Strategie-Analyse: Vorhand Trumpf – oder besser schieben

SERIE

Die Kantonsschüler verfassen im letzten Ausbildungsjahr eine grössere eigenständige schriftliche Arbeit. Dabei können sie ein Thema genauer wissenschaftlich untersuchen. ZT/LN stellt in loser Folge einige der an der Kantonsschule Zofingen verfassten Arbeiten vor.

 

Es klingt nach Spiel, ist aber hohe Mathematik: Nicola Schärer und Lukas Joss haben sich mit der optimalen Strategie beim Schieber-Jass auseinandergesetzt. Untersucht haben sie zwei Dinge: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der eigene Weis der höchste ist? Und wann macht es Sinn, selber Trumpf anzusagen? Um zu berechnen, ob der eigene Weis der höchste ist, haben die beiden Murgen-thaler mithilfe der Kombinatorik die Anzahl verschiedener Karten-Kombinationen bestimmt und anschliessend deren Häufigkeit berechnet. So konnten sie bestimmen, wie wahrscheinlich es ist, dass ein bestimmter Weis von einem anderen überboten wird – und man ihn daher besser nicht ansagt, um dem Gegner nicht zu viel über die eigenen Karten zu verraten.

Lieber komplizierte Formeln als Text verfassen

Die Idee, den Schieber-Jass zu analysieren, hatte Nicola Schärer. Gemeinsam mit den Grosseltern jasst der 19-Jährige viel und gerne. Da sie jeweils zu dritt sind, spielen sie den Bieter-Jass, eine Abwandlung des Schiebers. «Ursprünglich wollte ich die optimale Strategie beim Black Jack analysieren. Dazu gibt es aber schon viel Literatur; neue Erkenntnisse wären nicht möglich gewesen», sagt Nicola Schärer. So entschied er sich für die Analyse seines Lieblingsspiels – und fand mit dem ebenfalls 19 Jahre alten Lukas Joss einen Partner, der bereits Erfahrung in Kombinatorik und im Berechnen von Wahrscheinlichkeiten mitbrachte. Lukas Joss konnte Nicola Schärer, der diese Themen im Mathematikunterricht noch nicht behandelt hatte, das eine oder andere erklären. Beide Maturanden sind sich trotz intensiver Literaturrecherche zu den mathematischen Themen einig: Die Berechnung der Wahrscheinlichkeiten war einfacher als das Verfassen der rund 30-seitigen Arbeit.

Glück ist auch mit gutem Jasswissen entscheidend

Eine klare Strategie, die sich beim Schieber-Jass auszahlt, können Nicola Schärer und Lukas Joss auch nach Abschluss ihrer Arbeit nicht benennen, da auch der beste Jasser noch das eine Quäntchen Glück brauche, um zu gewinnen. Die beiden Maturanden haben aber festgestellt: «Bei einem unsicheren Blatt wird tendenziell zu oft das Trumpf-Ansagen dem Partner zugeschoben.»

Um herauszufinden, ob das Kartenblatt in der Hand gut genug ist, um selber die Trumpffarbe anzusagen, haben die beiden Murgenthaler jeder Karte einen Wert zugeordnet. Diesen haben sie vorher mathematisch bestimmt. Sind die zusammengezählten Werte höher als 185, ist es sinnvoll, selber den Trumpf zu bestimmen. «Dafür muss man aber ziemlich gut sein im Kopfrechnen», sagt Nicola Schärer mit einem Schmunzeln. Ausserdem müsse man die Werte der einzelnen Karten im Kopf haben. «Ein App, das bei der Berechnung hilft, würde vielleicht Sinn machen», so Nicola Schärer. Was die Mitjasser von der Computer-Unterstützung halten, ist dann allerdings eine andere Frage.