
Spital Zofingen macht den ersten Schritt zurück in die Normalität
Kommenden Montag macht das Spital Zofingen einen Schritt vorwärts in die Normalität. Ab dann sind auch nicht dringende Operationen wieder möglich, und die Sprechstunden laufen wieder wie gewohnt. Zumindest wäre das so geplant. Doch nicht alle Patienten wollen ihre Termine wahrnehmen. Laut Infektiologe Philippe Rafeiner hat das Spital diese Woche begonnen, Patienten für Sprechstunden aufzubieten. «Aber wir erhalten sehr viele Absagen, weil die Leute Angst haben.» Damit bestätige sich ein Verdacht, der bei der niedrigen Zahl an Notfallpatienten in den letzten Wochen aufkam: «Ein wichtiger Grund, warum weniger Leute kamen, war die Angst vor einer Ansteckung.»
Rafeiner gibt Entwarnung: «Unser Konzept eines Covid-freien Spitals funktioniert sehr gut.» Die Covid-Vortriage wirke. Man teste Patienten und Mitarbeiter, welche Symptome haben, rigoros. «Und wir haben bisher keine Übertragung im Spital festgestellt.» Es hat zwar Covid-Fälle unter Mitarbeitern gegeben. Aber das sei Anfang März gewesen und die Leute hätten sich im österreichischen Skiort Ischgl oder bei Weiterbildungen ausserhalb des Spitals angesteckt.
Das Meiden des Spitals kann für Patienten gefährlich sein. So hat man im Spital Zofingen festgestellt, dass in den letzten Wochen einige Patienten eher zu spät kamen. «Bei Gallenblasenentzündungen, Hirnschlägen oder Herzinfarkten bleiben die Leute zum Teil länger zu Hause und kommen nun später ins Spital», sagt Rafeiner. Man sehe dann verschleppte Krankheitsverläufe. «Das ist nicht gut.»
Daher versuche man jetzt, Patienten zum Besuch der Sprechstunde zu motivieren. «Aber es liegt in der Verantwortung der Patienten, ob sie kommen wollen oder nicht», sagt Rafeiner. Für diejenigen, die anreisen, ist der Gang ins Sprechzimmer weiterhin etwas mühsamer, denn alle müssen durch die Covid-Vortriage. «Patienten, welche Erkältungssymptome haben, werden in nicht dringenden Fällen nicht operiert», sagt Rafeiner.
Zivilschützer bleiben zur Unterstützung vor Ort
Dennoch freut sich der Spitalarzt auf eine gewisse Normalität. Denn in den letzten Wochen war die Auslastung des Spitals schlecht. «Es war nicht einfach, den Umgang damit zu finden.» Das Spital Zofingen gehört zum Kantonsspital Aarau (KSA), und dieses hat Kurzarbeit angemeldet. «Das ist für Mitarbeiter nicht einfach, weil man selektionieren muss.» Die Leute müssten zudem sehr flexibel sein. «Für etwa zehn Tage waren eineinhalb Stationen geschlossen», so Rafeiner. Doch seit letztem Wochenende steigen die Zahlen wieder. «In wenigen Tagen sind wir wohl wieder auf dem Niveau wie vor Corona.» Und die von Aarau übernommenen Operationen werden mit vermindertem Volumen weitergeführt.
Zum Schritt Richtung Normalität gehört auch der Rückbau einer kurzfristig aufgebauten Station. «Wir haben diese in einem derzeit wegen der Corona-Pandemie unbenutzten Ambulatorium im Stillen ausgebaut, als Notfallreserve», so Rafeiner. Nach dem Rückbau werde ab Anfang Mai dort wieder das Kompetenzzentrum für Essstörungen und Adipositas tätig sein.
Vorläufig bleiben werden die Zivilschützer, welche das Spital bei der Vortriage unterstützen. Diese nehmen die Leute in Empfang, leiten sie durch die Triage und übernehmen Kurierdienste zum Labor. Die Hilfe der Armee nahm das Spital Zofingen nicht in Anspruch. «Eigentlich meldeten wir bei der Armee Bedarf für ein mobiles Labor in der Covid-Triage an», sagt Rafeiner. Doch diese Lieferung habe nicht geklappt, und man habe die Sache anderweitig gelöst.
«Das Virus ist lenkbar»
Der Zofinger Spital-Infektiologe Philippe Rafeiner ist überzeugt, man dürfe Covid weiterhin nicht unterschätzen. «Wie gefährlich das Virus letztlich ist, wissen wir nicht.» Dennoch ist Rafeiner zuversichtlich: «Mir persönlich gibt es Beruhigung, dass die Massnahmen der letzten Wochen gewirkt haben.» Es sei offensichtlich möglich, zu reagieren. «Daher bin ich optimistisch, dass das Virus künftig lenkbar ist.» Das sei der grosse Vorteil aus den letzten mühsamen Wochen. «Das Ziel, die grosse Welle nicht auf einmal zu erleben, haben wir erreicht.» Das sei doch super. Nun müsse man die Massnahmen für alle tragbar gestalten und trotzdem keine neue Gefahr entstehen zu lassen. «Und wenn man sieht, es kommt eine zweite Welle, dann verstärken wir halt nochmal die Distanzierung», so Rafeiner. (jow)