben am Thema möchte die Kita dennoch, versichert Isil Tut. «Wir werden sicher bald wieder einen Spielenachmittag im Pflegezentrum Sennhof durchführen.»
