Theatergesellschaft Rothrist: Heiter und doch nicht nur Klamauk

Die Spannung ist hoch, ein letztes Mal wird im Kopf der Text durchgegangen. Die Szenen sind hundertfach geübt, trotzdem setzt das Lampenfieber ein. Im Saal lautes Geschwätz, dann wird es dunkel. Die Leute verstummen, der Vorhang öffnet sich. Hunderte Gesichter richten ihre Blicke auf die Bühne. Nun gibt es kein Zurück mehr.

So wird es jedem der Darsteller ergehen, die am Freitag die Komödie «Bisch sicher?» von Rolf Brunold und Peter Kaufmann zur Aufführung bringen. Seit sieben Monaten bereitet sich die Theatergesellschaft Rothrist auf diesen Abend vor. Nach ersten Leseproben, bei denen die Schauspieler am runden Tisch zusammensassen und ihre Texte aus dem Textbuch vorlasen, begannen bald die Stellproben. Die Dialoge auswendig gelernt, spielten die Darsteller ihre Rollen vor leerer Kulisse. Das Bühnenbild mussten sie sich bis kurz vor der Aufführung vorstellen, lediglich sechs Mal probten die Theaterleute mit kompletter Ausstattung. Während dieser Zeit sei die Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle sehr intensiv, sagt Chris Bohn, der den griesgrämigen Firmenchef Hugo Klotz spielt. «Wir haben im Vorfeld alle einen Lebenslauf unserer Bühnenfigur verfasst.» So können die Schauspieler besser verstehen, wie sich die Gefühle und Handlungen ihrer Charaktere ergründen. «Mit dem Hintergrund der Rolle vertraut zu sein, ist wichtig, um sie authentisch spielen zu können», sagt Bohn. «Die Sätze aus dem Textbuch können in tausend Schattierungen wiedergegeben werden. Kenne ich meine Figur, kann ich ihre Aussagen entsprechend nuancieren.»

Misslauniger Geschäftsmann

Regie führen Ueli Hirzel und Katja Elze. Hirzel arbeitet das erste Mal mit der Theatergesellschaft Rothrist zusammen. Die Stückwahl habe ihn sofort überzeugt, beim Projekt mitzumachen. «In ‹Bisch sicher?› ist alles drin», sagt er. Das Werk enthalte viele Lacher, trotzdem gehe es in die Tiefe. Es handelt von Hugo Klotz, einem notorisch mies gelaunten Firmenchef. Er ist der Meinung, dass in der heutigen Welt alle Menschen entweder «fiese Blutsauger oder elende Waschlappen» sind. Dementsprechend behandelt Klotz sein Umfeld. Seine Frau kommandiert er herum, seinem Sohn verbietet er die Hochzeit mit der Freundin und für die Anliegen seines Buchhalters interessiert er sich keinen Deut. Als Klotz an seinem Geburtstag ein mysteriöses Elixier zu sich nimmt, verändert sich alles. Der ruppige Firmenchef durchlebt eine grundlegende Verwandlung, ist nicht mehr wiederzuerkennen. Für sein Unternehmen beginnt eine turbulente Zeit.

Humor und Tiefgang zugleich

Für Hirzel ist das Theaterstück ein Spiegel der Gesellschaft. «Heute gibt es viele Leute, die wie Klotz den Faden zum Leben verlieren», sagt er. Das Werk zeige auf, wie wichtig ein guter Umgang miteinander sei. In der heutigen Welt käme das viel zu kurz. «Das Stück hebt Werte wie Freundschaft und Liebe deutlich hervor.» Nicole Bachmann, Präsidentin der Theatergesellschaft, schliesst sich an: «‹Bisch sicher?› ist speziell, weil es sowohl leicht und unterhaltsam ist, die Zuschauer aber trotzdem zum Nachdenken angeregt werden.»