
Stadtrat Andreas Rüegger: «Tempo 20 macht die Altstadt attraktiver»
Künftig soll in der Zofinger Altstadt Tempo 20 gelten. Der Stadtrat will den historischen Kern zur Begegnungszone erklären. Das schreibt er am Freitag in einer Medienmitteilung. Der zuständige Stadtrat Andreas Rüegger ist überzeugt: «Tempo 20 macht die Altstadt attraktiver.» Das reduzierte Tempo führe für zu mehr Wohn- und Lebensqualität. Heisst konkret: Je schneller Autos über gepflästerte Strassen fahren, desto mehr Lärm verursachen sie. Die geplante Temporeduktion wirkt dem entgegen. «Zudem werden die Gassen der Altstadt vermehrt von Fussgängern eingenommen», schildert Rüegger die Situation. «Mit Tempo 20 erhöhen wir die Verkehrssicherheit.»
Mit der Einführung der Begegnungszone bezweckt der Stadtrat ein harmonischeres Nebeneinander der verschiedenen Verkehrsgruppen. Dadurch werde die Attraktivität des Strassenraums gesteigert, die Aufenthaltsqualität erhöht und letztlich die Lebens- und Wohnqualität in der Altstadt verbessert. «Und das wollen wir als Stadtrat letztlich auch», ergänzt Rüegger. «Fakt ist auch, dass sich die Fussgänger bis anhin sowieso den Strassenraum erobert haben, was man gut beim Thutplatz sieht», sagt Rüegger. Mit Tempo 20 haben ganz klar die Fussgänger Vortritt.
Für Entscheid war Pandemie ausschlaggebend
Das Tempolimit von 20 km/h trägt den engen und verwinkelten Gassen und Plätzen
am besten Rechnung, da keine normenkonformen Sichtzonen vorhanden sind und auch nicht geschaffen werden können, findet der Stadtrat. «Auf bauliche Massnahmen wollen wir in diesem sensiblen Gebiet verzichten», sagt Rüegger. Eine flächendeckende Begegnungszone in der Altstadt sei die beste Lösung und verbessere die Verkehrssicherheit und somit auch die Schulwegsicherheit.
Ausschlaggebend für den Entscheid des Stadtrats, Tempo 20 einzuführen, ist auch die aktuelle Coronapandemie. «Wir haben festgestellt, dass sich die Menschen vermehrt in den Gassen und auf den Plätzen der Altstadt aufhalten», sagt Rüegger. Zudem wurden die Gassen vermehrt durch die Beizen genutzt worden. «Weil die Trottoirs von den Gastrobetrieben in Beschlag genommen wurden, mussten die Fussgänger auf die Strasse ausweichen.» Mit Tempo 20 gebe man die Strassenfläche offiziell für die Fussgänger frei.
Tempo 20 sei immer wieder ein Thema gewesen im Gremium, sagt Rüegger. Ursprünglich war geplant, das Thema im Rahmen des Altstadtprozesses zu diskutieren. Die Behörde plante, die Situation der Altstadt in Workshops mit rund 200 Teilnehmern zu besprechen. Weil der Prozess aber unter anderem aufgrund der Coronapandemie ins Stocken geraten ist, entschied sich der Stadtrat, das Tempo-Thema früher und separat anzugehen.
Für Velofahrer gelten die Regeln ebenso
Im Rahmen der Tempo-20-Diskussion kam der Stadtrat immer wieder auf die Velofahrer zu sprechen. «Sie waren der grösste Diskussionspunkt», so Rüegger. «Mit einem E-Bike oder Rennvelo ist ein Velofahrer rasch auf 45 km/h.» Ein Velofahrer muss aber mit angepasster Geschwindigkeit unterwegs zu sein und er kann auch gebüsst werden. Das Problem sei, dass Velofahrer nicht verpflichtet sind, einen Tacho zu montieren. Das dürfte sich aber ändern, wenn in ein bis zwei Jahren das neue Strassenverkehrsrecht in Kraft tritt.
Der Stadtrat betont in seiner Mitteilung, dass die Einführung der Begegnungszone keine Auswirkungen auf die Parkierung und die Verkehrsflüsse hat. Wo bisher parkiert oder gefahren werden durfte, darf das auch künftig gemacht werden. Themen wie die Parkierung und Nachtfahrverbote sollen im Altstadtprozess diskutiert werden.
Im Übrigen ist in den meisten historischen Aargauer Altstädten, wie beispielsweise Aarau, Baden, Bremgarten, Brugg, Laufenburg, Lenzburg und Rheinfelden heute Tempo 20 signalisiert, soweit sie für den Verkehr zugänglich sind. Ab heute Samstag liegt das Vorhaben öffentlich auf. Bis 7. Dezember können Einwendungen eingereicht werden. Klappt alles ohne grossen Probleme, soll Tempo 20 im nächsten Frühling eingeführt werden.