Thilo Sarrazin über harte Fakten und die Angst vor dem Islam

Bei der Begrüssung gab Stiftungspräsident Michael Freiburghaus, Pfarrer der evangelisch reformierten Kirche, die Richtung vor: «Josef, Maria und Jesus waren Flüchtlinge», wies er auf die Bibel hin, die von einem guten Christen Gastfreundschaft fordere. «Als Ebenbild Gottes steckt hinter jedem Flüchtling und Migranten ein individuelles Schicksal, das wir respektieren sollen.»

Es gebe in der Bibel aber auch klare Auflagen für Flüchtlinge. «Sie dürfen den alten Götzen nicht mehr dienen und sollen sich integrieren. Eine Parallelgesellschaft muss vermieden werden.» Freiburghaus blendete dabei aus, dass es kein Christentum geben würde, hätte sich Jesus an diese Vorgaben gehalten, wurde er doch wegen der Gründung einer für die damaligen Herrscher gefährlichen Parallelgesellschaft zum Tode verurteilt.

Christliche Leitreligion gefordert

Der Reigen der Vorträge begann mit Ralph Studer, dem Vizepräsidenten der Stiftung Zukunft CH. «Die Menschen in Afrika und den arabischen Ländern stehen bereit und wollen nach Europa kommen», sagte Studer. Wenn die Politik die Migration nicht stoppe, werde der Sozialstaat Schweiz unweigerlich zusammenbrechen. «Die kulturellen und religiösen Spannungen werden zu Zuständen vergleichbar mit den Kriegsjahren im ehemaligen Jugoslawien führen», stellte er in Aussicht.

Ralph Studer forderte, dass in der Schweiz eine christliche Leitkultur gesetzlich über alle anderen Religionen gestellt werden müsse. Die Schweiz, ein christlicher Gottesstaat? Für aufgeklärte, humanistisch denkende Menschen wie Nachredner Thilo Sarrazin eine grauenhafte Vorstellung.

«Das Kind steht für mich im Mittelpunkt», sagte Sefika Garibovic. Die vor 32 Jahren aus Mazedonien in die Schweiz eingewanderte Sozialpädagogin ist im Bereich Konfliktmanagement und Nacherziehung tätig. Sie prangerte Missstände an, die sie bei der Arbeit mit islamischen Jugendlichen erlebt. Die eklatanten sprachlichen und strukturellen Schwächen des Referats erschwerten aber eine Interpretation.

Viele Fakten, keine Vorurteile

Der mit grosser Spannung erwartete Vortrag des Starautors Thilo Sarrazin («Deutschland schafft sich ab») war gespickt mit Zahlen und Fakten, zusammengestellt aus den durch die UNO erhobenen, offiziellen Statistiken. Trotzdem gelang es ihm, anschaulich aufzuzeigen, ohne den Islam zu verteufeln, welche Probleme sich durch die unterschiedliche demografische Entwicklung Europas, der arabischen Länder und Subsahara-Afrikas entstehen werden.

«Das anhaltende, rasante Bevölkerungswachstum dieser Regionen, kombiniert mit Armut und Unterentwicklung, schafft immer wieder neue, wirtschaftliche Motive, um nach Europa auszuwandern», sagte Sarrazin. Eines von vielen markanten Beispielen: In Afghanistan wird sich die Bevölkerung bis 2050 fast auf 65 Millionen Menschen verdoppeln. «Man stelle sich vor, welche Herausforderung das für die Schweiz darstellen würde, wenn sich die Bevölkerung bis 2050 auf 16 Millionen verdoppeln würde.»

«In den typischen Herkunftsländern der Migranten gibt es heute 27 Mal so viele Jugendliche wie in Deutschland. Im Jahr 2050 werden es 60 Mal so viele sein. Die schiere Zahl junger Menschen, die aus Subsahara-Afrika und den arabischen Ländern zu uns kommen wollen, ist nicht zu bewältigen», sagte Thilo Sarrazin. «Die Zahlen müssten überschaubar bleiben, damit die Migranten das System nicht zerstören. Über die Obergrenze ist eine politische Diskussion nötig, die offen und vorurteilsfrei erfolgen muss. Eine wirksame, quantitative Begrenzung der Einwanderung aus dem westlichen Asien und Subsahara-Afrika dürfte für Europa zu einer Überlebensfrage werden. Sie gehört ganz oben auf die Agenda aller Parteien.»

Für das abschliessende Podiumsgespräch mischten sich auch noch Andreas Thiel und Camille Lothe, Präsidentin der Jungen SVP, in die illustre Schar. Die SVP-Frau beklagte, dass junge Frauen heute kaum mehr in sexy Kleidern ausgehen können, weil sie befürchten, von islamischen Migranten sexuell belästigt zu werden. Der Kabarettist Thiel sprach über die verlorene Redefreiheit in der Schweiz. «Seit den Morden an den Karikaturisten von Charlie Hebdo darf man sich nicht mehr über Mohamed lustig machen. Das haben einige Leute gemerkt, und so wird heute auch in der Schweiz die Redefreiheit an allen Ecken eingeschränkt.» Es dürfe aber in der Satire ausser Drohungen und Aufrufen zu Gewalt keine weiteren Tabus geben. Der Koran sei eine einzige Aufforderung zur Gewalt, weshalb das Buch in der Schweiz verboten werden müsste, forderte Thiel.