Trotz abgesagten Bundesfeiern: Feuerwerkshändler rechnet mit explodierendem Umsatz

Das Sortiment reicht vom Knallteufel für 80 Rappen bis zur Feuerwerkbatterie mit einem Kaliber von 50 Millimeter. Eine solche kostet bis zu 200 Franken. Franklin Herz, Geschäftsführer von Weco, sagt in einem Beitrag gegenüber «TeleM1»: «Für den diesjährigen 1. August erwarten wir einen grossen Boom, was unseren Absatz betrifft.» Viele öffentliche Feste am Nationalfeiertag wurden von den Veranstaltern wegen Corona abgesagt. Für diese Veranstalter und deren Lieferanten ergibt sich daraus ein grosses Minus.

Nicht so für Weco und die rund 30 Mitarbeitenden. «Da unser Hauptgeschäft zum 1. August stattfindet, haben die bisherigen Corona-Massnahmen keine Auswirkungen auf unser Geschäft. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, weshalb es keine Kurzarbeit gab oder gibt.» Das sagt Herz auf Anfrage. Die Weco Suisse AG sei ein reiner Handelsbetrieb. Dieser biete Produkte an, welche von verschiedenen Herstellern aus diversen Ländern stammen, zum Beispiel Weco Deutschland. «Vulkane und Bengalhölzer werden fast ausschliesslich in der Schweiz produziert», sagt Herz. Vieles komme aber auch aus China.

Bei den Lieferketten aus Asien hätten während der Corona-Krise keine Engpässe bestanden. Herz schaut dem 1. August «extrem optimistisch» entgegen: «Da keine Grossfeuerwerke und Gemeindeanlässe stattfinden, feiern die Leute mit Familie und Freunden zu Hause. Dazu gehört am 1. August ein schönes Feuerwerk.» Weco gehe davon aus, dass es sogar zu wenig Ware auf dem Markt haben werde: «In den USA, wo zum Nationalfeiertag am 4. Juli ebenfalls keine Grossanlässe stattfanden, ist der Konsum von Privatfeuerwerk um rund 40 Prozent gestiegen.»

Kein Verkauf wegen Umwelt und Planungssicherheit

Ob sich amerikanische Verhältnisse auf die Schweiz übertragen lassen? In der Schweiz machte sich letztes Jahr ein Umdenken bemerkbar. Erste Genossenschaften der Migros kippten Feuerwerk aus dem Sortiment. Weitere zogen nun nach. Auf Anfrage schreibt die Migros: «Die Genossenschaften Aare, Luzern, Zürich, Basel und Ostschweiz verkaufen kein Feuerwerk mehr.» Grund dafür sind einerseits die Belastungen für die Umwelt. Zum anderen spielt für die Detailhändler die Planungssicherheit eine Rolle: Hitzewellen und damit einhergehende Feuerverbote machen das Geschäft unberechenbar.

Weiterhin erhältlich sei Feuerwerk in den Filialen der Romandie sowie dem Tessin, jeweils eine Woche vor dem 1. August. Während die Migros Produkte der Marke Bugano mit Sitz in Neudorf LU vertreibt, setzt Coop auf Feuerwerk von Weco. Der Basler Detailhändler hat bezüglich der Pyrotechnik eine andere Haltung und teilt auf Anfrage mit: «Coop verkauft weiterhin in allen Regionen Feuerwerk. Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden die freie Wahl.»

Feinstaubbelastung wegen Feuerwerk in der Luft

Das Bundesamt für Umwelt berechnete für die Jahre 2010-2018 eine jährlich durchschnitte Menge von 1800 Tonnen an verkauften Feuerwerkskörpern. Diese sind laut BAFU verantwortlich für rund 320 Tonnen Feinstaub, welcher die Luft belaste. Das entspricht rund 2 Prozent der jährlichen Feinstaubemissionen in der Schweiz. Resten aus den verbrannten Metallverbindungen gelange auch in Böden und Gewässer. Deren Belastung sei jedoch gering.

Die Produkte von Weco gibt es im Handel, sowie online zu kaufen. Wann die Verkäufe starten ist je nach Anbieter unterschiedlich: «Während die einen Geschäfte nächste Woche bereits mit dem Verkauf beginnen, verkaufen andere nur zwei bis drei Tage vor dem 1. August», sagt Herz. Die Firma Weco erwirtschaftet mit dem Schweizer Nationalfeiertag 70 Prozent ihres Jahresumsatzes.

Umweltfreundlichere Verpackungen

Argumente, die gegen ein Abbrennen von Feuerwerk sprechen wie Feuerverbote wegen Trockenheit, die Belastung von Luft, Umwelt und Tieren, Versammlungsverbote wegen Corona oder schrumpfende Budgets, lässt Herz nicht gelten: «Feuerwerk ist ein Ausdruck von Lebensfreude. Die Menschen wollen zusammenkommen und das Leben zelebrieren.»

Zwei Mal im Jahr, am 1. August und an Silvester, gebe es dazu die Möglichkeit, – mit Feuerwerk. «Dies entspricht einer uralten Tradition. Die Umweltbelastung spielt dabei eine untergeordnete Rolle.»

Laut Herz bestehe die Belastung weit hinter dem Komma, «unter einem Prozent». Wie kann die Branche «grüner» werden, oder gar neue Märkte erschliessen? Herz führt aus: «Es werden bereits die Verpackungen geändert. So, dass sie möglichst umweltfreundlich sind.» Er gibt ein Beispiel: «Die bisherigen Kunststoff-Spitzkappen der Raketen werden mit Papier oder Karton und ähnlichem Material ersetzt.» Auch die Kunststoff-Schutzhülsen für die Zündschnur bei den Raketen sollen durch solches Material ersetzt werden. Weiter sagt Herz: «Wir ersetzen in einigen Bereichen – wo es gesetzlich möglich und machbar ist – bisherige PVC-Verpackungen durch Schachteln aus Karton.» Dasselbe gelte für Klarsicht-Kunststoffdeckel und Abdeckfolien auf Batterien.