
Stadtammann Hottiger zum rekordverdächtigen Abschluss: «Da muss man sich halt manchmal unbequem machen»
Herr Hottiger, der letzte Abschluss, den Sie vorlegen ist glänzend.
Hans-Ruedi Hottiger: Ich mache mal eine Milchbüchlein-Rechnung. Wir haben 2020 bei den natürlichen Personen 3 Millionen Franken mehr an Steuern eingenommen als 2019. Die Bevölkerung ist gleichzeitig um 150 Personen gewachsen. Die Steuerkraft in Zofingen beträgt pro Kopf im Durchschnitt rund 3000 Franken. Rechne: 150 mal 3000 Franken würde 450 000 Franken ergeben, und nicht 3 Millionen. Das Steuersubstrat hat sich also qualitativ massiv verbessert.
Ihre Mantra, gute Steuerzahler nach Zofingen zu holen, ist aufgegangen.
Ja, aber man muss aber auch etwas dafür machen. Es braucht Qualität im Wohnbereich, und man muss Dienstleistungen anbieten. Wir haben beispielsweise in der Frühförderung und bei den Tagesstrukturen einiges gemacht. Mir ist es ein Anliegen, dass die Stadt ihre Siedlungspolitik mit Qualität weiterführt. Da muss man sich halt manchmal unbequem machen. Ich hoffe, dass auch der künftige Stadtrat das schafft.
Trotzdem heben Sie den Mahnfinger?
Es gibt zwei Entwicklungen, die schwer abschätzbar sind. 2015 war der grosse Flüchtlingszustrom. Viele der vorläufig Aufgenommenen sind immer noch da. Der Bund zahlt diesen sieben Jahre lang den Unterhalt, danach ist Schluss. Wenn die vorläufig Aufgenommen in die Sozialhilfe gehen, weil sie jobmässig nicht integriert sind, werden die entsprechenden Kosten massiv ansteigen – und zwar auf einen Schlag. Darum ist die Arbeitsintegration absolut zentral. Nicht nur, weil die Sozialhilfekosten sonst steigen, sondern damit diese Menschen auch einen Lebensinhalt haben.
Unklar sind auch die Auswirkungen der Pandemie.
Genau. Viele Leute, die schlecht ausgebildet sind, verlieren ihre Jobs und haben es schwer, neue zu finden. Wenn die Arbeitslosenversicherung nicht mehr greift, landen sie in der Sozialhilfe. Zofingen muss also die anstehenden Investitionen klug etappieren. Ausgabenseitig müssen wir das, was wir im Pandemiejahr geschafft haben – nämlich den Kostenblock zu reduzieren – beibehalten. Nicht nichts ausgeben – aber das Geld sehr gezielt einsetzen. (pp)