Tourismusdirektor will «keine Million Chinesen» auf dem Weissenstein – trotzdem soll Geld verdient werden

Das Kurhaus und die Seilbahn: «Siamesische Zwillinge»

So fulminant wie die Seilbahn vor vier Jahren in die neue Zeitrechnung gestartet ist, will auch das Hotel Weissenstein abheben. Dabei ist klar: Auch wenn Bahn und Hotel organisatorisch keine «siamesischen Zwillinge» mehr sind, ist die gegenseitige Abhängigkeit nach wie vor gross. Kein Wunder, sind die beiden Partner laut übereinstimmenden Aussagen intensiv im Gespräch.. Betriebliche Anpassungen – Stichwort Zweischicht-Betrieb und Einsatz von Gondel-Konvois am Abend – sind dabei nach Aussage von Geschäftsführer Koni Stuber dank technischen (Vor-)Investitionen möglich. Aber es müsse unter dem Strich auch für die Bahn wirtschaftlich sein. Oder, mit anderen Worten: «30 Gäste im Restaurant haben eine andere Wertschöpfung als 30 Seilbahn-Passagiere.» (bbr.)

Ich will nicht eine Million Chinesen pro Jahr auf dem Weissenstein», sagte Jürgen Hofer, seit genau zehn Jahren Direktor von Region Solothurn Tourismus, «aber wir wollen auf dem Berg Geld verdienen.» Diese klare Ansage am Tourismusforum im Alten Spital Solothurn prägte die Diskussion ein gutes halbes Jahr vor der sehnlich erwarteten Eröffnung des Hotels Weissenstein. Denn nach der Sanierung und dem Ausbau der Seilbahn und vor der Wiederauferstehung von Gastronomie und Hotellerie auf dem Solothurner Hausberg muss etwas gehen. Allein die Investitionen in den Hotelbetrieb belaufen sich auf über 20 Millionen Franken. Bauherr und Investor Tom Umiker meinte denn auch ohne Umschweife: «Am Ende muss es sich für alle rechnen.» Auch für die Seilbahn, die ihre Investitionsphase bereits hinter sich hat, wie Geschäftsführer Koni Stuber sagte: «Wir sind auf Masse angewiesen.»

Touristen, die lieber Gäste sind

Masse sind in diesem Fall Touristen. Solche wolle zwar eigentlich niemand (und selber Tourist wolle auch niemand sein), meinte Gastro-Journalist Peter Grunder, vielmehr wünsche man sich Gäste (und wolle als solche behandelt werden).

Für diese müsse man aber etwas bieten – in einer Zeit, da zwei Drittel der Schweizer Hotels und Restaurants nicht rentabel arbeiten, zumal. Keine einfache Ausgangslage für den Weissenstein, «der eine Generation lang ein Murks war», wie Grunder als Agent provocateur bemerkte. «Vorbildlich schlecht gemacht» worden sei es in den letzten Jahren auf dem Berg, der im Übrigen «absurd schön» sei.

Schützen und nutzen zugleich

Schön ist er in der Tat – aber nicht in erster Linie der touristischen Einrichtungen wegen, sondern aufgrund von topografischen Qualitäten und natürlicher Vielfalt. Dass es den Tourismus ohne diese Werte nicht geben kann, führte Bernard Staub, ehemaliger Leiter des Amtes für Raumplanung beim Kanton, eindrücklich vor Augen. «Schützen und Nutzen ist immer ein Spagat, aber er ist möglich», sagte Staub. Auch wenn es «nur einen Berg, aber hundert wünschbare Nutzungen gibt», wie er anfügte. Exemplarisch dafür ist die geplante Bikestrecke. Es gehe darum, Nutzungen zu konzentrieren und zu kanalisieren, sagte Staub – nur so gelinge es, für Flora und Fauna die Lebensbedingungen zu erhalten und mithin den Charakter des Bergs zu erhalten. Dass es dabei immer wieder Zielkonflikte gibt, mochte niemand bestreiten. Aber, so der Tenor: Es müsse gelingen, Maximalforderungen unterschiedlichster Interessengruppen in die Schranken zu weisen und das grosse Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. «Logisch statt ideologisch handeln», nannte Journalist Grunder dies.

Die ganze Jurakette

Und zwar nicht nur auf dem Weissenstein allein, sondern vom Grenchenberg über den Balmberg bis in den Naturpark Thal. So eben, wie es vor Jahren schon der Masterplan für das Gebiet skizziert hatte. «Es ist seither viel passiert», betonte Tourismusdirektor Hofer, «aber es gibt bei der Verzahnung der Gebiete noch Defizite.» Nicht um eine «Disneylandisierung» könnte es dabei gehen, sagte Raumplaner Staub, aber um die gescheite Verbindung von Verwandtem. Daran hat auch die Hotellerie und Gastronomie auf dem Berg ein Interesse. «Wir befinden uns in einer Ausflugsregion mit vielen Anspruchs- und Zielgruppen», sagte Hoteldirektorin Andrea Schlumpf. Und sprach dabei den Tages- ebenso wie den Seminartourismus an. Keine Zweiklassengesellschaft, wie sie betonte: «Es ist für alle der gleiche Berg, die gleiche Terrasse, die gleiche Aussicht.» Eine Aussage, die der aus dem Aargau stammende Unternehmer, in Klosters und Davos investierte Umiker unterstrich: «Der Weissenstein ist ein öffentlicher Ort, an dem alle ihren Platz haben.» Das soll auch in Zukunft so sein.

Die «Hellsten» strahlen weiter

Statements, die bei den 170 Besucherinnen und Besuchern des von Anita Panzer moderierten Tourismusforums gut ankamen. Ebenso wie die Versicherung, dass die «drei hellsten Solothurner» auf dem Berg erhalten bleiben. Auch wenn sie künftig vielleicht etwas weniger hell strahlen, dafür aber energiesparender und ökologischer als bisher. Aber sie leuchten weiter. Dauerhaft sollen sie es tun und nicht wieder erlöschen wie in der historischen Aufarbeitung des Weissenstein-Dramas durch Michael Hug, den Präsidenten von Region Solothurn Tourismus. «Wir wünschen uns alle, dass es nun gut kommt», meinte er. Und sprach allen Weissensteinianern aus dem Herzen. Zu diesen zählt zweifelsfrei auch Stadtpräsident Kurt Fluri, der sich in seiner Amtszeit mehr als einmal für den Hausberg und seine Infrastruktur einsetzen musste. Nicht von ungefähr wünschte er sich für die Renaissance auf dem Solothurner Hausberg alles, was den Weissenstein-Aficionados beim Gedanken an den 1. August, den Tag der Wiedereröffnung des Hotels, durch den Kopf ging. Eine Million Chinesen müssen es ja nicht sein.