Trotz Lockdown weitergemacht – wie Roggliswiler Wirte der Pandemie trotzten

Irène Bättig wirtet seit sagenhaften 56 Jahren in der «Pinte».
Irène Bättig wirtet seit sagenhaften 56 Jahren in der «Pinte».

«Die Beiz ist die Seele eines Dorfes», sagt man. Roggliswil hat gleich zwei davon. Sie dienen als Treffpunkt für Freunde und Vereine – und auch als Aushängeschild für die Gemeinde mit 684 Einwohnern. Sie sind wertvoll, daher verleiht die Gemeinde den Anerkennungspreis fürs Jahr 2020 an die Betreiber der beiden Restaurants im Dorf, die «Pinte» und den «Ochsen».

An der Gemeindeversammlung wurden Irène Bättig und Claudia und Philipp Blum-Iff diese Woche mit dem Anerkennungspreis 2020 der Gemeinde geehrt (siehe Kasten). «Die Gemeinde dankt damit den Restaurants für ihr langjähriges Engagement fürs Dorf», sagt Sozialvorsteherin Brigitte Purtschert gegenüber dem ZT. Der Preis gehe speziell an sie, weil sie aufgrund der Pandemie ein hartes Jahr hatten. «Dennoch haben die Betreiberinnen und Betreiber den Kopf nicht in den Sand gesteckt», so Purtschert.

«Der Anerkennungspreis ist mir eine Ehre»

Irène Bättig, die seit 56 Jahren im Restaurant Pinte wirtet, hat während der beiden Lockdowns weiter für Stammgäste und Alleinstehende gekocht und sie mit Essen beliefert. «Ich war ja sowieso hier», sagt sie bei unserem Besuch in der «Pinte». Wegen der Pandemie musste sie ihr Restaurant zweimal schliessen. «Zusammengenommen war es fast ein Jahr lang zu», sagt sie. Die Zeit der Pandemie erlebte sie als langweilig. «Für viele Ältere waren die fehlenden Kontakte schwierig», so Bättig. Klagen mag sie aber nicht. «Corona hat andere härter getroffen als mich.» Sie betreibt das Restaurant alleine, kocht auf Vorbestellung und stellt bei Vereinsanlässen oder Feiern Aushilfen ein. Der Anerkennungspreis der Gemeinde ist ihr «eine Ehre», sagt sie. Als Wirtin der «Pinte» wolle sie noch mindestens vier Jahre weitermachen, sofern es ihre Gesundheit zulasse. «Die 60 Jahre möchte ich vollmachen», sagt sie. Danach schaue sie weiter.

Während der Lockdowns auf die Metzgerei fokussiert

Der Landgasthof Ochsen ist grösser. Der Betrieb beschäftigt 20 Mitarbeiter. «Wir sind dankbar, dass niemand gekündigt hat», sagt Claudia Blum-Iff. Sie windet den Behörden für ihre Arbeit während der Krise ein Kränzchen. «Nachdem die Massnahmen aufgegleist waren, haben sie schnell gewirkt.»

Philipp Blum betreibt im Gasthof eine Hausmetzg, in der er auch arbeitete, als der Gasthof geschlossen war. «Während des Lockdowns haben wir uns mehr auf die Metzgerei fokussiert und unsere Spezialitäten gewissermassen als Take-away verkauft», sagt er. Ausserdem habe es einiges zu renovieren gegeben und die Gartenwirtschaft sei aufgewertet worden. Der Anerkennungspreis freut Blums. «Es ist ein Zeichen der Wertschätzung dafür, dass wir uns für eine gepflegte Lokalität einsetzen», sagt Claudia Blum. Der «Ochsen» ist ein Aushängeschild für Roggliswil – mit Strahlkraft weit ins Oberaargau hinaus. Gekocht werden hausgemachte Spezialitäten aus Produkten, die häufig aus der Gemeinde stammen.

Bekannt ist der Gasthof für Wild und seine Metzgete, er hat aber auch viele Stammgäste, die ihre Feiern seit vielen Jahren im «Ochsen» ausrichten. So würden enge menschliche Beziehungen entstehen, sagt Claudia Blum. Ihr Mann erzählt, wie betagte Stammgäste sich zuweilen persönlich verabschieden, wenn sie zu gebrechlich für den Restaurantbesuch werden.

«Uns gefällt es in Roggliswil», sagt Claudia Blum, die froh ist, wieder wirten zu können. Während in der «Pinte» noch nicht so viel Betrieb wie vor Corona herrschte, ist der «Ochsen» wieder belebt. «Das schöne Wetter im Juni hat uns gerettet», sagt Philipp Blum, «dafür haben wir unsere grosse Terrasse.»