Tausende besuchen das Panzerweekend beim Schweizer Militärmuseum in Full

 

«S‘ isch en Automat», erklärt der Mann im Kampfanzug dem Buben in der Fahrerluke des Leopard-Kampfpanzers. Drei «Leos» ­– darunter ein Prototyp mit einem Tarn-«Anstrich» aus Folie, der für Versuche zur Werterhaltung verwendet worden ist – bilden gewissermassen das stählerne Empfangskomitee zum Panzerweekend im Schweizer Militärmuseum in Full. Der Andrang ist an diesem frühen Samstagnachmittag gross – obwohl der Zutritt nur mit Covid-Zertifikat möglich ist. Vor der grossen Panzerhalle des Museums sind einige Exponate aufgestellt, so ein Universal Carrier, der einst in der Schweizer Armee als Schützenpanzer eingesetzt worden ist, oder ein deutsches Sturmgeschütz aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Beide Fahrzeuge könnten durchaus als Symbol für das Motto «Geschichte und Technik von Ketten und Stahl erleben» des Panzerweekends stehen.

Rund um die Piste sind die verschiedenen Panzer gruppiert, die bei den Vorführungen in Aktion gezeigt und mit denen auch Publikumsrundfahrten angeboten werden. «Boris war bei den Panzergrenadieren», erklärt ein Vater seinen Buben angesichts eines M113-Schützenpanzers. «Der musste jeweils nebenher seckeln – der arme Siech.» Wer auch immer dieser Boris gewesen sein mag. Nebenherlaufen muss hier niemand. Die Rundfahrten mit den Schützenpanzern sind offensichtlich ein Hit. Die Warteschlange jedenfalls ist sehr lang.

Zwischen den Rundfahrten werden verschiedene Panzer präsentiert und fachkundig vorgestellt. Sogar ein T34 – der Standardpanzer der Roten Armee ab dem Zweiten Weltkrieg bis mindestens zum Ungarn-Aufstand 1956 – rasselt vorbei. «Für die Heimat» ist in kyrillischer Schrift und in weisser Farbe am Turm aufgepinselt.

Der Stellungsbezug einer M109-Panzerhaubitze – völlig ohne rot-weissen Jalon und Batterieinstrument – dagegen lässt einen alten Artilleristen ins Grübeln kommen. «Eine Riesenveranstaltung», stellt am Rand der Piste angesichts der vorbeirollenden Ungetüme der ehemalige Kommandant eines Panzerbataillons fest. «Man fühlt sich fast etwas zu Hause.» – «Abgewürgt», meint dagegen ein Mann lachend und mit dem Beret in der Farbe der Reparaturtruppen auf dem Kopf, als der Motor eines Panzers auf der Vorbeifahrt nach einem Ruck plötzlich abstirbt.

Sogar die Rote Armee ist da

Neben der Panzerpiste sind Reenactment-Gruppen in Stellung gegangen. Die britische Durham Light Infantry hat vor einem Wegweiser aus Invasionstagen ihre Zelte aufgebaut. GIs haben eine Minenwerferstellung ausgebuddelt. Neben einem GAZ-Jeep steht ein Rotarmist mit aufgepflanztem Bajonett vor einem Lagerfeuerchen Wache. «Es ist uns wichtig, zu zeigen, dass es nicht bloss US-amerikanische, britische oder deutsche Truppen gegeben hat», erklärt er zur Motivation, in die Kluft der Sowjetarmee zu schlüpfen. «Wichtig ist, dass alle Details stimmen und zeitgemäss sind.»

Dahinter haben die Reenactors einer deutschen Panzerdivision ihr Lager errichtet. Zugegeben, die Wehrmachtsuniformen mit dem Ärmelstreifen in der alten deutschen Schreibschrift wecken etwas Unbehagen. Doch eine feine Käseschnitte aus der fahrbaren Feldbäckerei der Schweizer Armee hilft über solche Gedanken hinweg.

Erwartungen des Veranstalters erfüllt

5000 Besucherinnen und Besucher hatten die Veranstalter des Panzerweekends erwartet. Diese Erwartung dürfte erfüllt werden. «Wir sind beinahe überrollt worden», sagt Thomas Hug, der Präsident des Vereins Militärmuseum, am Samstagnachmittag. «Unsere Erwartungen sind weit übertroffen. Das ist erstaunlich. Auch angesichts der strikten Covid-Massnahmen. Auch das Interesse am Festungsmuseum Reuenthal, zu dem wir während des Weekends einen Shuttlebus anbieten, ist gross. Besucht wird das Panzerweekend nicht bloss von älteren Semestern oder Militärfans, sondern auch von Familien mit Kindern.»

Den Aufwand für den Anlass bezeichnet er allerdings als grenzwertig. «Rund 150 Helferinnen und Helfer stehen während zweier Tage im Einsatz – und das ehrenamtlich. Da stossen wir an die Grenze.»