Strengelbacher Unternehmer: «Es besteht kein Bedarf für einen Neubau dieser Grösse»

Jürg Thomann bezeichnet sich selbst als kostenbewussten Stimmbürger der Gemeinde Strengelbach. Als Unternehmer hat er sich Gedanken zum Bau des neuen Gemeindesaals in Strengelbach für 7,7 Millionen Franken gemacht. «Ich bin nicht grundsätzlich gegen einen Neubau», sagt er. Es habe lediglich das Gefühl, dieser sei überdimensioniert. Darum werden er und seine Frau Ursina Thomann den Antrag des Gemeinderats mit dem entsprechenden Verpflichtungskredit an der Gemeindeversammlung von heute Abend zur Rückweisung empfehlen. Ihr Hauptargument: Es sei keine Bedarfsanalyse für den Ersatzneubau zur alten Turnhalle durchgeführt worden. Im Traktandenbüchlein wird keine solche erwähnt. Zudem stellen die beiden einen Gegenantrag: Der Gemeinderat soll eine Bedarfsanalyse durchführen.

In einer Stellungnahme schreibt Jürg Thomann: «Nach Studium der auf der Gemeinde einsehbaren Unterlagen, insbesondere der Ausschreibungsunterlagen an die fünf zum Planungswettbewerb eingeladenen Architekturbüros, stelle ich fest, dass zwar ein Raumprogramm sowie ein Nutzungskonzept für den neuen Gemeindesaal erstellt wurde, nicht aber eine Bedarfsanalyse für die dem neuen Gebäude zugewiesene Nutzung.» Man müsste sich folgende Fragen stellen: «Wo wurden die Veranstaltungen und Anlässe bisher durchgeführt? Wie hoch war der Bedarf bezüglich Raum und Personen für die jeweilige Nutzung? Weshalb kann der bisherige Veranstaltungsort nicht mehr genutzt werden?»

«Der Neubau erscheint als nicht adäquat»

Er fährt fort, indem er, basierend auf den Protokollen der letzten neun Gemeindeversammlungen, eine Bedarfsanalyse für die dem neuen Gemeindesaal zugewiesene Hauptnutzung macht. Er errechnet, dass durchschnittlich 103 von 2947 Stimmberechtigten an den Gemeindeversammlungen anwesend waren. «Visualisiert man die durchschnittliche Anzahl der Teilnehmer pro Versammlung im Grundriss des geplanten Gemeindesaals, sieht das in etwa so aus», schreibt er (siehe Bild). Der Bau erscheint – zumindest für dessen Hauptnutzung – als nicht adäquat, schlussfolgert er.

Thomann schreibt, dass eine Bedarfsanalyse denselben Schluss für jede dem neuen Gebäude zugewiesene Nutzung zulassen würde; dass es keinen Bedarf für einen Neubau dieser Grösse gebe. «Nur weil es dann einen neuen Saal gibt», sagt er, «heisst das nicht, dass dieser a priori rege genutzt wird.» Um dies zu erreichen, müsse man wie die Stadt Zofingen für die Belegung des Stadtsaals Marketing betreiben – das sei bei den in Strengelbach vorgesehenen Betriebskosten kaum möglich.

Thomann, dessen Frau Lehrerin an der Schule in Strengelbach ist, sagt, dass im obligatorischen Fach Medien und Informatik jeweils nur vier Laptops zur Verfügung stehen würden. «Wie kann der Gemeinderat Anträge der Schule auf Erneuerung der Infrastruktur Jahr für Jahr ablehnen, der Gemeindeversammlung jedoch für den neuen Gemeindesaal revolvierende Betriebskosten von CHF 115 000 pro Jahr zur Genehmigung vorschlagen?», schreibt er.