
Tun, was man auf die Fahne schreibt
Am 27. September stimmen wir auch über den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub ab; die Vorlage wird im Getöse um die Begrenzungsinitiative wohl etwas untergehen. Bei der kantonalen FDP stehen sich in dieser Frage offenbar zwei exakt gleich grosse Lager gegenüber. Die Partei hatte jedenfalls ihre liebe Mühe damit, eine Parole zu fassen (siehe Seite 28).
Während Nationalrat Matthias Jauslin mit einem Ja ein Zeichen setzen will, hält die Zofinger Grossrätin Sabina Freiermuth dagegen, auf dem Hintergrund von Corona könne sich die Schweiz ein Zeichen, das 230 Millionen Franken im Jahr kostet, gar nicht leisten. Erst kam ein superknappes Ja zustande, dann, nach der Intervention eines Delegierten, ein superknappes Nein. Mit dem Vorschlag des Präsidenten, Stimmfreigabe zu beschliessen, konnten schliesslich alle leben.
Auch am FDP-Parteitag wurde gegen den Vaterschaftsurlaub wieder zu Felde geführt, dieser werde vor allem Klein- und Kleinstbetriebe schädigen, weil diese grosse Mühe hätten, die Ausfälle zu verkraften. Tatsächlich? Klar: Kleine Unternehmen stecken es nicht einfach so weg, wenn ein Kollege zwei Wochen fehlt. Aber nehmen sie dadurch tatsächlich ernsthaft Schaden? Gerade im Lockdown haben unzählige Kleinbetriebe bewiesen, zu welcher Flexibilität sie fähig sind – sie werden auch lernen, mit einem zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub umzugehen, und zwar schnell. Die heutige Lösung – bei der Geburt eines Babys gibts für den Papa einen Freitag – ist, pardon, hinterwäldlerisch. Wir dürfen uns ruhig davon verabschieden. Vor allem jene, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf ihre Fahnen geschrieben haben.